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01.02.2017
St. Elisabeth-Stiftung, Bad Waldsee

Ethik-Café unterstützt Mitarbeitende

HEGGBACH/BAD WALDSEE - Mit ethischen Fragen beschäftigen sich Mitarbeitende der St. Elisabeth-Stiftung jeden Tag. Beispielsweise In der Behindertenhilfe, wie am zentralen Standort in Heggbach, leisten die Mitarbeitenden im Alltag viel: fachlich und menschlich. Etwa wenn es um sensible Fragen der Pflege bei Krankheit, Behinderung oder im Alter geht oder um Sterbebegleitung. Gerne nehmen sie den Rat und die Unterstützung des jungen Ethikkomitees der St. Elisabeth-Stiftung wahr.

Im Ethikkomitee sitzen seit gut zwei Jahren Experten aus unterschiedlichen Richtungen zusammen. Teilweise sind es Mitarbeitende der St. Elisabeth-Stiftung: Margot Fischer-Guttenberg, Juristin, Sylvia Hertzel, Altenpflegerin, Birgit Janson, Psychologin, Dr. Christoph Nonnenbroich, Onkologe und Palliativmediziner, Giselinde Widmann, Pflegeexpertin/Qualitätsmanagement, Sr. Sonja M. Hipp, Lehrerin für Pflegeberufe und Generalvikarin Kloster Reute sowie Katharina Vannahme, Theologin und Vorsitzende des Ethikkomitees. Das Ethikkomitee steht den Betroffenen beratend zur Seite und hilft bei der Entscheidungsfindung. Zu den Aufgaben gehören Einzelfallberatung, Mitarbeitersensibilisierung und die Entwicklung von Leitlinien. Dabei geht es  darum, Ethikthemen, wie die Ressourcenknappheit im Gesundheitswesen im Rahmen des christlichen Menschenbildes durchzubuchstabieren. „Wir bieten Vor- und Fürsorge für die Mitarbeiter an, damit sie bei drängenden und wichtigen Fragen nicht alleine dastehen. Auch Bewohnern und Angehörigen steht unser Angebot offen“, unterstreicht Katharina Vannahme. In regelmäßigen Einheiten, sogenannten Ethik-Cafés, bieten die Experten für die Mitarbeiterschaft Beratung und Schulung zugleich. Beginn ist immer mit einer kurzen Kaffeerunde. Es heißt erst einmal ankommen, die kleinen und großen Aufgaben aus dem Gruppenalltag für 90 Minuten zur Seite stellen. Und sich öffnen für den intensiven Austausch mit den Kollegen und diesmal mit Katharina Vannahme, die als Theologin Mitglied des Ethikkomitees der St. Elisabeth-Stiftung ist. Mit Hilfe eines konstruierten Falls spielen Mitarbeitende der Wohngemeinschaft Verena im Haus Bernhard durch, wie sie in einer bestimmten Situation reagieren würden: Ein Bewohner kam wegen Herzproblemen ins Krankenhaus. Bis dato hatte er in der Werkstatt für behinderte Menschen gearbeitet. Im Krankenhaus verweigert er nach zwei Tagen Trinken und Essen. Ihm soll eine Magensonde gelegt werden, damit er nicht verdurstet. Der Stationsarzt erreicht den gesetzlichen Betreuer nicht und ruft in der Wohngemeinschaft in Heggbach an. Hier erhofft er sich Informationen über den Patienten. So könnte es passieren – jeden Tag. „Wir sind oft die ersten Ansprechpartner“, bestätigt Melanie Lenzen, Abteilungsleiterin im Haus Bernhard. Voller Elan befassen sich die Mitarbeitenden der Gruppe im Ethik-Café mit diesem Beispiel. Schnell wird klar: Nicht selten sind gesetzliche Betreuer mit den Fragen von Ärzten überfordert. Die Gruppenmitarbeiter kennen die Bewohner aus dem Alltag und können ihr Verhalten oft deuten, auch wenn Verständigung schwierig wird. Wie bei diesem Bewohner, der den Mitarbeitenden in den letzten Monaten schon durch seinen geistigen Abbau aufgefallen war. Sie vermuten nun, dass sich „ihr“ Bewohner aufgrund der neuen Umgebung und Umstände verstärkt verloren fühlt. Als ob es sich um einen realen Fall handelt, entwickeln sie gleich einen Plan voller Ideen und Rückfragen an den Arzt. Im Ethik-Café werden Mitarbeitende für ihren Alltag auf Gruppen in Wohn- oder Pflegeheimen gestärkt. Es geht um Themen wie Autonomie versus Fürsorge, Lebensqualität versus Sicherheit oder Freiheitseinschränkende Maßnahmen. Themen, die häufig vorkommen, können in Ruhe überdacht werden. „Der Erkenntnisgewinn ist enorm. Mitarbeitende gehen gestärkt und mit neuem Wissen ausgerüstet wieder an die Arbeit“, stellt Katharina Vannahme fest.

 

 

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