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13.03.2023
Wohnpark am Schloss, Bad Waldsee

Der Rücken braucht Abwechslung

Bad Waldsee - Es sind kleine Schritte heraus aus dem gewohnten Bewegungsalltag, die viel zum Rückenwohlbefinden beitragen. Man muss sie nur gehen. Diplom-Sportwissenschaftler Stephan Schindler aus Bad Waldsee hat auf Einladung des Wohnparks am Schloss und des Stadtseniorenrats seinem vorwiegend weiblichen Publikum im Festsaal des Wohnparks unterhaltsam und anschaulich Einblicke in das Zusammenwirken von Bewegungsapparat und Gehirn ermöglicht. „Über Rücken könnte man ewig sprechen“, meinte Stephan Schindler zu Beginn und reihum wurde zustimmend genickt. Er war schon mehrere Male als Redner im Wohnpark zu Gast und freute sich über bekannte Gesichter im fast 40-köpfigen Publikum. Ewig dauerte sein Vortrag dann aber doch nicht, dafür gab es einprägsame Erkenntnisse, einiges zu lachen und auch das Mitmachen kam nicht zu kurz. Als erfahrener Therapeut kennt er seine Klientel und weiß, wie sehr die meisten in ihren gewohnten, beinahe zwangsläufig zu Schmerzen führenden Bewegungsmustern gefangen sind. Der gesamte Bewegungsapparat – und dabei gehören zum Rücken immer auch Hüften, Knie und Schultern – wird zu wenig und zu wenig variabel gebraucht. Als nachahmenswertes Beispiel nannte Stephan Schindler immer wieder die Kinder, die sehr viel variantenreicher durchs Leben gehen. Auf einem Bein stehen, auch einmal seitwärts oder rückwärts gehen - Kinder probieren alles aus „und da freut sich nicht nur das Gehirn, sondern auch Muskeln und Gelenke haben viel davon.“ Das Problem sei, dass viele zwar die Bedienungsanleitung ihres Smartphones lesen, nicht aber die ihres Körpers. Und dadurch nicht wissen, wie wichtig etwa der lange Bauch- und der lange Rückmuskel sowie der große Gesäßmuskel für das Wohlbefinden des Rückens sind. Letzterer, der fürs Gehen zuständige „Sprintermuskel“, werde von vielen „nur noch als Sitzpolster genutzt.“ Ein häufiger Wechsel zwischen An- und Entspannung dieser Muskeln durch moderate Bewegung, das regelmäßige Dehnen des durch langes Sitzen verkürzten Hüftbeugers, nachts möglichst nicht auch noch mit angewinkelten Beinen schlafen (also auch im Liegen sitzen) und nicht zuletzt regelmäßige Pausen, echtes Abschalten, tatsächliches Nichtstun – von all diesen Dingen profitiert der Rücken. „Spätestens wenn die Hexe schießt, bleibt eh alles liegen, weil nichts mehr geht. Also besser schon vorher immer wieder für bewusste Entspannung sorgen.“ Spaziergänge und sanfte Gymnastik, etwa nach der Feldenkrais-Methode, und „lieber weniger machen, aber das konsequent.“ Dadurch könne man beweglicher, kräftiger und geschickter werden, so dass der Rücken weniger Probleme macht. Denn eine komplette Schmerzfreiheit des Rückens gebe es kaum, dafür aber ein Rückenwohlbefinden. Um dies zu erreichen, müsse man im Alter nicht mehr Bauch- und Rückenmuskeln aufbauen, sondern „mit dem, was man hat, gut umgehen.“

Rückengesundheit erfordert Aktivität. Sportwissenschaftler Stephan Schindler bei seinem Vortrag im Wohnpark am Schloss. Foto: Elli Jäger/St. Elisabeth-Stiftung

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