Kontaktieren Sie uns
XSt. Elisabeth-Stiftung
Steinacher Str. 70
88339 Bad Waldsee
Telefonisch:
+49(0) 75249-06-100

+++ 2018 +++
+++ 29. November – Regina Wieser +++

In den letzten Tagen war es noch ganz toll, dass ich Sr. Ingeborg mit meinen Kenntnissen helfen konnte: Ich habe ihr beim neuen Abrechnungssystem in Excel geholfen sowie mit ihr ihren Dankbrief zu Weihnachten an ihre Spender geschrieben.
8 Wochen „mitleben“, „mitbeten“ und „mitarbeiten“ sind nun vorbei. Ich kann es gar nicht wirklich in Worte fassen, was ich hier erlebt habe und was mich hier bewegt hat. Man müsste das auch selbst erleben, um das alles zu verstehen – aber hier mal ein Versuch.
Man kann sich an vieles gewöhnen; es war zwar jeden Morgen eine Überwindung, sich kaltes Wasser über zu schütten – aber irgendwann ist es normal. Für mich war es unvorstellbar, mit Geckos in einem Zimmer zu sein – mittlerweile finde ich sie sogar ganz niedlich. Immer mal wieder ist für längere Zeit der Strom, das Wasser oder der Handyempfang weg – dann ist es eben so. Das waren zu Beginn der Reise so meine größten Bedenken – und genau diese Dinge waren das kleinste Problem. Man sieht und erlebt hier Dinge, bei denen einem wirklich bewusst wird, wie gut es einem doch geht. Und dass andere ganz andere Probleme haben, von denen man selbst nicht einmal wusste, dass es die gibt.

Die verschiedenen Hausbesuche, die ich erleben durfte, und die vielen verschiedenen Geschichten dazu bewegen einen sehr und beschäftigen einen auch eine Zeit lang. Und dann ist da eine Sr. Ingeborg, die so vielen hilflosen Menschen hilft. Aber nicht, indem sie ihnen Geld gibt, damit sie sich einen Sack Reis kaufen können, sondern dass sie einen Weg findet, wie die Familie selbst an Geld kommt. Oder wie sie einem Mädchen, das unehelich schwanger ist, kein Geld für eine Abtreibung gibt, sondern dabei hilft, dass diese „Situation“ im Dorf nun akzeptiert wird und alles gut ist. Sie ist wirklich der Engel von Tello.
Mein Fazit:
Mitleben – Ich habe mich auf eine fremde Kultur eingelassen und deren Menschen und Traditionen kennengelernt. Ebenso habe ich in der Schwesterngemeinschaft mitgelebt.
Mitbeten – Bei den Schwestern habe ich Glaube und Kirche noch einmal anders und natürlich sehr intensiv erlebt. Ebenso auf der Insel aber auch fremde Spiritualität – viele Glauben hier an die Wirkung der Geister.
Mitarbeiten – Die Missionsarbeit einmal direkt zu erleben und mitzuwirken ist ein großes Geschenk. Man erweitert seinen Horizont und lernt fürs Leben.

Auch wenn es nicht immer einfach und leicht war, bereue ich meine Zeit hier nicht. Man überschreitet definitiv seine Grenzen, ist oft auf sich alleine gestellt und teilweise im ersten Moment auch hilflos. Man lernt aber auch die kleinen Dinge im Leben zu schätzen: Zum Beispiel die Freiheiten, die ich als Frau in Deutschland habe. Oder der Sport, mir fehlte hier unheimlich das Joggen, das in Ruhe Spazierengehen – das gibt es hier einfach nicht. Auch wenn man nur ein paar Meter vom türkisblauen Wasser entfernt lebt, abends mit Meeresrauschen einschläft und morgens mit Meeresrauschen aufwacht, weiß man, wie schön man es trotzdem zu Hause hat und dass es auf ganz andere Dinge im Leben ankommt.
Ich bin der St. Elisabeth-Stiftung und dem Kloster Reute sehr dankbar, dass mir das alles ermöglicht wurde. Vielen Dank auch an Lillyt, die sich viel Mühe gegeben hat, uns die Sprache nahe zu bringen. Sehr hilfreich war auch der Erfahrungsaustausch, der bisherigen Reisenden – terima kasih banyak :)
+++ 28. November – Marina Maier +++

Wie im Flug vergingen auch die letzten Wochen und Tage hier in Indonesien. Mit einem Zwischenstopp auf der Insel Tello, bei Regina, verbrachten wir die letzten Tage im Kinderdorf. Dort hatten wir Zeit, uns von den Kindern, den Babys, den Angestellten und schließlich den Schwestern zu verabschieden. In der Babystation wurde für Robert und mich eine kleine Abschiedsfeier veranstaltet. Mit dabei waren alle Babys und Angestellten. Bei der kleinen Abschiedsrede von Sr. Odilia, meiner Chefin auf der Babystation, musste ich mir doch die ein oder andere Träne verkneifen. Nach so langer Zeit wachsen die Menschen einem doch sehr ans Herz.
Was mich persönlich sehr bewegt hat, war die zunehmende Zutraulichkeit der Babys. In den ersten Tagen noch sehr schüchtern und zurückhaltend, haben sie sich immer mehr getraut, auf mich zuzugehen und Kontakt aufzunehmen. Ich konnte auch immer mehr die Kleinen auf den Arm nehmen, umziehen und füttern, ohne dass die weinten.

Bei einem kleinen Baby war es ein „Kampf“ bis fast zum Ende, bis ich sie halten konnte, ohne dass sie weinte. Als ich sie hochhob und sie mich dabei auch noch anlächelte, erlebte ich einen unglaublichen Glückmoment.
Genau diese kleinen Momente machen für mich diese Reise so besonders. Denn dabei spielten weder die verschiedenen Kulturen noch die andere Sprache eine Rolle – man verstand sich einfach. Ich habe auch großen Respekt vor den „Kakas“, die in der Babystation arbeiten. Rund um die Uhr sind sie für die Kleinen da und übernehmen deren komplette Grundversorgung. Das geht über Essen zubereiten, füttern, spielen, in den Schlaf wiegen bis zu putzen, Wäsche waschen, spülen, usw. Solche Arbeitsbedingungen, aus deutscher Sicht fast undenkbar.

Auch wenn nicht alles immer einfach war, werde ich immer gerne an die Zeit zurückdenken. Was ich hier alles erleben und lernen durfte. Ich bin sicher sehr nahe an meine persönlichen Grenzen gestoßen, aber ich habe alles gemeistert und darauf bin ich sehr stolz.
Ich möchte mich bei der St. Elisabeth-Stiftung bedanken, dass ich die Möglichkeit bekommen habe, diese Erfahrungen zu machen – „Terima kasih“! Ebenso möchte ich mich bei allen bisherigen Teilnehmern, allen Mitverantwortlichen und Lillyt, unsere Indonesisch-Lehrerin, bedanken. Alle ermöglichten uns, diese Reise gut vorbereitet anzutreten.
+++ 26. November – Robert Banaditsch +++

Am Montag bringt mich eine Cessna Grand Caravan zwar mit 2 Stunden Verspätung aber wohlbehalten wieder nach Nias. Am darauf folgenden Tag hat mich der Alltag dann wieder. Jetzt soll es den Holzwürmern auf Nias an den Kragen gehen. Zunächst benötige ich Werkzeug. In der Schreinerei Frage ich nach einer Bohrmaschine und bekomme sofort eine Makita ausgehändigt – toll. Und ein Bohrer? Jetzt ging die Sucherei los – Büchsen und Kisten wurden geleert und endlich ein abgebrochener und wieder angespitzter passender Bohrer gefunden. Der benötigte Rest findet sich auch und es kann losgehen. An der Seitenwand eines Einbauschrankes erlebte ich eine Überraschung. Zunächst waren lediglich ein paar winzige Löcher und etwas Fraßmehl der Holzwürmer zu sehen. Als ich die Löcher aufbohren wollte brach der Bohrer überall ein und große Hohlräume kamen zum Vorschein. Als ich nun das Mittel einspritzen wollte ging es los. Ca. 100 Käfer schwärmten aus – das war schon ein wenig unheimlich. Aber ich hatte einen überzeugenden Beweis für die Sinnhaftigkeit meiner Arbeit.
Dazwischen gibt es auch nettere Tätigkeiten. Ich fahre mit Babak Reimon nach Gunungsitoli und kaufe ein. Ich hatte gesehen, dass die Kinder gerne Sport treiben. Vor allem Badminton, Volleyball und Fußball. Aber das vorhandene Material war in einem eher bescheidenen Zustand. Also besorgte ich für jede Unit 2 Badmintonschläger und die Bälle dazu und für alle zusammen noch 2 Fußbälle und 2 Volleybälle. Die Freude bei den Kindern war riesig.

An einem Vormittag machte ich Marina den Vorschlag, ob wir nicht versuchen sollten, einen Ausflug in das Dorf Bawomataluo zu machen. Dies ist ein altes Dorf im niasischen Stil erbaut und sehr gut erhalten. Am Nachmittag kommt plötzlich Sr. Kristina und meint: Am Samstag machen wir einen Ausflug nach Bawomataluo – ich habe bis heute nicht herausgefunden, wo sie ihre Glaskugel versteckt.
Dazwischen geht die normale Arbeit weiter. Am Ende sind es rund 7 kg Spachtelmasse und etwa 4 Liter Holzwurmmittel, die ich verbraucht bzw. verarbeitet habe.
Am Samstag um 9 Uhr geht es dann los. Wir brechen auf in den südlichen Teil der Insel. Das Dorf Bawomataluo ist ganz normal bewohnt, aber man glaubt, die Zeit wäre stehen geblieben. Das im Zentrum stehende Königshaus ist ca. 200 Jahre alt und auch sehr gut erhalten. Davor steht der große Steinblock über den noch vor ca. 80 Jahren ein junger Mann drüber springen musste, ohne den Stein zu berühren wenn er heiraten wollte – und er hatte nur einen Versuch. Eigentlich unglaublich, zumal die Indonesier im Allgemeinen kleiner sind als wir. Babak Reimon bestätigte uns aber, dass es möglich sei und dann führte uns ein junger Niaser vor, wie es geht – wir konnten nur staunen.
Bemerkenswert war auch das Verhalten der Bewohner. Ein alter Mann kam mit Schild, Schwert und Speer der Vorfahren und posierte zunächst für Fotos. Dann wollte er mir etwas davon verkaufen. Er erklärte mir aber sofort, das es sich um originalgetreue Nachbildungen und nicht um echte alte Stücke handelte und als ich ablehnte, ging er mit einem freundlichen Gruß und ohne aufdringlich nachzuhaken weiter. Wer die Touristenzentren der Welt kennt, der weiß, was ich meine.

Nach der Besichtigung fuhren wir an den Strand. Dorthin wo das Surfer-Paradies liegt. Angeblich gehören die Wellen hier zu den 10 besten Surfplätzen der Welt. Die Schwestern hatten alles eingepackt und so konnten wir ein tolles Picknick veranstalten.
In der folgenden Woche musste ich 2 Tage pausieren. Mein rechtes Knie machte Ärger und war auch dick geschwollen. Sr. Odilia nahm mich mit nach Gunungsitoli zu einer Schwester, einer ausgebildeten Physiotherapeutin. Diese hat mich an 2 Tagen behandelt, die Schmerzen waren weg und die Schwellung ging dann auch langsam zurück. Sie hat etwas von ihrem Handwerk verstanden.
Am Montag den 20. November hieß es dann wieder einmal Abschied nehmen von Nias. Die Reise ging nach Tello. Marina und ich flogen zunächst auf eine kleine Nachbarinsel und von dort ging es mit einer kleinen Fähre nach Tello. Eine Betschak brachte uns dann ins Susteran wo uns Regina bereits erwartete. Auch hier erwartete uns neben Arbeit auch eine Überraschung. Sr. Ingeborg erklärte uns gleich, dass wir am nächsten Tag einen Ausflug machen würden. Und am nächsten Morgen um 9 Uhr ging es los. Die Picknickkörbe wurden auf ein Boot verladen und der Kapitän schipperte mit 3 Schwestern, Marina, Regina und mir los. Es ging auf die Insel Sefika – wahrlich ein kleines Paradies. Palmen, schneeweißer Strand, kristallklares Wasser. Wir gingen Schwimmen und am Strand spazieren, machten Picknick und ein Nickerchen – was will man mehr. Die Route für die Rückfahrt war so gewählt, dass wir Tello einmal umrundet haben.

Wer jedoch glaubt wir hätten auf Tello nur Urlaub gemacht, der irrt. Während Marina in der Nähschule Regina half, gab es auch für mich einiges zu tun. Abfall entsorgen, einen total verwachsenen Zitrusbaum zurückschneiden – das hätte für ein schönes Johannisfeuer im Dezember gereicht - und einen Hühnerstall reparieren – da ist ein Tag schnell vorbei. Dann zeigte mir Sr. Ingeborg im Asrama ein paar geradezu lebensgefährliche Elektroinstallationen. Kannst du das richten? Wir sind dann gleich in den Ort gefahren und haben Material gekauft. So konnte ich wenigstens an den gefährlichsten Stellen neue Steckdosen installieren.
Am Donnerstagnachmittag hat mir Sr. Ingeborg dann eine der beiden Hondas der Schwestern geliehen und ich machte mich auf zu einer Umrundung der Insel. Etwa eine Stunde später war ich dann voller toller Eindrücke und klatschnass wieder zurück. So verflogen die Tage auf Tello und am Freitag hieß es wieder good bye – dieses Mal auch für Regina.
Am Samstag stand dann nochmals ein kleiner Ausflug auf dem Programm. Wir fuhren nach Gunungsitoli in das Museum über die Niasische Geschichte. Da wir im Kleinbus des Kinderdorfes noch Platz hatten, nahmen wir noch 7 Kinder mit. Für die Kinder war es eine willkommene Abwechslung.

Damit geht meine Zeit auf Nias zu ende. Was bleibt? Eine Vielzahl der unterschiedlichsten Eindrücke, Erinnerungen an Menschen – ob groß oder klein – die mir mit unwahrscheinlicher Herzlichkeit und Offenheit begegnet sind. Menschen die eine Zufriedenheit und Wärme ausstrahlen, wie man sie in Deutschland selten erlebt. Ich glaube, da werde ich in Deutschland eine Zeitlang frieren, und das nicht nur wegen des Wetters.
Natürlich freue ich mich jetzt auf die Heimkehr, aber nicht weil ich hier unbedingt weg möchte, sondern wegen meiner Familie, meiner Frau, den Kindern und den Enkeln. Der Abschied fällt mir ungeheuer schwer. Das Lachen der Kinder, das Babak Robert aus allen Ecken, die Heiterkeit der Schwestern, all das werde ich vermissen. Nicht vermissen werde ich den Hudjan, den Regen der unseren Aufenthalt nahezu täglich begleitete und ein kleines Tier, welches ich nie gesehen habe und von dem ich auch nicht weiß wie es heißt. Aber es erzeugt einen unglaublichen lauten schrillen Ton – Gott sei Dank ist es nicht nachtaktiv.
Ich sage ohne wenn und aber: ja ich würde es sofort wieder machen. Dieses für uns so ferne und fremde Land birgt so viel an Schönheit, nicht nur wegen der Natur oder der Landschaft, nein auch eine innere, die man halt nicht sehen, dafür aber spüren kann. Man muss nur offen dafür sein, genau hinschauen und hinhören, mit allen Sinnen wahrnehmen, dann erlebt man hier Einzigartiges – und ja – das war jetzt eine kleine Liebeserklärung an Indonesien und ich danke allen von Herzen die mir dies ermöglicht haben. Terima kasih dan salam dari Nias.
+++ 12. November – Regina Wieser +++

Ein Sonntag in Indonesien
Nach dem Frühstück geht es in die Kirche, wo sich auch das ganze Dorf versammelt. Sonntags werden die besten Klamotten angezogen und jeder macht sich richtig schick. Nicht nur die Frauen, sondern auch die kleinen Mädchen haben wunderschöne Kleider an. Die ganze Kirche ist voll – ein paar müssen auch draußen stehen. Die Lieder werden nicht nach Noten, sondern nach Zahlen gesungen. Und jeder singt lautstark mit. Das ist der Wahnsinn! Man kann das mit einem Gospelchor in unserer Kirche vergleichen.

Gott wird hier „Allah“ genannt, also auch von den Christen! Nach der Kommunion werden noch alle Kinder nach vorne geschickt – jedes einzelne erhält einen Segen. Man sieht danach ein richtiges Strahlen in den Augen der Kinder. Zwei Stunden etwa geht der Gottesdient hier. Wirklich schade, dass die Kirche in Deutschland nicht diese Wirkung hat.
Sonntags muss sich dann immer eine Schwester um das Essen kümmern. Einmal schon waren Sr. Inge und ich dran. Spätzle mit Gulasch haben wir gemacht – und davor gab es eine Backerbsensuppe :) Für die Indonesier haben wir natürlich „nasi“ Reis dazu gemacht.

Sonntags kommt auch immer der Pastor zum Essen. Auch abends – da wird dann noch gemeinsam zusammengesessen und zum Beispiel UNO gespielt.
Ansonsten bin ich weiterhin gut in der Nähschule beschäftigt. Zwischendurch gibt es dann immer wieder kleine aber sehr bedeutende „Exkursionen“. Zum Beispiel sind wir neulich mit einem kleinen Boot auf eine Nachbarinsel gefahren. Sr. Ingeborg, Sr. Martha (die neue Oberin hier seit 01.11.), Pastor Michael, ich und der Kapitän vom Pastor. Die Kirche hier hat zwei Boote. Ein kleineres für ca. vier Personen und ein größeres für ca. sechs Personen.

Sr. Ingeborg und der Pastor wollten auf diese Insel, da sie hier vor kurzer Zeit eine Schule gebaut haben. Nun wurde ihnen erzählt, dass die Kinder mittlerweile nicht mehr zur Schule gehen, sondern den Eltern auf dem Feld oder beim Fischen helfen. Dem wollten sie nachgehen, da sie doch extra ein Mädchen zur Lehrerin ausgebildet haben. Nach einer ca. 20-minütigen Fahrt kamen wir an. Das „Dorf“ hat etwa sechs Häuser. Leider mussten wir feststellen, dass die Schule tatsächlich leer steht. Die Lehrerin kam uns dann gleich entgegen und erzählte uns, dass die Kinder nicht zur Schule möchten. Ein paar sprangen um uns herum und spielten unter den Palmen. Wir setzten uns in ein Haus, wo sich dann auch einige Dorfbewohner versammelten. Sr. Ingeborg und der Pastor redeten auf alle ein, dass die Kinder wieder zur Schule müssen. Dies wurde ihnen dann zwar auch versprochen aber ob es tatsächlich so sein wird, wird sich noch herausstellen.

Während diesem Gespräch kletterte unser Kapitän auf eine Palme, holte ein paar Kokosnüsse runter und brachte uns eine Erfrischung für zwischendurch :) – sehr lecker! Am Schluss verteilte Sr. Ingeborg noch ein paar Vitamintabletten und maß den Blutdruck von verschiedenen Leuten. Wir verabschiedeten uns wieder und schipperten zurück nach Tello.
+++ 5. November – Robert Banaditsch +++

Von Gunungsitoli aus machte ich mich auf den Weg nach Sibolga auf Sumatra. Eine kleine einmotorige Maschine brachte Sr. Sesilia und mich heil über das Meer. Es waren lediglich 5 Passagiere an Bord, 12 hätten Platz gehabt. Den Weg vom Flughäfele nach Pandan legten wir dann mit einem Taxi zurück. Im Konvent San Daminiano war die Begrüßung wieder ausgesprochen herzlich. Dann wurde ich jedoch ein wenig vom Glück verlassen. Gleich am zweiten Tag habe ich mich mit der Bohrmaschine am Daumen verletzt (ja ich weiß was der Technische Dienst der St. Elisabeth-Stiftung jetzt geschlossen denkt). Die Schwestern haben mich gleich gut verarztet – das sollte jedoch nur die Generalprobe sein, denn am Sonntag wurde ich dann von einem Hund gebissen. Schwäbisch betrachtet hat sich jetzt wenigstens die teure Tollwutimpfung rentiert.

Am Montag war ich dann mit Sr. Evelyn in Sibolga beim Einkaufen. Wir fuhren mit einer Betschak. Prompt kamen wir in einen sintflutartigen Regen. In kurzer Zeit standen die Straßen teilweise bis zu 30 cm unter Wasser. In diesem Fall hält sich der Spaß in sehr engen Grenzen. Es gab unterwegs allerdings auch eine lustige Begebenheit. Wir kamen an eine Polizeikontrolle – 2 Fahrzeuge, mehrere Polizisten. Ich fragte den Fahrer des Betschak was die kontrollieren würden und er meinte Motorräder. Wir fuhren weiter. Nach etwa 150 Metern befand sich dann eine Ansammlung von mindestens 100 Rollern und ähnlichen Fahrzeugen welche in Ruhe auf das Ende der Kontrolle warteten. So geht das halt in Indonesien.
Beim Einkaufen entdeckte Sr. Evelyn indonesisches Bier und meinte das müsste ich unbedingt probieren, es ist sehr gut. Naja – auch Schwestern können sich mal irren. Apropos Getränke – nach dem ich im letzten Bericht über das Essen geschrieben habe, möchte ich doch auch über das Trinken ein paar Worte verlieren. Selbstverständlich ist bei diesem Klima trinken mehr als nur wichtig. Sehr gut schmeckt mir Ingwertee mit etwas Kurkuma. Der Kaffee ist, obwohl wirklich ausgezeichnete Kaffeespezialitäten aus Sumatra kommen, eher etwas mittelmäßig. Gewöhnungsbedürftig ist jedoch das Standardgetränk, welches es eigentlich außer zum Frühstück immer gibt – warmes Wasser. Gut, manchmal gibt es auch sehr warmes Wasser. Und ist es zu heiß, dann macht man eben eine Schorle daraus.

Am Samstag gab es dann eine Überraschung. Am Abend gingen wir an den Strand. Die meisten Schwestern in Zivil – auch das brachte die eine oder andere Überraschung. Am Strand warteten schon die ganzen Postulantinnen, der Pfarrer und weitere Schwestern. Beachparty war angesagt und natürlich Schwimmen. Der Sonnenuntergang im indischen Ozean vom Wasser aus – ein ganz besonderes Erlebnis. Zum Essen gab es reichlich und anschließend tanzten die Schwestern ausgelassen zu heißen Rhythmen. Auch solche Erlebnisse gehören dazu. Schließlich heißt es nicht nur mitbeten und mitarbeiten sondern auch mitleben.

Inzwischen ist nun schon Halbzeit, vier Wochen sind vorbei. Zeit für eine kurze Zwischenbilanz:
Ich habe auf jeden Fall noch keine Minute bereut, dass ich mich auf dieses Projekt eingelassen habe. Die Freundlichkeit, Bescheidenheit und Offenheit der Menschen hier ist beeindruckend. Wenn man hier her kommt, ohne Erwartungen und Vorurteile sondern mit Gelassenheit und offen ist für alles was da so kommt, dann findet man hier ein Land in das man sich, trotz aller Widrigkeiten und Gegensätze, verlieben kann. Ich freue mich jedenfalls auf die nächsten Wochen und auch auf die Kinder auf Nias, wohin ich heute zurückkehre
+++ 5. November – Marina Maier +++

Vergangenen Mittwoch haben wir bereits die Halbzeit hinter uns gebracht. Die letzten zwei Wochen stehen nun an, bevor es wieder nach Telo geht.
So langsam ist der Alltag für mich im Kinderdorf eingekehrt. Der Tagesablauf in der Babystation ist sehr strukturiert und folgt fast täglich demselben Ablauf. Der Vorteil für mich, ich weiß immer was zu tun ist.
Vor gut zwei Wochen gab es aber schon die erste Abweichung. Während der kleinen Zwischenmahlzeit am Morgen konnte eines der Babys seine Arme nicht mehr bewegen. Sie hingen beide nur noch schlaff herunter. Was für mich doch ein kurzer Schockmoment war, schien die Mädchen (Angestellte) und die Schwestern nicht sonderlich zu interessieren, zumal nichts unternommen wurde. Während meiner Mittagspause machte ich mir schon den ein oder anderen Gedanken, was fehlt der Kleinen, wird noch etwas unternommen? Nach der Mittagspause gingen sie schließlich zur „Therapie“ mit ihr.

Ich durfte sie mit der Schwester zusammen begleiten. Die dortige Physiotherapeutin untersuchte und behandelte sie. Die konkrete Behandlung durfte ich nicht mit anschauen, ich wurde aus dem Zimmer geschickt. Bei der Rückfahrt teilte mir die Schwester mit dem Google Übersetzer mit „Knochen kein Problem, Muskel geschwollen.
Die Kleine bekam auch eine Bandage an ihren rechten Arm. Die weitere Behandlung übernahm die Schwester. Die Kleine wurde jeden Morgen mit einer Salbe eingecremt und der Ellenborgen wurde mit einem Eiswürfel und Tuch behandelt. Jetzt gut zwei Wochen später, kann sie beide Arme wieder etwas bewegen. Darüber war ich doch sehr erleichtert.

Ein paar kleine Feste gab es schließlich auch. So wurde Sr. Anastasia verabschiedet, deren zukünftiger Einsatzort in Pandan sein wird. Dies wurde mit allen Kindern in der großen Aula gefeiert. Jede Unit bereitete ein Ständchen vor und sang dieses. Ebenso wurden Geschenke überreicht. Zum Schluss bedankte sich Sr. Anastasia bei allen und das Buffet war eröffnet. Auf der Babystation verabschiedete sich eine Woche später eines der Mädchen. Diese Feier fiel etwas kleiner, aber nicht weniger herzlich aus.
Ich freue mich auf die letzten zwei Wochen und natürlich auf das weitere kleine Abenteuer auf Telo. Mal schauen, was mich dort noch erwartet.
+++ 27. Oktober - Regina Wieser +++

In der Nähschule ist immer was los und es gibt immer etwas zu tun. Der Laden hat Montag bis Freitag von 8 Uhr bis 12 Uhr und von 14 Uhr bis 17 Uhr geöffnet – samstags von 8 Uhr bis 12 Uhr. Montags bis freitags kommen vormittags zusätzlich noch die Nähschülerinnen und fertigen eigene Stücke, auf Wunsch mit Hilfe. Die Mädels kommen hier her, weil sie nicht zur Schule können bzw. die älteren keine Arbeit haben. Hier haben sie eine Beschäftigung und können später evtl. Selbstgenähtes verkaufen. Nebenher kommen dann noch Kunden, viele auch von anderen Inseln, da es fast nur hier Nähzubehör gibt - und vor allem auch preiswert. Wie schon erwähnt, ist jetzt vor Weihnachten enorm viel los. Und das darf man sich nicht wie in Deutschland vorstellen, wo Zucht und Ordnung herrscht … nein nein! Jeder zieht die Stoffrolle raus, die er gerade möchte. Manche rollen sie dann etwas auf, werfen sie aber so wieder zurück. Jeder bedient sich an Schränken und Schubladen, wie Zuhause. Wenn etwas in Folie verpackt ist, reißt man diese eben auf.

Wenn Sr. Ingeborg gerade eine Kundin bedient und die gewünschten Meter abschneidet, kann es sein, dass eine andere Kundin dazwischen geht, ihre Stoffrolle vor Sr. Ingeborgs Füße legt und sagt: „4 Meter bitte!“ Aber hier regt sich keiner auf – das ist eben so :) Und damit der Laden (nach nur wenigen Minuten) nicht wie ein Schlachtfeld aussieht, räume ich ständig alles wieder an den richtigen Platz. Aber auch wenn mir hier jemand im Weg ist, interessiert das nicht :)
Gestern wollten wir um kurz nach 17 Uhr die Tür abschließen, hatten drinnen natürlich alles aufgeräumt und sauber gemacht, da kamen gerade noch fünf Damen an. Ignorant liefen sie dann an uns vorbei, meinten, dass sie noch etwas brauchen und sind in die Nähschule rein :) Also gut, somit auch wir. Hier lernt man wirklich Gelassenheit.
Wenn dann zwischendurch mal nicht so viel los ist, helfe ich beim Stoffabschneiden oder verpacke Stecknadeln. Tausende von Stecknadeln werden in einem Karton angeliefert. Die müssen dann in einer kleinen Menge verpackt werden. Also zähle ich immer 60 Stück raus und verpacke sie separat, damit wir sie verkaufen können.

An einem Nachmittag meinte Sr. Ingeborg noch zu mir, dass wir noch einen Hausbesuch machen müssen. Also schwangen wir uns auf die Honda (Roller) und fuhren los. In Deutschland würde man vermutlich seinen Augen nicht trauen, wenn man eine Schwester in Flop-Flops fahren sehen würde. Der Schleier wehend im Wind und ich hinten drauf – beide natürlich ohne Helm :) !
Unterwegs hielten wir noch auf dem „pasar“ (Markt), um der Familie frisches Gemüse mitzubringen. Nach einer kurzen Weiterfahrt kamen wir dann an. Drei kleine Mädchen, im Alter zwischen drei und sieben Jahren etwa, warteten schon am Eingang der Holzhütte. Sie küssten meine Hand und freuten sich, dass ich Ihnen Luftballons und Gummi-Hüpfbälle mitbrachte. Eine Frau kam auch gleich dazu – die Oma der Kinder. Auch sie freute sich sehr über unseren Besuch und vor allem über das frische Gemüse. Leider haben sie nicht so viel Geld, dass sie sich das regelmäßig selbst kaufen können. Und für mich waren das umgerechnet drei oder vier Euro. Das muss man sich mal vorstellen!
Die drei kleinen Mädels haben keine Mutter mehr. Sie starb vor kurzer Zeit – hatte einfach nur Fieber. Da der Vater versucht, mit Fischfang Geld zu verdienen, sind die Kinder bei der Oma.

Aber – warum wir eigentlich hier sind – um die Geschichte geht es uns gerade nicht. Gleich im ersten Zimmer sitzt ein 23-jähriger Junge auf dem Bett (der Onkel der drei Mädels). Er kann seit einem Tauchunfall nicht mehr laufen. Das ist hier leider fast schon gängig. Die jungen Leute tauchen hier nach Seegurken – eine Delikatesse, die man sehr teuer verkaufen kann. Auch dieser Junge wollte schnell Geld für die Familie verdienen, ging ohne Taucherfahrung los und tauchte leider zu schnell wieder auf. Da er dann auch lange nicht zum Arzt ging und ziemlich lange mit offenen Stellen zuhause lag, konnte man ihm nicht mehr helfen. Sr. Ingeborg kümmert sich oft um solche hilflosen Fälle. Sie schaut regelmäßig nach ihm und bringt ihm Medikamente. Sie hat ihm auch beigebracht, wie man aus Verpackungsmaterial kleine Taschen herstellen kann. Das macht er jetzt und kann dadurch etwas Geld verdienen. Auch wir bringen ihm immer die Cappuccino-Tüten oder z.B. die Folie von Keksen.
Wenn man aus dieser Hütte rausläuft, fragt man sich dann schon, wie man solche Schicksalsschläge allein in einer Familie verarbeitet. Die Kinder scheinen trotzdem fröhlich zu sein, der Junge macht trotzdem weiter und schaut in die Zukunft und die Oma hält alles zusammen – sehr emotional. Nach kurzer Zeit haben wir uns dann auf die Honda gesetzt und sind wieder zurückgefahren. Während der Fahrt haben wir unsere Gedanken noch ausgetauscht.
+++ 21. Oktober – Robert Banaditsch +++

Am Mittwochabend wurde ich von jeder Schwester einzeln herzlich verabschiedet. Franky, der technische Dienst des Konvents, brachte Sr. Sesilia und mich zum Hafen. 3 Schwestern nutzten die Gelegenheit und begleiteten uns aufs Schiff. Gott sei Dank durfte Franky aufs Schiff fahren, denn wir waren schwer bepackt. Zu unserem Reisegepäck kamen noch 3 Geigen, ein Trommelhocker und ein Paket mit unbekanntem Inhalt.
Die Abfahrt war für 21 Uhr geplant – ich hab dann noch 2 Stunden beim Beladen zugesehen – war auch interessant. Somit konnten wir also fast pünktlich um 23 Uhr ablegen. In der Nacht gab es einen ordentlichen Sturm. Der Kapitän meinte es waren wohl 2 bis 3 Meter hohe Wellen. Ich habe trotzdem gut geschlafen.

In Gunungsitoli wurden wir bereits erwartet, sodass das Gepäck kein Problem war. Nach einem kurzen Abstecher in den Konvent in Gunungsitoli ging es dann los in Richtung Bestimmungsort, dem Kinderdorf St. Antonius. Auch hier wurde ich wieder herzlich begrüßt. Mein Aufenthalt startete gleich Mal mit Wäschewaschen – von Hand natürlich.
Am Samstag habe ich dann die Schreinerei besichtigt. Da ich den Eindruck hatte, dass ich hier nicht wirklich viel helfen könnte, machte ich den Schwestern den Vorschlag im Garten zu arbeiten. Das kam anscheinend nicht schlecht an, denn eine halbe Stunde später saß ich im Auto nach Gunungsitoli um Gummistiefel zu kaufen. Die Frage nach meiner Schuhgröße (44) sorgte dann für einiges Gelächter und den Bedenken ob wir da überhaupt welche finden würden. Ich hab jetzt aber welche.

Pünktlich zu meiner Premiere im Garten kam dann auch die Sonne. Unkraut entfernen bei 32 Grad und 85 % Luftfeuchtigkeit – im Jordanbad in der Sauna bezahlt man für soviel schwitzen viel Geld. Dann kam der Regen zurück und ich durfte mich anderen Aufgaben zuwenden. Dachrinne reparieren, Babys füttern, Risse verspachteln – es kommt keine Langeweile auf. Wir werden aber von den Schwestern bestens versorgt. Und wenn dann noch hoher Besuch kommt – Dr. Bago schaute mit seiner Familie vorbei, dann gibt es ein richtiges Festessen. Apropos Verpflegung – das kann man ganz einfach zusammenfassen: gesund, scharf, lecker.

Und immer wieder kommen Früchte oder Anderes auf den Tisch, welche wir noch nie gesehen, geschweige denn gegessen hatten. Was hier direkt vor unserer Tür alles wächst: Ananas, Papaya, Bananen, Mango, Avocado, Kokosnüsse und und und. Man könnte meinen, man ist in einem kleinen Paradies, wüsste man nicht genau wie die Welt nur 100 Meter weiter aussieht. Man befindet sich hier in einer Welt der Gegensätze. Hier Paradies, dort Armut. Ich wasche meine Wäsche mit der Hand, habe aber eine Internetverbindung vom Feinsten. Eine reichhaltige Natur, wie wir sie uns kaum vorstellen können und Müll an allen Ecken und Enden. Und doch ist es ein Nebeneinander – arm und reich, schöne und gepflegte Wohnhäuser neben armseligen Hütten, Christen und Muslime, Dschungel und Zivilisation, aber auch Regen und Sonnenschein liegen hier sehr eng beieinander.
Nächste Woche fliege ich für ein paar Tage nach Sibolga um nochmals auf die Jagd nach den kleinen holznagenden Ungeheuer zu machen. Sicher erwarten mich wieder viele reizvolle und unerwartete Erlebnisse. Ich werde davon berichten.
+++ 18. Oktober – Marina Maier +++

Zwei Wochen sind nun schon vergangen seit wir uns auf den Weg gemacht haben, dieses Abenteuer zu starten. Nach unserem kurzen Zwischenstopp in Pandan, bin ich schließlich gut an meinem Einsatzort auf der Insel Nias angekommen. Nach dem ersten Tag hier, den wir noch zur Erholung hatten, ging es am zweiten Tag erst einmal mit einem Fest los. Wenn ich es richtig verstanden habe, hatten gleich drei Schwestern Namenstag und dies wurde ordentlich gefeiert. Wir begaben uns zum Strand und die Schwestern packten ordentlich was zu essen aus, ebenso eine riesengroße Musikbox. Schon nach kurzer Zeit standen alle Schwestern in „Zivil“ vor mir, ich musste schon zweimal hinschauen, um alle zu erkennen. Dann ging die Party auch schon los. Es wurde getanzt, gesungen und gelacht. Zur „Abkühlung“ ging es dann auch noch ins Meer. Am Abend war ich dann richtig K.o.!

Gleich am nächsten Tag durfte ich die Babystation erkunden. Ich wurde auch gleich zum Arbeiten eingespannt, so hieß es Wäsche aufhängen (da die Wäscheleinen alle auf Mundhöhe von mir hängen, gar nicht so einfach!), Babys wickeln, waschen, mit ihnen spielen und in den Schlaf schaukeln.
In der kurzen Zeit hatte ich auch schon die Möglichkeit eines der Babys zur „Therapie“ zu begleiten. Immerhin eine Fahrt von gut 30 Minuten und das ein- bis zweimal die Woche. Die Kleine ist zwar schon 5 Jahre alt, aber durch ihre Behinderung sehr verzögert in ihrer Entwicklung. In der Babystation wird sie gut versorgt.
Ein Besuch in einer Impfstation gab es auch schon mit einer der Kleineren. Wirklich sehr spannend zu sehen, worin es Parallelen zu Deutschland gibt und was doch so verschieden ist.

Wie sich im Laufe der Tage herausgestellt hat, bleibt die Babystation mein Einsatzort. Darüber freue ich mich sehr. Abends darf ich mit den Kindern aus der Unit Monika zu Abend essen. Die Kinder und Jugendlichen dort scheinen sich sehr über meine Anwesenheit zu freuen. Immer wieder sehe ich verschmitzte Blicke in meine Richtung. Beim gemeinsamen Spieleabend versuchten sie schließlich viele Fragen an mich zu stellen, auf Indonesisch, Deutsch und Englisch. Gleich zwei Wörterbücher hatten wir zur Hilfe, damit die Verständigung auch klappte. Und natürlich wird immer wieder betont, wie groß ich doch wäre - anscheinend eine Rarität hier.
Alles in allem kann ich sagen, dass ich mich schon gut eingelebt habe und mich auf die kommenden Wochen freue.
+++ 12. Oktober - Regina Wieser +++

Obwohl wir nicht lange da waren, fiel mir der Abschied in Pandan etwas schwer. Die Schwestern waren einfach mehr als nett und wir haben uns dort direkt wohl gefühlt.
Sr. Evelyn besorgte für Marina und mich ein Ticket für das Nacht-Schiff nach Nias. Sie buchte uns sogar eine 2er-Kabine und erklärte uns, dass wir in die Kabine begleitet werden und wir in Nias auch wieder in der Kabine warten sollen, bis wir dort abgeholt werden. Erst hatten wir diesen Aufwand nicht verstanden, als wir dann abends auf dem Schiff waren, schon! Ein ganzer Raum mit lauter Stockbetten aneinandergereiht. Jeder hat uns beobachtet, ist uns hinterher gelaufen - so hätten wir vermutlich keine ruhige Nacht gehabt.
Am nächsten Vormittag (10 Stunden später) hat uns Sr. Anastasia abgeholt und ins Kinderdorf gebracht. Marina und ich mussten uns ein Zimmer teilen, bevor es für mich am nächsten Tag dann nach Tello ging. Jetzt ging es also los für mich. Ein Fahrer vom Kinderdorf brachte mich zum Flughafen auf Nias. Da es ein ziemlich kleiner Flieger ist, durfte nicht nur das Gepäck viel wiegen, auch ich musste auf die Waage stehen. Da kommt man sich wirklich sehr komisch vor. Aber alles gut – ich durfte weiter :-)

Dann hieß es erstmal zwei Stunden warten. Etwas mulmig war mir ja schon. Ich wusste bereits, dass dieser Flug nur von ausländischen Pilotschülern ausgeübt wird und in diesen Flieger höchstens 12 Personen passen. Als „Susi Air“ dann aber anrollte und ich feststellte, dass zwei deutsche Jungs die Maschine fliegen, war ich irgendwie gleich positiv gestimmt :-) Das Adrenalin stieg jedoch dann wieder, als das Flugzeug während des Fluges etwas rüttelte, alle Insassen das Kreuzzeichen machten und die beiden Piloten hektisch an den Knöpfen etwas suchten. Ich versuchte mich mit der tollen Aussicht (aufgrund des tollen Wetters) abzulenken. Kurz danach war auch wieder alles gut und wir landeten nach circa 45 Minuten. Von hier ging es dann mit einer „Becak“ weiter. Ein Moped, das mit ein paar Beiwagen ergänzt wurde. Die Fahrt dauerte keine zehn Minuten und wir stiegen alle in ein kleines Boot um. Das Paradies – die „Pulau Telo“ – kam mir nun immer näher. Und da war ich auch schon! Angekommen in einem kleinen Hafen und wieder einmal lauter Menschen, die total fasziniert von dir sind.

Schon auf dem Boot wollten zwei Mitreisende ein Selfie mit mir machen. Die Menschen hier kommen wohl nie aus ihrer „Welt“ raus und kennen keine hellhäutigen Menschen. Damit muss man aber auch erstmal umgehen können – ich habe mich noch nicht daran gewöhnt. Auf jeden Fall brachte mich dann ein Becak-Fahrer in den Susteran – zu den Schwestern. Kaum ausgestiegen liefen mir sofort Sr. Ingeborg und Sr. Yolanda in die Arme, begrüßten mich herzlich und versorgten mich mit Wasser, Kaffee und einer Kleinigkeit zu Essen.

Tello ist eine winzige Insel am Äquator. Etwa 1500 Menschen leben hier friedlich zusammen - Katholiken, evangelische Christen, Muslime und Hindus. Vier Franziskanerinnen betreiben hier die Poliklinik, ein Mädcheninternat (Asrama), einen Kindergarten und eine Nähschule. Alles wunderschön im Grünen zwischen Orchideen und Palmen angelegt.
Ich hatte das Glück, dass Dr. Bago sen. und Dr. Bago jun. aus Bad Wurzach auch gerade hier waren. Gleich am Abend durfte ich bei zwei OP`s zuschauen. Zwei Wochen waren sie etwa da und haben die Menschen behandelt bzw. operiert. Operationen, die man so in Deutschland nicht sehen würde, zum Beispiel faulige Zehen, die sie amputiert haben.

Auf den kleineren Inseln hier gibt es keine richtigen Ärzte. Eine Bootsfahrt zur nächstgrößeren Insel würde Stunden dauern, die Menschen haben keine Krankenversicherung und die Behandlung würde vermutlich einen Monatslohn kosten. Somit geht fast keiner zu einem Arzt. Circa 80 Menschen sind hier pro Tag zur Poliklinik gekommen und haben sich vom deutschen Ärzteteam behandeln lassen. Etwas mitreißend und frustrierend was man da alles sieht und dann auch weiß, warum sie das ein oder andere haben (z.B. aus hygienischen Gründen, weil es hier einfach nichts gibt).
Zwischendurch helfe ich dann Sr. Ingeborg in der Nähschule. Ihr Verkauf von Stoffen und Nähzubehör wird mittlerweile sehr gut angenommen. Und jetzt vor Weihnachten möchte jeder noch sein eigenes, neues Kleid nähen. Aber dazu dann mehr im nächsten Bericht.
+++ 10. Oktober - Robert Banaditsch +++

Mein erster Bericht aus Indonesien. Nach einer ersten Nacht bei ungewohnten Temperaturen war ich erstaunlich früh fit, sodass ich nach dem Frühstück (Reis ist hier auch beim Frühstück obligatorisch) mich direkt in die Arbeit respektive auf die Holzwürmer stürzen konnte. Sr. Annesita und später noch die Aspirantin Vitry gingen mir dabei zur Hand. Die Verständigung war anfänglich etwas mühsam, würde aber mit der Zeit recht lustig. Für den Samstagnachmittag wurde mir Ruhe verordnet. Auch den Sonntag verbrachten wir 3 Recht chillig. Gegen Abend fuhren wir mit Sr. Evelyn an den Strand. Der Indische Ozean ist überraschend warm. Für den Rückweg mieteten wir 2 Betschak - das sind Gefährte, welche bei einem deutschen TÜV-Ingenieur jeweils für zwei Herzinfarkte reichen würden.

Sr. Sesilia hat am Wochenende entschieden, dass ich erst am Mittwoch nach Nias fahren solle – der guten Holzwürmer zu Liebe. Am Montag fuhren wir erst alle zusammen nach Sibolga. Die Gelegenheit könnte ich nutzen um nochmals Geld aus dem Automaten zu holen. Ging hier überraschend gut, nachdem in Medan mir erst der fünfte Automat wohlgesonnen war und mir ein paar Rupien ausgespuckt hatte. Nachdem sich am Montagabend Marina und Regina verabschiedet hatten, ging ich mit den Schwestern in die Pfarrkirche. Wenn man sich einfach darauf einlässt, muss man nicht unbedingt die Sprache verstehen. Den ganzen Dienstag wurde wieder zum Halali auf die Würmer geblasen. Das sollte jedoch nicht täuschen, die Fauna Indonesiens besteht auch noch aus anderen Lebewesen. Es gibt auch Geckos, Kakerlaken, Spinnen, Hunde (bellen genau wie in Deutschland) usw.
Wenn ich am Arbeiten bin, achten meine Assistentinnen sehr gut auf mich – Babak Robert mach Pause, Babak Robert du musst was trinken, Babak Robert bist du müde usw.
Inzwischen sind meine Sachen wieder gepackt und ich bin bereit zur Anreise nach Nias - mehr davon im nächsten Bericht.
+++ 05. Oktober – Ankunft in Indonesien + + +

Nachdem wir nach einem langen Tag (am Franziskustag) endlich in Medan angekommen sind, wurden wir am Flughafen von Schwester Yulita begrüßt. Sie brachte und SIM-Karten für unsere Handys, ging mit uns Geld wechseln und organisierte uns einen Fahrer nach Sibolga. Sr. Yulita blieb in Medan und wir hatten eine eindrucksvolle 11-stündige Fahrt vor uns – Berge hoch, Berge runter, Serpentinen. Wenn es um eine Kurve ging, wurde einfach gehupt. Gerade noch an einer Vielfalt an grünen Pflanzen vorbei und schon kamen die ersten „Verschläge“ in denen (vermutlich) ärmere Familien leben. Gegenüber der Straße wurden teilweise Duschkabinen errichtet – egal, wie viele Autos vorbeifahren, hier wird geduscht. Ein Kind wurde vor dem Hauseingang gerade eingeseift und mit einem Eimer Wasser abgeduscht.
An einigen solchen Dörfern vorbei sind wir dann ein Stück am Toba-See entlang gefahren. Einige Affen hüpften hier auf den Leitblanken herum. Hier spielt sich also ziemlich viel Leben auf dieses Strecke ab. Obwohl wir sehr müde vom Flug waren, war das wirklich eine beeindruckende Fahrt. Ziemlich platt kamen wir dann nach 19 Uhr im Mutterhaus in Sibolga (Pandan) an. Die Schwestern waren bereits fertig mit Essen, begrüßten uns noch herzlich und gingen dann aber schlafen. Sr. Sesilia setzte sich noch zu uns, gab uns etwas zu Essen und brachte uns dann auf unsere Zimmer.
Mit vielen verschieden Eindrücken legten wir uns schlafen und sind sehr gespannt auf die kommende Zeit. Marina und Regina fahren am Montag mit dem Schiff nach Nias. Robert wird mit Sr. Sesilia am Mittwoch nachkommen.
Viele Grüße - Marina, Regina & Robert
+++ 18. September - Aufbruch nach Indonesien + + +

Marina Maier, Robert Banaditsch und Regina Wieser wurden von Vorstand Peter Wittmann und Alexandra Walter, Leiterin Personalentwicklung, offiziell nach Indonesien verabschiedet.
Peter Wittmann meinte schmunzelnd: "Es gibt auch ein Leben außerhalb Oberschwabens." Dann erzählte er von seiner Zeit im Ausland.
Von den unmittelbaren Vorgängerinnen der Reisenden, Elisabeth Jäger und Martina Assfalg, sowie der indonesischen Kollegin im Controlling, Lillyt Wickles, bekamen die drei wertvolle Informationen. "Das Wichtigste ist, sich auf Land und Leute und die Gegebenheiten dort einzulassen." Und: "Wer seinen Blickwinkel erweitert, hat schon viel gewonnen. Ihr werdet in Indonesien auch die Möglichkeit finden, Gelassenheit zu üben", unterstrichen Elli Jäger und Martina Assfalg.
Peter Wittmann meinte, das größte Gut sei es, Zeit zu haben. Alexandra Walter und Peter Wittmann verteilten Geschenke an die Reisenden; Kompass und T-Shirts unserer Stiftung. Sie wünschten ihnen eine gute, erlebnisreiche Reise, viel Glück sowie gesundes Wiederkommen.
Anfang Oktober treten sie ihre etwa 40-stündige Reise an. Acht Wochen werden Marina Maier (Kinder-Jugend-Familie, Wohnen und Begleiten Ingerkingen), Robert Banaditsch (Stiftungszentrale, Referat Gebäudemanagement) und Regina Wieser (Stiftungszentrale, Referat Kommunikation) an zwei Orten im Einsatz sein, um die dortigen Franziskanerinnen von Reute zu unterstützen. Marina und Robert zieht es auf die Insel Nias ins Kinderdorf, Regina wird auf der Insel Tello eingesetzt, um den Schwestern bei ihrem Tun in Poliklinik und Kindergarten zu helfen. Sind wir gespannt auf ihre Berichte....
+++ 29. Juni - Elli Jäger +++

Das Noviziat
Ich hatte Gelegenheit im Noviziat 17 Novizinnen kennzulernen. Sie werden von Sr. Hermin und Sr. Laura ausgebildet. Am Freitag kommt zusätzlich eine Englischlehrerin. Ich durfte auch einmal den Englischunterricht gestalten. Die jungen Schwestern stellten mir Fragen über mein Leben in Deutschland.
Sie wollten auch die deutsche Küche kennenlernen. So verabredeten wir uns Tage später zum Kochen von Spätzle mit Salat. Am Ende der Stunde sangen sie noch Lieder mit Gitarrenbegleitung. Es ist ein Genuss ihnen beim Singen und Spielen zuzuhören.

Neben dem regelmäßigen Beten und Gottesdiensten, kümmern sich die Schwestern um alles im Noviziat. Am Waschtag treffen sie sich im Konvent in der Waschküche. Dort wird das meiste von Hand in großen Behältern gewaschen und auf dem Wäscheplatz aufgehängt. Beim Bügeln wechseln sie sich stundenweise ab. Für das eigene Zimmer ist jeder selber verantwortlich.

In der Küche gibt es einen Plan wer für die Zubereitung der Speisen zuständig ist. Selbstverständlich gibt es vor und nach dem Essen immer ein Tischgebet. Das Abräumen, Spülen und Abtrocknen erledigen die Schwestern gemeinsam. Der eigene Garten wird von den Schwestern gepflegt und bewirtschaftet.
Am Nachmittag üben die Schwestern teilweise am Xylophon, was von der Küche des Konvents gut zu hören ist. Sie setzen die Instrumente, wie Gitarre oder Xylophon, zu bestimmten Anlässen ein.

Am 31. Mai kamen 7 neue Anwärterinnen in das Noviziat. Am 13. Juni nahm Sr. Seslila 5 Novizinnen die Profesi Perdana festlich in der Kirche in Pangaribuan ab. In der Aula wurde dann gegessen und die neuen Einsatzorte der Schwestern bekannt gegeben. So konnte das Fest ausklingen und die Gäste verabschiedet werden.

So endet meine Zeit in Pangaribuan. In meinen Abschiedsworten, die ich abwechselnd in deutsch/indonesischer Sprache vortrug, bedankte ich mich bei den Schwestern. Sie haben mich herzlich empfangen und ich habe mich wohlgefühlt. Es war eine sehr interessante Zeit, die wir miteinander verbrachten. Ich denke, wir konnten von einander lernen. Bei unseren Übersetzungen kamen auch manchmal lustige Sachen dabei heraus. Das gab dann immer wieder mal einen Grund zum Lachen. Zum Abschluss hatte ich einen deutsch/indonesischen Marmorkuchen gebacken. Zur Dekoration gab es die deutsche und indonesische Flagge.

Es war eine sehr erlebnisreiche Zeit in Indonesien. Die vielen verschiedenen Eindrücke über das Land, das Leben der Schwestern und der Einheimischen ließen die Wochen schnell vergehen. Sie werden mir sicher in Erinnerung bleiben. Ich freue mich aber auch schon auf Zuhause, auf meine Familie und Freunde. Ich möchte auch nicht vergessen mich bei meinem Arbeitgeber und meiner Familie zu bedanken, die mir es ermöglicht haben an dem Projekt teilzunehmen.
- terima kasih -
Es wäre schön, wenn das Projekt "8 Wochen Mitbeten - Mitleben - Mitarbeiten" weiter Bestand hätte und somit der Erfahrungsaustausch weiter laufen könnte!
Auf Wiedersehn, selamat tinggall !!
+++ 25. Juni - Martina Assfalg +++

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
das Projekt "Indonesien 2018" geht langsam auch für mich hier zu Ende. Ich habe hier viel erlebt, wahrgenommen, erfahren, respektiert und auch öfters die gegebenen Verhältnisse hinnehmen müssen. Am 25.06.2018 werde ich mich in den Urlaub verabschieden und noch etwas das Land bereisen. Hier werde ich sicherlich noch einiges sehen und erleben. Die Zeit hier in Indonesien verging wie im Flug. Dies wird auch leider mein letzter Bericht sein, für den ich mir besonders viel Zeit genommen habe, um euch an meinen Gefühlen und Erlebnissen so gut es geht teilhaben zu lassen.
Das Leben hier in Indonesien ist komplett anders als in Deutschland. Oft wurde ich gefragt, wie es ist in Indonesien. Ob ich "mein Zuhause" nicht vermisse. Meine Entscheidung für das Projekt sehe ich als Erkundung und Horizonterweiterung, die sicher eine Entwicklung/Veränderung meiner Persönlichkeit mit sich gebracht hat.
Am Anfang hatte ich etwas Verständigungsprobleme. Dies kommt auch heute noch regelmäßig vor, da es innerhalb der indonesischen Sprache hundert verschiedene Sprachen gibt. Manchmal habe ich nur Bahnhof verstanden. Man versteht die Leute nicht und man ist zunächst auf sich allein gestellt. Man verlässt automatisch die Komfortzone. Ich machte Dinge und meisterte Situationen, die ich niemals für möglich gehalten hätte.

Dadurch wächst man unglaublich schnell weiter und lernt sich selber erst wirklich kennen. Ich bin hier noch offener und toleranter geworden. Nicht nur der Kultur gegenüber, sondern auch in verschiedenen Verhaltensweisen. Es wird einem deutlich klar, dass jeder sein Päckchen zu tragen hat und dass das Leben eben nicht immer so läuft wie geplant bzw. gewünscht. Man hört auf, sich über Dinge aufzuregen bzw. diese sich zu Herzen zu nehmen, da man die Situation eh nicht ändern kann. Man entwickelt sozusagen ein Grundvertrauen, dass alles gut wird. Kulturen, Länder und Bräuche sind so unterschiedlich und spannend. Jedes Mal wenn ich in eine neue Kultur eintauche, lerne ich eine ganze Menge dazu. Lebt man eine Zeit lang in dieser Kultur mit, passt man sich automatisch an bzw. man hat gar keine andere Wahl und muss die Situation akzeptieren.
Hier ein Beispiel dafür:
Die Krankenversorgung in Indonesien
Wir hatten hier gerade einen ganz aktuellen Fall. Eine Frau wurde mit starken Magenschmerzen in die Polyklinik eingeliefert. Sie kam von einer Insel, ca. 1,5 Stunden mit dem Boot entfernt. Auf dieser Insel gibt es überhaupt keine ärztliche Versorgung. Zwei Männer trugen die Frau, da Sie vor Schmerzen nur noch schrie und nicht mehr laufen konnte. In der Polyklinik wurde festgestellt, dass es eindeutig der Blinddarm war. Die Frau hätte eigentlich sofort operiert werden müssen, aber auf Tello gibt es kein Krankenhaus und somit auch keine Möglichkeit. Das große Problem lag darin, dass nicht jeden Tag ein Flugzeug fliegt oder ein Schiff von Tello auf die Insel Nias fährt, wo das nächste Krankenhaus wäre. Man ist so gesagt auf der Insel gefesselt und kann einfach nichts machen.
Die Frau kämpfte mit starken Schmerzen, Fieber und wurde so gut es ging mit schmerzstillenden Medikamenten behandelt. Es war nicht sicher, ob sie die Tage bzw. Nächte überlebt. Zwei Tage nach Ihrer Einlieferung in die Polyklinik konnte sie endlich mit einem Flugzeug nach Nias geflogen werden, um dort sofort operiert zu werden. Bisher wissen wir nicht, ob die Frau alles gut überstanden hat.
In Deutschland wäre sie auf schnellstem Weg ins Krankenhaus gebracht und sofort operiert worden. Hier in Indonesien dauert es einfach alles etwas länger. Man kann einfach nichts ändern.

Man erlebt so unglaublich viele Dinge in einem anderen Land. Einige sind witzig und andere wiederum sehr beängstigend und herzzerreißend. Auf jeden Fall füllt sich ein Repertoire an Geschichten, die man mit anderen teilen möchte oder auch nicht! Meiner Meinung nach bestehen die eigentlichen Entdeckungen bei so einem Projekt nicht im Kennenlernen neuer Länder, sondern darin, alles mit anderen Augen zu sehen.
Liebe ist das, was jeder von uns sucht. Für mich ist es der Sinn des Lebens. Ehrlich gesagt, es dreht sich alles nur um Liebe, Macht und Geld. Schon immer. Da Macht und Geld meiner Meinung nach auf Dauer nicht glücklich machen, dreht sich alles um die Liebe. Sei es die Liebe vom Partner, von der Familie oder Freunden. Es ist alles Liebe auf verschiedenen Ebenen. Mit jemandem auf einer Wellenlänge zu sein, ist für mich wie ein Gewinn im Lotto.
Und genau das habe ich hier in den letzten zwei Monaten erfahren dürfen. Man weiß etwas zu schätzen, wenn man es nicht mehr hat, oder in meinem Fall nicht mehr haben kann. Die Zeit hier in Indonesien war für mich eines der schönsten Erlebnisse meines bisherigen Lebens. Wenn man begriffen hat, wie groß die Welt ist und wie klein man selber eigentlich ist, dann beginnt man, jeden einzelnen Moment zu genießen. Da ich nicht für immer in Indonesien bleibe, versuchte ich das Beste aus der Zeit rauszuholen, die ich in diesem wunderschönen Land verbringe. Ehrlich gesagt, könnte ich noch ewig weiter über meine Erfahrungen hier schreiben, da man wirklich jeden Tag was neues dazu lernt.
>>Weit weg bist du - verdammt nah an Dir selbst<<

Zum Konvent in Tello gehört der Kindergarten St. Gabriel. Der Kindergarten hat von Montag bis Samstag von 07:00 Uhr bis 11:00 Uhr geöffnet. Der Kindergarten St. Gabriel hat derzeit zwei verschiedene Gruppen für Kinder.
Gruppe A (3 - 5 jährige, derzeit 19 Kinder)
Gruppe B (5 - 7 jährige, derzeit 28 Kinder)
Die Kinder werden von drei Erzieherinnen betreut. Von 07:00 bis 08:00 Uhr dürfen die Kinder noch Spiele machen, oder verschiedene Sachen mit Bauklötzen, Muscheln oder Steinen bauen, bis die meisten Kinder da sind. Die Kinder werden von ihren Eltern mit der Honda gebracht. Danach wird gemeinsam gebetet, gesungen und getanzt. Spielerisch werden den Kindern die entsprechenden Gebete oder Lieder beigebracht, diese sie auf jeden Fall beherrschen sollten. Dies sind hier ganz schön viele und sollte man nicht unterschätzen.
Dann durften die Kinder meistens 15 Minuten in den Garten auf den Spielplatz zum spielen. Hier wird ganz schön rumgetobt :-) Egal ob Wippe, Rutsche, Schaukel oder Karusell. Ich musste natürlich alles mit den Kindern ausprobieren, was mir sehr viel Freude bereitete. Nach der Toberei ist nochmals eine Stunde konzentriertes Lernen angesagt. Zu den alltäglichen Aufgaben gehörten Buchstaben oder Zahlen schreiben, gemeinsam kleine mathematische Rechenaufgaben lösen oder Bilder nachmalen. Danach wird meistens noch eine Geschichte vorgelesen oder erzählt.

Von 10:30 Uhr bis 11:00 Uhr heißt es dann "Mhmm lecker Essen angesagt". Gemeinsam wird mit den Kindern gegessen und getrunken. Jedes Kind bringt sein Essen und Trinken in einem Rucksack von Zuhause mit. Es gibt Reis, Nudeln, Waffeln, Kekse, Fisch, Fleisch und Süßigkeiten. Eigentlich gibt es bei keinem Kind Obst oder Gemüse :-(
Während des Essens sollte man auf jeden Fall geruchsfest sein, denn was hier so an Gerüchen von den verschiedenen Essen zusammen kommt, ist manchmal etwas hart. Man gewöhnt sich aber daran. Ab 11:00 Uhr können die Kinder wieder abgeholt werden. Manche Kinder sind um 12 Uhr immer noch nicht abgeholt, da es hier in Indonesien niemand so genau mit der Pünktlichkeit nimmt.
Danach heißt es erst mal Kindergarten putzen. Tische und Stühle abwischen, sowie den Fußboden kehren und wischen. Da die Kinder ihr mitgebrachtes Essen ohne Besteck, sondern mit den Fingern, essen, könnt Ihr euch sicherlich vorstellen, wie es nach dem Essen aussieht.
Ich war natürlich der Star im Kindergarten. So oft war wohl noch nie jemand mit weißer Hautfarbe hier. Jedes Kind wollte neben mir sitzen, mit mir spielen oder einfach meine Hand halten. Manchmal kam es sogar zu heftigen Streitereien mit Tränen zwischen den Kindern, aber die Situation habe ich gut gemeistert. Nach der ersten Woche im Kindergarten habe ich Luftballons an die Kinder verteilt. Einfach ein schönes Gefühl, wie man mit einer Kleinigkeit Kindern noch eine Freude bereiten kann.

Heute war Gartenarbeit angesagt 21 Blumenkästen warteten darauf von den Wurzeln befreit und neu eingepflanzt zu werden. 9 Kompostsäcke habe ich hierfür gebraucht. Sr. Ingeborg entfernte die Wurzeln und ich befüllte und bepflanzte die Kästen neu. Das fiese war nur, dass diese Blumen spitzige Dornen hatten und es nicht gerade angenehm war, gepikst zu werden. Einer dieser Dornen hat sich in meiner Fußsohle festgesetzt. Bei jedem Schritt merkte ich diesen Fiesling. Am nächsten Tag wurde dieser in der Polyklinik bei uns im Haus sorgsam von Sr. Yolenta entfernt. Alles vor Ort was man braucht, was will man mehr.

In den letzten Tagen war ich auf einzelnen Stationen/Inseln unterwegs. Eine Insel, die wir besucht haben, heißt "Pono". Eine kleine Insel mit ca. 300 Bewohnern. Auch diese Insel erreicht man nur mit dem Boot. Autos bzw. Hondas gibt es auf dieser Insel überhaut keine.
Morgens haben wir verschiedene Medikamente hergerichtet. So können die Leute auf der Insel diese für kleines Geld abkaufen. Die Leute in Pono leben vom Fischfang. Wenn es mal keine Fische gibt, gibt es indonesische Instantsuppe mit Nudeln. Auf Dauer natürlich nicht gesundheitsfördernd, da viele Zusatzstoffe zugemischt werden. Gemüse gibt es hier sehr selten, da es finanziell nicht möglich ist. Aber was will man machen. Manche Leute und Kinder haben die Insel noch nie verlassen und kennen nichts anderes. Der Einkauf von gewissen Lebensmitteln wird von bestimmten Personen aus dem Dorf mit dem Boot übernommen. Eine Fahrt auf die nächste größere Insel Tello dauert ca. eine Stunde mit den entsprechenden Booten. Die Leute, die auf Pono leben, haben fast kein oder überhaupt kein Einkommen und ernähren sich von den auf der Insel zur Verfügung gestellten Pflanzen, Tiere usw. Eine komplett andere Welt.
Mit einem motorisiertem Schnellboot machen wir (Sr. Ingeborg, Sr. Rosa, der Kapitän und ich) uns früh morgens auf den Weg. In Pono angekommen, mussten wir mit unseren Medikamentenkisten durch das Wasser gehen, da der dafür vorgesehene Anlegesteg viel zu hoch gebaut wurde. Eindeutig eine Fehlkonstruktion. Seit Fertigstellung des Steges konnte dieser noch nie genutzt werden. Bis ins Dorf mussten wir einen Weg von ca. 10 Minuten zurücklegen. Ringsherum Kokospalmen, traumhafte Pflanzen und Vogelgezwitscher. Im Dorf sprach es sich natürlich schnell herum, dass die Schwestern mit Medikamenten da sind.

Aus allen Ecken kamen die Leute mit ihren Kindern. Wir packten in der neu gebauten Festhalle unsere Medikamente aus und legten sie auf einem Tisch aus. Die Leute kamen und kamen. Da die Medikamente für kleines Geld gekauft werden konnten, hatten die Leute auf einmal alle möglichen Krankheiten, wo man sich nur vorstellen kann (Bauchweh, Kopfschmerzen, Herzprobleme, hohen Blutdruck usw.).
Manchen Leuten sah man es aber auch wirklich an, dass es ihnen nicht gut ging. Mit Ausschlag im Gesicht und auf dem Körper, Fieber, Haarausfall, Zahnschmerzen usw. müssen sich die Leute Tag für Tag auf dieser Insel ohne ärztliche Versorgung durchkämpfen. Zur Zeit befindet sich eine Schwangere auf der Insel. Diese Frau wird ihr Kind in diesem Dorf in ihrem Haus, mit Hilfe der Frauen aus der Nachbarschaft, auf die Welt bringen.
Einen Arzt bzw. Krankenschwestern gibt es hier leider nicht. Dies ist hier meistens so auf den Inseln, dass die Frauen ihre Kinder Zuhause ohne ärztliche Unterstützung und Medikamente zur Welt bringen. Für mich unvorstellbar. Ich habe bei den Schwestern nachgefragt, was wäre, wenn bei der Geburt etwas schief gehen würde. Sie antworteten, dass es dann leider so wäre. Im schlimmsten Fall könnte es sein, dass die Mutter und das neugeborene Kind vor Ort sterben.
Während der Untersuchungen und Medikamentenausgabe kümmerte ich mich um die Kinder und habe mit ihnen gespielt. Die Leute haben sich selbstverständlich über unseren spontanen Besuch sehr gefreut. Als Dankeschön bekamen wir drei frisch geerntete Kokosnüsse zu trinken. Das war einfach ein Genuss. Frisches Kokoswasser ist einfach köstlich und erfrischend.
Nach ca. zweistündigem Aufenthalt machten wir uns auf den Rückweg auf die Insel Tello.

So liebe Kolleginnen und Kollegen,
dies war es nun von mir und meinen Berichten aus Indonesien. Ich hoffe ihr hattet etwas Freude am Lesen der Berichte und konntet meine Erlebnisse miterleben.
Ein großes Dankeschön möchte ich an Alexandra Walter und Schwester Barbara für die reibungslose Organisation und Planung dieses Projektes geben.
Auch allen indonesischen Schwestern, welche ich kennen lernen durfte, möchte ich Danke für die herzliche Begrüßung und Aufnahme sagen.
Danke an Regina Wieser für die Erfassung der Berichte und zu guter Letzt, danke an alle, wo meine Berichte gelesen und mich bei diesem Projekt unterstützt haben.
Wie heißt es so schön "Danke"
auf indonesisch: "Terima Kasih"
+++ 22. Juni - Elli Jäger +++

Die Kinder werden von Montag bis Samstag morgens mit dem Bus oder der Honda von den Eltern gebracht. Um 08:00 Uhr läutet die Schulglocke, das bedeutet für die Kinder "Aufstellen im Schulhof in Reih und Glied". Jetzt wird das Morgengebet gesprochen und Lieder gesungen. Anschließend verteilen sie sich in ihre Gruppenräume. Es gibt drei Gruppen. Die 2-4-jährigen werden von der Erzieherin Erminolda betreut. Hier verbringe ich auch die meiste Zeit am Vormittag. Die anderen beiden Gruppen sind im Alter von 4-6 Jahre. Sr. Alfonsa, 2 Erzieherinnen - Forti und Nora - sind für sie zuständig. Sr. Florentina hat die Leitung des Kindergarten und bildet noch eine Gruppe zum Trommeln aus. Die Kinder singen, spielen, lernen das Alphabet und rechnen.... auch indonesisches Tanzen wird geübt.

Ich beschäftige mich mit den Kindern an ihren Tischen und unterstütze sie beim Malen, Singen oder Spielen. Manchmal ist es auch notwendig, die aufgeweckten Kinder etwas zu bremsen oder kleine Streitigkeiten zu schlichten. Um 10:00 Uhr dürfen sie sich dann auf dem großen Spielplatz austoben. Auch hier ist meine Aufsicht gefragt. Im Anschluss gibt es eine Vesperpause, die nach Möglichkeit im Freien auf dem Schulhof stattfindet. Die Kinder setzen sich auf den Boden und essen ihre mitgebrachten Speisen und Getränke. Danach packen sie alles wieder ein und wir kehren den Platz. Den Rest erledigen die Hühner und Hunde :)
Die Kinder singen bis zum Abholen um 11:00 Uhr und sprechen das Abschlussgebet.

Die Gruppenräume werden jetzt von uns aufgeräumt, anschließend wartet das Büro mit Schreibarbeit für die Erzieherinnen, bis ihre Arbeitszeit beendet ist.
Die Schuluniform, die die Kinder jeden Tag tragen, wird von den Eltern bezahlt und nach Beenden der Kindergartenzeit behalten. Nur am Donnerstag dürfen sie in ihrer eigenen Kleidung kommen.
Wenn ein Kind Geburtstag hat, bringen die Eltern Kuchen in den Kindergarten. Der Platz wird bunt dekoriert. Nach indonesischer Art darf das Geburtstagskind den Kuchen anschneiden und das erste Stück mit dem Löffel verteilen. Ich kam auch einmal in das Vergnügen. Dem Geburtstagskind werden Lieder gesungen, gratuliert und die Kinder geben ihre Geschenke ab. Die Erzieherinnen verteilen den Kuchen unter den Kindern. Am Schluss bekommen alle Kinder noch ein Mitbringsel mit nach Hause.

Einmal fand eine kleine Wanderung zur Mariengrotte statt. Dort legten wir eine Pause für ein Gebet ein. Es gab einen Malwettbewerb. Hier wurden von jeder Gruppe die drei besten Bilder ausgewählt, welche sie zuerst auf der Tafel abmalten. Am 05. Juni gab es eine Abschlussfeier in der Aula. Die Kinder trugen ihre Tänze und das Programm auf der Bühne vor. Die ganze Aula war gefüllt mit Eltern und Verwandten. Die Novizinnen halfen auch dabei und kümmerten sich um die Kinder. Am Ende erhielten alle ihre Unterlagen, ein gerahmtes Gruppenbild - das ich von ihnen gemacht habe - das selbst gekochte Essen und Geschenke. Am indonesischen Tanz der Schwestern und Erzieherinnen durfte ich auch mit machen.
So endete die Zeit der 4-6-jährigen Kinder im Kindergarten.

Neben dem Kindergarten helfe ich auch in der Polyklinik. Die Polyklinik ist Tag und Nacht, von Montag bis Samstag, besetzt. Am Sonntag ist die Klinik geschlossen, es sei denn die Schwestern haben Bereitschaftsdienst. Es sind drei Hebammen, eine Krankenschwester und eine Hauswirtschaftskraft in der Klinik beschäftigt.
Sr. Beatrix, Christina, Reni und Sr. Pascalia arbeiten abwechselnd im Früh-, Spät- oder Nachtdienst.
Der überdachte Eingang führt durch eine Tür in die Klinik. Dort befindet sich auch eine Glocke, für den Fall, dass die Klinik geschlossen ist.

Durch das Wartezimmer gelangen die Patienten in den Empfang und Behandlungsraum. Dort werden sie in das fortlaufende Buch eingetragen. Es beinhaltet Name und Adresse, sowie verwendete Medikamente oder Behandlungen. Im Behandlungszimmer kann ich die Patienten wiegen oder den Blutdruck/die Temperatur messen.
Im weiteren Raum werden die Geräte sterilisiert und Medikamente gelagert. Auf der Behandlungsliege führen die Schwestern die Behandlungen, z. B. kleine Operationen, Abtasten des Körpers, Lymphdrainage, Impfungen usw. durch. Bei allem durfte ich zuschauen, sofern es die Patienten zu ließen.
Die Patienten haben einen Blick auf den Innenhof und einen kleinen Spielplatz.

Es gibt einen Kreissaal mit Badezimmer. Nach den Geburten durfte ich auch die Neugeborenen baden, wickeln und anziehen. Selbstverständlich wollen die Angehörigen auch immer ein Foto.
In der Klinik sind zwei Schwesternzimmer, eine Küche, ein Aufenthaltsraum, ein WC, ein Wasch- und Bügelzimmer, ein Wäschetrocknungsplatz und ein Medikamentenzimmer. Dort werden die Medikamente pulverisiert und verpackt. Das gehört auch zu meinem Aufgabenbereich.
Zu allen Hausbesuchen der Schwestern konnte ich auch mitgehen und assistieren.
Es gibt in Pangaribuan auch Fälle in der Polyklinik, die sich lieber einem Schamanen im Dorf anvertrauen, anstatt den Schwestern. Das beschäftigt die Schwestern und mich schon ein bisschen, wenn wir überlegen, was dann aus dem Patienten wird.
Nach allen Behandlungen werden die Leistungen und die Medikamente bar bezahlt. Die Einwohner haben keine Krankenversicherung. Es kann passieren, dass die Dorfbewohner sich dadurch in Unkosten stürzen, weil sie die finanziellen Mittel dafür nicht haben und es in Raten abbezahlen.
+++ 12. Juni - Martina Assfalg +++

Die erste Nacht in Tello hatte es vielleicht in sich. In Indonesien kann es schon mal vorkommen, dass es richtig schwer gewittert, meistens jedoch in der Nacht. Die Nacht war eigentlich ganz ruhig. Um ca. 4 Uhr hat es dann angefangen zu gewittern. Immer wieder hat man das Aufleuchten der Blitze gesehen. Kurz darauf folgte der Donnerschlag. Man spürte förmlich, dass das Gewitter immer näher kommt. Der Regen wurde immer fester und platschte wie aus Eimern herunter. Um 04:52 Uhr passierte es dann..... plötzlich wurde es hell in meinem Zimmer und im selben Moment ertönte der Donnerschlag. Der Geräuschpegel war einfach schrecklich. Ich bin sozusagen im Bett gestanden.
Später haben wir erfahren, dass der Blitz in einen Masten, ca. 50 Meter Luftlinie, eingeschlagen hat. Kurz darauf bin ich aufgestanden, da ich um 05:15 Uhr sowieso aufstehen sollte. Draußen war es noch dunkel und hat weiter gewittert. Die komplette Stromversorgung ist ausgefallen. Dann hieß es Duschen, Zähne putzen, Beten und Frühstücken - alles ohne Licht. Das Wasser für den Kaffee war dementsprechend kalt, da der Aufbrüher nicht funktionierte. Aber wie heißt es so schön "kalter Kaffee macht schön" :)
Die Schwestern haben gemeint, dass dies wohl nicht mein erstes und letztes Gewitter sein wird, darauf kann ich mich schon mal einstellen. Gegen ca. 11:30 Uhr Mittag hatten wir wieder Strom.

Die Nähschule hat von Montag bis Freitag von 09:00 - 12:00 Uhr und von 14:00 - 17:00 Uhr und Samstag von 09:00 - 12:00 Uhr geöffnet. Morgens, außer am Samstag, findet immer Nähunterricht statt. Dieser wird von einer Angestellten geleitet. Zu den oben genannten Öffnungszeiten kommen viele Leute von Tello und den umliegenden Inseln vorbei, um Stoff zu kaufen, damit sie zu Hause selbst nähen können. Der Stoff wird meistens persönlich von Sr. Ingeborg in Medan vor Ort oder über WhatsApp bestellt und mit dem Schiff angeliefert. Erst vor kurzem hat Sr. Ingeborg ca. 2000 Meter Stoff bestellt. Davon ist mittlerweile nicht mehr viel übrig. Die Nähschule, bzw. der Verkauf des Stoffes wird von den Leuten sehr gut angenommen. Wenn eine neue Stofflieferung kommt, können es die Leute fast nicht abwarten, bis sie einkaufen dürfen.

In der Nähschule gibt es immer was zu tun. Egal ob Stoff auspacken, aufrollen, Stecknadeln oder Knöpfe verpacken - man findet immer eine Arbeit.
Der Konvent hier in Tello ist ein größeres Gebäudekomplex und beinhaltet einen Kindergarten, eine Polyklinik, ein Mädchenasrama, eine eigene Kapelle, die Nähschule, eine Bücherei, 6 Gästezimmer, sowie den Wohn- und Schlafbereich der Schwestern mit Garten. Dass hier Instandhaltungen nicht ausbleiben, ist ganz klar uns somit habe ich mich handwerklich an die Arbeit gemacht. In den Gästezimmern und diversen Bereichen des Gebäudes mussten die alten defekten Metallinsektengitter entfernt und neue Insektengitter aus Plastik angebracht werden. Auch Vorhangstangen in den neuen Gästezimmern anzubringen, stellte für mich kein Problem dar. Die Schwestern waren begeistert, damit ich ihnen handwerklich etwas Arbeit abnehmen konnte.

Heute war ein besonderer Tag für mich. Ich durfte mit auf die Insel Simok fahren. Die Insel Simuk ist die westlichste Insel Indonesiens und liegt 6 Stunden von Tello mit dem Boot entfernt. Man erreicht sie nur über den Seeweg.
Der Grund für meine Reise war, dass Sr. Vita von ein paar Tagen die ewige Profess gefeiert hat und dieses Fest noch mit ihrer Familie und Freunden auf ihrer Heimatinsel feiern wollte. Für mich war es eine sehr große Ehre, das miterleben zu dürfen. Das Boot war für deutsche Verhältnisse eindeutig überladen, für indonesische Verhältnisse eher "normal" geladen :)

Insgesamt habe ich 28 Personen gezählt, 11 Hondas und 21 Säcke Reis. In Deutschland wäre dieses Boot wegen der Vorschriften niemals abgefahren.
Eine weitere Schwester (Sr. Yolenta) aus Tello ging auch mit zum Fest. Wir zwei waren die einzigen auf dem Boot, die Schwimmwesten dabei hatten, da man ja nie wissen kann, was passieren kann. Im Laufe der 6stündigen Fahrt habe ich erfahren, dass der Kapitän und ich die einzigen Personen sind, die schwimmen können. Die Leute haben die komplette Fahrt gebetet und gesungen, dass nichts passiert. Das kann man sich nicht vorstellen.... zum Glück sind wird gut auf der Insel Simuk angekommen. Hier erwartete uns bereits das komplette Dorf. Mit einem Festumzug wurde Sr. Vita ins Dorf begleitet.
Hier bekamen wir in einer festlich geschmückten Halle etwas zu Trinken und Essen. Es wurde gebetet und mit dem Volkstanz "Maena" wurde Sr. Vita herzlich in ihrem Dorf willkommen geheißen. Am nächsten Tag fand ein feierlicher Gottesdienst in der Dorfkapelle statt. Das anschließende Fest wurde im Haus von Sr. Vita gefeiert. Es wurde getanzt, gesungen, gelacht, gebetet und es gab zur Feier des Tages ein "Schwein" zum Essen. Hier in Indonesien wird das Schwein nur etwas anders als in Deutschland zubereitet, denn die Zähne und die Borsten sind noch am Fleisch vorhanden und werden mit gegessen. An das konnte ich mich wirklich noch nicht gewöhnen. Es ist für mich eine Überwindung, das zu essen. Gegen Spätnachmittag machte ich mit Sr. Yolenta einen Spaziergang in das Dorf "Selina". Dieses Dorf ist sehr bekannt, da es das einzige Dorf auf der indonesischen Insel mit Straßenlaternen ist. Ganze 12 Stück habe ich beim Durchgehen gezählt.

Diese werden selbstverständlich mit Sonnenlicht angetrieben. Die Kinder in dem Dorf waren alle sehr neugierig und wollten mich alle anfassen. Hier kam wohl noch nicht so oft jemand mit weißer Hautfarbe oder jemand Fremdes vorbei. Wir haben zusammen Fußball gespielt und zum Schluss verteilte ich noch Luftballons an alle Kinder.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Kinder noch nie einen Luftballon gesehen haben, da sie erstmal nicht wussten, was sie damit anfangen sollen. Hier habe ich auf jeden Fall ein paar Kinderherzen höher schlagen lassen. Dieser Moment war sehr emotionsvoll und wunderschön.
+++ 07. Juni - Elli Jäger +++

Das Dorf Pangaribuan liegt im Norden Sumatras im Battak-Gebiet. Bis zur nächst größeren Stadt, Sibolga, die idyllisch direkt am Meer liegt, müssen die Schwestern 2 bis 2,5 Std. Fahrtzeit einkalkulieren. In der anderen Richtung erreicht man das Dorf Barus. Dort findet am Mittwoch der Wochenmarkt statt. Reges Markttreiben füllt die Straßen des Dorfes. Die Schwestern kaufen dort frisches Gemüse, Obst und Fisch sowie die alltäglichen Dinge die notwendig sind. Die eingekauften Waren werden mit der Beja zum Konvent transportiert, da nicht alles in die Honda passt. In Barus gibt es auch die Möglichkeit, ans Meer zu laufen. Das nutzen nicht nur die Menschen, sondern auch die Kühe genießen die Abkühlung.

Oberhalb der Gemeinde Pangaribuans, mit circa 600 Einwohnern, liegt der Konvent. Der überdachte blumenverzierte Eingang lädt zum Verweilen ein. Manchmal wird hier auch gebetet.Von hier aus hat man einen Blick auf die Dorfkirche und die Aula. Dort finden regelmäßig Gottesdienste und Veranstaltungen statt. Freitags können die Frauen und Männer aus dem Dorf in Sportbekleidung zur Morgengymnastik. Sie freuen sich immer sehr, wenn ich auch mitmache.

Das nächste Event in der Aula ist die Verabschiedung der Kindergartenkinder. Sie wechseln in eine Schule. Der Wechsel von Pastor Aris Von Pangaribuan auf die Insel Florres wurde auch dort gefeiert. Die Schwestern waren auch dazu eingeladen. Am Haupteingang befindet sich auch eine Tür zur eigenen kleinen Kapelle. Dort finden das Morgen-, Mittag- und Abendgebet statt.
Durch eine weitere Tür gelangt man in den Innenhof des Kovents. Er ist ebenfalls mit hübschen Blumen und einem Obstgarten gestaltet. Von hier aus haben die Schwestern Zugang zur Küche, zum Wohn- und Esszimmer, zum Lager mit Werkstatt, zum Vorratsraum und den Waschräumen, den Zimmern der Schwestern und Gäste sowie zu den Büroräumen. Durch die Küche hat man einen Blick auf das Mitarbeiterhaus, dort können die Mitarbeiter wohnen. Vom Hinterausgang über den Wäschetrocknungsplatz sehen die Schwestern auf das Noviziat mit eigener Kirche - Santa Maria.

Den Kindergarten Santa Theresia erreicht man über einen kleinen Feldweg durch den Palmengarten. Ebenfalls vom Haupteingang sieht man die Polyklinik samt Nebengebäude, die unterhalb angesiedelt ist. In ein paar Schritten befinden sich die Schwestern an der Mariengrotte und den dahinter liegenden Friedhof - umgeben von vielen Palmen, welche gut Schatten spenden.

Der Tag der Schwestern beginnt zwischen 4 und 5 Uhr. Nach dem Morgengebet gibt es gemeinsames Frühstück, wenn zuvor noch Gottesdienst ist, können die Pastoren auch dazu. Das Spülen und Abtrocknen wird nach indonesischer Art gemeinsam erledigt. Da helfen auch die Pastoren mit.
Sr. Florentina und Sr. Alfonsa machen sich danach auf den Weg in den Kindergarten. Dort arbeiten sie mit drei anderen Erzieherinnen. Das ist auch meine Aufgabe am Vormittag.
Sr. Pascalia und Sr. Beatrix sind in der Poly Klinik im Schichtdienst tätig. Am Nachmittag ist das mein Aufgabengebiet.

In den Häusern der Dorfbewohner treffen sich die Einheimischen regelmäßig zum Rosenkranz beten. Es findet abwechselnd im Dorf statt. Die Schwestern sind immer herzlich willkommen. Auch Krankenbesuche stehen auf der Tagesordnung. Manchmal sind die Schwestern auch an anderen Orten zu Gottesdiensten eingeladen. Einmal mussten wir den Fluß überqueren, ein anderes Mal ging es mit dem Auto hoch in die Berge.

Sr. Elisabeth kümmert sich um das Essen und alles, was im Konvent zu erledigen ist. Sr. Yazintha hilft dabei. Wenn es die zeit zu lässt, helfe ich in der Küche bei der Zubereitung des indonesischen Essens, welches Sr. Elisabeth mit viel Sorgfalt und Eifer kocht, mit. Sie weiht mich in die Geheimnisse indonesischer Kochkünste ein. Wir haben aber auch schon schwäbische Spätzle gemacht.

Für die eigene Wäsche ist jeder selbst zuständig. Das Mittagessen ist in der Regel von 12 - 12:30 Uhr, das Abendessen um 18:30 Uhr angesetzt. Natürlich gibt es vor und nach jeder Mahlzeit ein Tischgebet abwechselnd in indonesisch, deutsch oder englisch. Wenn alles erledigt ist, wird der Tisch für den nächsten Morgen gedeckt, dann geht's zum Nachtgebet.
Die Schwestern nehmen an einigen Veranstaltungen teil. An Fronleichnam, in Pangaribuan am 01. Juni ein Feiertag, fand die Prozession am Abend statt. Der Anfang war an der Kirche und zog dann zur Marien Grotte zum Gottesdienst. Es war eine sehr besinnliche Stimmung mit den Menschen.
Am 3. Juni kamen in den verschieden Kirchen in der Gegend die Kinder zur Erstkommunion. Die Schwestern teilen sich auf die verschiedenen Kirchen auf. "Stasi" nennt man das Fest hier.
+++ 04. Juni - Martina Assfalg +++

Seit 12. Mai sind Elli und ich nun voneinander getrennt. Ich wünsche euch viel Freude beim Lesen meiner Berichte. Ich hoffe, ich kann euch damit verzaubern, damit ihr meine erlebten Momente bzw. Eindrücke mitfühlen könnt.

Derzeit befand ich mich noch in Pandan. Da Sr. Ingeborg noch einiges für die Insel Tello benötigte, hieß es erst einmal einkaufen gehen. Die Fahrt in die Stadt Sibolga mit einer sogenannten "Becak" war bereits sehr aufregend.
Vom Gemüse- zum Baumarkt. Wir haben auf jeden Fall alles bekommen was wir wollten. Da wir die Sachen nicht alle mit dem kleinen Flieger mit auf die Insel Tello nehmen können, haben wir die Sachen zum Hafen gebracht und gleich auf das entsprechende Schiff geladen. Mussten mehrmals an den Hafen fahren, da wir einiges eingekauft hatten.

Was das Be- und Entladen hier in Indonesien betrifft, gelten auf jeden Fall andere Vorschriften als in Deutschland. Nämlich keine :)
Die terroristischen Bombenanschläge in Indonesien waren die nächsten Tage ein sehr großes Thema und sind nicht spurlos an uns vorbei gegangen. Wir haben an die Opfer gedacht und für sie gebetet.
Heute war es nun soweit. Heute ging der Flieger auf meine eigentliche Station, die "Insel Tello". Der Transfer zum Flughafen in Sibolga war auf 09:30 Uhr bestellt, da um 12:00 Uhr unser Flieger starten sollte. Um 10:30 Uhr kam der Fahrer total entspannt angefahren. Pünktlichkeit wird hier nicht so genau genommen. Die Fahrt zum Flughafen dauerte ca. 45 Minuten. Da die Indonesier immer bei der Fahrt die Hupe betätigen (zur Begrüßung, beim Überholen oder einfach nur so), habe ich einfach mal mit gezählt. Beim 293. mal habe ich es dann aufgegeben, da der Flughafen bestimmt noch 15 Minuten entfernt war. Der Flieger ist für zwölf Personen zugelassen, also eher etwas kleineres :)

Im Warteraum erzählt mir Sr. Ingeborg, dass es meistens keine Einheimischen sind, die diese Flugzeuge hier fliegen. Die Piloten kommen oft aus Deutschland, Spanien und den USA und sammeln hier Flugerfahrungen, bevor sie auf längeren Strecken eingesetzt werden. Außerdem fliegen die einheimischen Piloten nicht so gut.
Als wir übers Rollfeld zum Flieger gingen, stieg der Pilot gerade aus. Sr. Ingeborg sagte: "Oh, er ist blond. Also ist er kein Einheimischer. Wird schon nicht sein erster Flug sein!" Ich schaute Sr. Ingeborg an und sagte: "Das beruhigt mich jetzt aber sehr!" Wir haben gemeinsam Tränen gelacht :)

Da es auf der Insel Tello keine Landemöglichkeit gibt, sind wir auf der Nachbarinsel - Tanah Masa - in Lasondre gelandet. Mit dem Boot ging es weiter nach Tello. Hier hat es sich bereits herum gesprochen, dass jemand "Fremdes" - also Ich - ankommt, denn ich wurde von Menschenmassen erwartet. Jeder wollte mir "Hallo" sagen. Es war gar nicht so einfach, aus dem Boot auszusteigen. Zwei Gepäckstücke mit zu nehmen und wenn möglich, jeden mit Handschlag begrüßen ist nicht ganz einfach.

Im Konvent wurde ich mit einem Essen herzlich von den Schwestern begrüßt.
Danach ging es in die Nähschule. Sr. Ingeborg hat in Medan ca. 2000 Meter Stoff bestellt. Dieser wurde bereits mit dem Schiff angeliefert und wartete darauf, dass er ausgepackt und entsprechend aufgerollt wird. Wir haben uns sofort an die Arbeit gemacht und somit das Abendessen wirklich verdient.
+++ 29. Mai - Elli Jäger +++

Während Martina weitergereist ist, bin ich in Pangaribuan geblieben; einem kleinen Dorf mit etwa 5000 Einwohnern.
Am Samstag Abend wird beim Essen die Planung für den Sonntag besprochen.
Es geht um 5:30 Uhr mit Beten in der eigenen kleinen Kapelle los. Das Frühstück ist bereits um 06:00 Uhr, damit wir uns mit Pastor Albain an der Kirche im Dorf treffen können. In seinem Auto fahren Sr. Elisabeth, Sr. Florentina, Sr. Pascalia und ich mit. Die Fahrt im wunderschönen Morgenlicht führt uns nach Kampung/Huntagintang/Pakkat. Der Regenwald dampft so richtig, das verleitet natürlich ein paar Landschaftsaufnahmen zu machen. Die Straßenverhältnisse und die Geschwindigkeit lassen das jedoch nicht zu. Manchmal habe ich Glück und der Fahrer muss anhalten und Tiere oder Menschen vorbei zu lassen. Oder ein anderes Fahrzeug steht auf der Straße.

In einem Dorf sind wir auf einen Feldweg links abgebogen. Hier braucht man gute Ortskenntnisse, denn Schilder gibt es selten. Auf dem Weg gelangten wir mitten in den Regenwald. Es sah so aus, als endet der Weg hier, aber nach ein paar Metern gelangten wir wieder auf eine befestigte Straße. Sr. Elisabeth meinte, es ist noch nicht lange so. Früher war der ganze Weg wie die vorherigen Verhältnisse. Nach circa zwei Stunden hatten wir ungefähr 50km zurückgelegt und hatten unser Ziel erreicht. Es fand ein großes Treffen am Dorfeingang statt. Viele Schwestern, Pastoren und die Gemeinde versammelte sich dort.

Eine Trommlergruppe spielte sich nebenan warm. Die anschließende Prozession setzte sich in Gange. Sie wurde von der Trommlergruppe angeführt, dahinter Pastoren, Schwestern und Gemeinde. An der Kirche, die ca. 1km weiter im Dorf am Berg stand, wartete ich um Fotos zu machen. Dort wurde ich vom Organisator begrüßt, bekam einen Platz und machte ein gemeinsames Foto. Später begrüßte mich die Polizei und wollte auch ein Foto mit mir zusammen. Ich hoffe, ich stehe nun nicht auf der Fahndungsliste ;)

Oben an der Kirche waren die Kirchenbänke unter einer großen Plane aufgestellt, wo die Gäste Platz nehmen durften. Die Kinder hatten in der Kirche ihren Platz gefunden. Der feierliche Gottesdienst endete mit dem Männer- und Frauenchor. Das anschließende Essen war im Freien geplant. Während der Mahlzeit überraschte ein ziemlich heftiger Regenguss die Feier und verwandelte das Gelände in Schlamm und Matsch. Die Leute mussten schnell in die Kirche, dort konnten alle weiter essen. Als alle mit essen fertig waren, ließ der Regen nach. Das Programm konnte mit indonesischem Tanz weitergeführt werden. Manche Gäste waren schon nach Hause gegangen.

Ein Bus steckte auch im Schlamm und kam nicht voran. Wir haben uns verabschiedet und die Heimfahrt um 15:30 Uhr angetreten. Der Pastor legte einen kurzen Stopp ein, damit ich ein paar Fotos machen konnte und um einer Familie noch einen Besuch abzustatten.
Im Konvent angekommen tranken wir noch und aßen das mitgebrachte Lemang. Das sind im Bambusrohr eingelegte Bananenblätter, gefüllt mit Reis. Das war sehr lecker. So endet der erlebnisreiche, interessante Tag mit einem Abendgebet.
+++ 23. Mai - Martina & Elli +++

Selamat pagi versame - Guten morgen zusammen
Heute war ein besonderer Tag: die Schwestern wünschten sich zum Mittagessen Spätzle. Eine Spätzlespresse war vorhanden, somit war dies für uns kein Problem und bereiteten uns und den Schwestern sehr viel Freude. Das Rezept haben wir selbstverständlich für die Schwestern aufgeschrieben. Wir sind gespannt, ob es nachgekocht wird.
Am Nachmittag ging es zurück nach Pangaribuan, wo wir wieder herzlich in Empfang genommen wurden. Es ist wie ein Zuhause, wo jemand auf dich wartet :)

Am nächsten Tag war Christi Himmelfahrt - das ist auch hier ein Feiertag. Um 10:00 Uhr fand der feierliche Gottesdienst in der Dorfkirche statt. Danach sind wir zu einer Krankensalbung gegangen. Die Frau des Hauses hat Brustkrebs und der Mann des Hauses ist stumm. Sehr viele Leute waren anwesend. Die Krankensalbung fand im Wohnzimmer der Familie statt. Alle Leute haben sich vor dem Haus die Schuhe ausgezogen und saßen im Wohnzimmer auf dem Boden. Sie haben gemeinsam gebetet und gesungen.
Zur Feier des Tages wünschten sich auch diese Schwestern heute Spätzle.

Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg zum Dorfsport in Pangaribuan. Dieser findet regelmäßig am Freitag Morgen von 08:00 bis 10:00 Uhr statt. Hier trifft sich das ganze Dorf und macht Sport.
Die Leute waren so begeistert von uns und wollten selbstverständlich ein Gruppenbild mit uns.
Um 10:00 Uhr hieß es Abfahrt nach Sibolga, da wir am nächsten Tag auf der ewigen Profess von vier Schwestern (Sr. Melania, Sr. Monika, Sr. Vita, Sr. Claudia) eingeladen waren.

Pastor Theofil holte uns und vier Schwestern mit seinem Auto ab. Dieses hatte am Tag zuvor einen platten Reifen, der aber noch am Morgen gerichtet wurde.
Während der Fahrt gab das Auto komische Geräusche von sich. Sie wurden immer lauter und lauter. Es fand ein kleiner "Bockler" statt. Pastor Theofil fuhr das Auto vorsichtig auf die Seite und hielt an. Alle stiegen aus und suchten nach der Ursache. Wir hatten im vorderen linken Rad nur noch zwei Radmuttern, die jedoch auch beide bereits lose waren. Die anderen zwei waren nicht mehr vorhanden. Hier wurde wohl vergessen, die Muttern beim Reifen wechseln anzuziehen. Upps.

Da wir im Auto keinen passenden Schlüssel dabei hatten, machte ich (Martina) mich auf den Weg und versuchte mein Glück. Mit Händen und Füßen versuchte ich pantomimisch darzustellen, dass ich ein Wagenkreuz benötige. Tatsächlich hat es jemand verstanden und wir hatten ein Wagenkreuz.
Die zwei noch vorhandenen Muttern wurden angezogen und weiter ging die Fahrt nach Sibolga. Hier ging es erstmal mit den Schwestern zum Mittagessen.
Das war sehr lecker - diese Stärkung haben wir uns wohl verdient.
+++ 14. Mai - Fortsetzung Martina & Elli +++
Pastor Theofil zeigte uns in den Dörfern die einzelnen Kirchen und erzählte uns einiges darüber. Um die Mittagszeit suchten wir eine Gelegenheit zum Essen in dem etwas größeren Dorf Barus.
An diesem Tag fand gerade Wochenmarkt rechts und links entlang der Durchgangsstraße statt. Pastor Theofil hatte keine Scheu und fuhr mit dem Auto im Schritttempo direkt durch den Markt. Die Leute sahen dies entspannt, lachten, winkten und wollten alle ein Foto von uns. Für uns in Deutschland unvorstellbar. Bei Bekannten von Pastor Theofil hielten wir an, fragten nach einem Restaurant und wurden daraufhin von ihnen zum Essen eingeladen.

Als wir in den Konvent zurück kamen, stellten wir fest, dass aus dem Motorraum Rauch aufstieg. Wir mussten die Motorhaube offen halten und Pastor Theofil suchte nach der Ursache. Es stellte sich heraus, dass kein Kühlwasser mehr vorhanden war. Da der Pastor an diesem Tag Geburtstag hatte, luden ihn die Schwestern zum gemeinsamen Abendessen ein. Am nächsten Tag fing unser Tag bereits um 5 Uhr an, da wir zur Priesterweihe nach Parbotihan wollten. Das Morgengebet fand auf der Fahrt statt. Die Priesterweihe wurde mit einer Prozession eröffnet. Anschließend fand die erste offizielle Messe von Priester John und Priester Thomas statt.

Während der anschließenden Fotoaufnahmen der Priester mit ihren Familien und Gästen wollten wir uns die Beine vertreten. Hierzu hatten wir allerdings keine Gelegenheit mehr, da wir von circa 300 Gästen umringt wurden, die alle mit uns zusammen auf ein Foto wollten.
Auf der Heimfahrt haben wir zwei kurze Zwischenstopps eingelegt. Hier haben wir die Frucht Salak selber ernten dürfen. Eine glitschige Angelegenheit aber total lecker.

Am Tag darauf machten wir den ersten Besuch im Kindergarten/Schule in Pangaribuan. Die Kinder waren gespannt und begrüßten uns mit einem Lied. Wir spielten, sangen und verteilten die mitgebrachten Geschenke. Die Kinder freuten sich sichtlich und zauberte ihnen ein Lächeln in Gesicht.

Die am Nachmittag geplante 2-stündige Fahrt nach Tumbajae in den Konvent dauerte nur 45 Minuten, da der Fahrer es etwas eilig hatte. Nach der Ankunft zeigte uns Sr. Damiana den Konvent. 1 Stunde später ist in der Polyklinik ein Mädchen auf die Welt gekommen. Sr. Damiana hat den Eltern des Babys vorgeschlagen, einen unserer Vornamen zu geben.
Beim abendlichen Gottesdienst waren wir sehr überrascht, dass überwiegend Jugendliche teilgenommen haben.
Plötzlich auftretende Stromausfälle gehören zur Tagesordnung und sorgen für romantische Stimmung.

An einem weiteren Tag halfen wir bei der Zubereitung des Mittagessens in der Küche. Bei einem Fischverkäufer, der einmal in der Woche mit seinem Moped kommt, haben die Schwestern frischen Fisch gekauft.
Bei einem Spaziergang durchs Dorf sind wir an einer Schweineschlachtung für eine Hochzeit vorbei gekommen. An dieser Hochzeitsmesse nahmen wir später teil. Am Nachmittag lud uns Sr. Kristina ins Asrama (Mädcheninternat) ein.
Wir unterhielten uns über das Leben im Internat und beantworteten ihre Fragen. Den Abend ließen wir bei einem gemütlichen Beisammensein mit Sr. Damiana und Gitarre ausklingen.
+++ 08. Mai - Martina Assfalg & Elli Jäger +++

Am Freitag ging bereits um 5:45Uhr unser Wecker runter. Hier gab es unser erstes offizielles indonesisches Frühstück mit Reis, Bohnen und Fisch. Danach ging es mit Sr. Natalia wieder Richtung Sibolga, wo bereits ein einheimischer Bus (Kleinbus) auf uns wartete.
Hier starteten wir die 2,5 stündige Fahrt übers Land Richtung Pangari Buan. Die Temperatur in diesem Bus war mit 32° noch erträglich. Ohne Information ließ uns der Busfahrer aussteigen.
Mit unserem Gepäck (jeder ca. 20 kg) sind wir los marschiert und fragten nach dem Weg, der uns steil bergauf führte. Oben angekommen, klitschnass, wegen des feuchten/warmen Klimas.

Auch hier wurden wir herzlich von den Schwestern empfangen. Bei der Besichtigung des kompletten Konvents (Kindergarten, Schule, Polyklinik, Garten, Friedhof) erzählten uns die Schwestern viel Interessantes. Am Nachmittag durften wir bei der Zubereitung der Frühlingsrollen helfen. Auch dieser Tag endete schnell nach den vielen Eindrücken.
Am nächsten Tag haben wir uns um 06:30 Uhr zur heiligen Messe getroffen. Beim anschließenden Frühstück besprachen wir den Tagesablauf. Daraufhin bat uns Pastor Theofil an, seine Stationen der einzelnen Gemeinde zu zeigen. Nach einem Gruppenbild trafen wir uns beim Pastor, dort konnte Martina noch einige Probleme und Fragen des Computers mit ihm klären.

Wir besuchten eine Familie, bei der er früher gewohnt hatte. Die Mutter hatte einen Schlaganfall, ist rechtsseitig gelähmt und kann nicht aufstehen.
Die gegebenen Umstände haben uns nachdenklich gemacht. So überlegten wir später, ob wir etwas verändern könnten... wir spürten sichtlich während des Gebets, dass sich die Frau sehr über unseren Besuch gefreut hat.
- Fortsetzung folgt -
+++ 04. Mai - Ankunft Martina Assfalg und Elli Jäger +++

Hallo zusammen - halo bersama!
Auf unserer eigentlichen Route nach Pandan wurden wir von einem leeren Gepäckförderband überrascht. Nach kurzfristiger Umplanung wurden wir am Flughafen abgeholt und ins Schwesternhaus nach Medan gebracht. Somit hatten wir das Glück, die Schwestern und das Haus kennen zu lernen. Obwohl die Schwestern nicht auf Besuch eingestellt waren, wurden wir herzlich empfangen. Um 23:00 Uhr - indonesischer Zeit - hatten wir unser Gepäck wieder und sind müde ins Bett gefallen.
Am Morgen sind wir mit Sr. Yulita zurück an den Flughafen gefahren. Mit einem Frühstück haben wir uns bedankt und verabschiedet.

Der Flug nach Sibolga verlief ohne Probleme. Dort erwartete uns Sr. Evelyn, mit der wir zusammen nach Pandan fuhren. Hier wurden wir allen Schwestern vorgestellt und waren gleich zum Mittagessen eingeladen. Nach der Führung durch das Haus ließen wir den Abend ruhig ausklingen.
Morgen geht es bereits weiter in Richtung Pangaribuan.
Liebe Grüße aus Indonesien - Salam dari Indonesia
Elli & Martina
+++ Das war 2017 +++
+++ 05. Dezember - Beate Huber +++

Nun mein 4. und letzter Bericht
Mitleben, Mitbeten, Mitarbeiten in Indonesien.
Sr. Evelyn kam zu Besuch ins Kinderdorf. Wir freuten uns riesig, denn so konnten wir uns noch von Ihr verabschieden. Kurz entschlossen fuhren wir mit Sr. Evelyn und Sr. Irene nach Gunungsitoli. Zu unserer Überraschung besichtigten wir noch eine Fabrik in der Durian verarbeitet wird. (Der Durianbaum, auch Zibetbaum genannt, ist eine Pflanzenart innerhalb der Familie der Malvengewächse. Die Frucht riecht sehr streng und es ist teilweise verboten sie in Taxis oder in Hotels mitzunehmen)
Der Durian wird teilweise gekocht. Es ist eine sehr schwere und harte Arbeit, die teilweise auch von Frauen geleistet bzw. erledigt wird.
Wir wurden von der Chefin persönlich durch die Verarbeitungshallen geführt. Es wird im 2-Schichtbetrieb gearbeitet mit ca. 100 Beschäftigten. Die Ernte des Durian erfolgt zweimal im Jahr. Durian wird vielfältig verarbeitet und verkauft. Gekocht, aber auch roh mit und ohne Steine und auch als Eiscreme. Die Firmenbesitzer sind auch Katholiken. Dank Sr. Evelyn und Sr. Irene erhielten wir eine Führung. Das ist natürlich sonst nicht so selbstverständlich, dass Kunden auch noch eine Führung erhalten.
Sr. Evelyn sagte uns, dass das Kinderdorf von diesen Geschäftsleuten auch öfters eine Spende erhalten. Nicht nur Durianprodukte werden in dieser Fabrik hergestellt und verkauft, sondern auch Bananenchips, die sehr gut schmecken, eine Spezialität auf Nias.
Übrigens, als wir im Kinderdorf ankamen, durften wir auch noch das Durianeis probieren.
Danke, es war ein sehr schöner Nachmittag für uns.

Am Sonntag fuhren wir mit den Schwestern im Kleinbus des Kinderdorfes zum Kirchenfest nach Helefanika bei Fodo. Abfahrt war morgens um 8.30 Uhr. Bapa Remon war der Busfahrer.Im Dorf stieg noch ein Mann zu, der Lektor der Kirchengemeinde Gidö.Als wir ankamen war der Vorplatz der Kirche schon gut besucht. Vor der Kirche waren die Musikinstrumente aufgebaut. In einer kleinen Aula saßen der Bischof und Pastor Harefa. Es wurde das Fest "Krisma und Paroki" mit dem Bischof Ludovicus Simanullamg in und vor der Kirche gefeiert.Vor der Kirche wurden viele Bilder mit dem Bischof gemacht und was ganz besonders schön war, wir bekamen einen Einblick in die naisische Kultur und Tradition. In traditioneller Kleidung tanzten die jungen Frauen für den Bischof, die Ehrengäste und für alle anderen Besucher dieses Festes. Für uns war es sehr beeindruckend und ein herrliches Erlebnis. Ich denke, wir hätten sonst keine Tanzaufführung der Einwohner von Nias gesehen. Danke für diesen wunderschönen Tag. Das Fest "Krisma" wird einmal im Jahr gefeiert. Wie ich ahnte und später auch bestätigt bekommen habe, war es die Firmung von ca. 150 Jugendlichen und 3 erwachsenen Mitglieder der Kirchengemeinde.

Das "Parokifest" wurde gleichzeitig mitgefeiert und bedeutete den 32. Geburtstag der Kirchengemeinde. Die Besucher des Gottesdienstes waren alle in Sonntags- und Festtagskleidung, was nicht anders zu erwarten war, wenn der Bischof kommt. Ganz zu schweigen von den Firmlingen: Die Mädchen in ihren weißen Kleidern sahen aus wie kleine Bräute. Die Haare hochgesteckt mit tollem Haarschmuck. Die jungen Männer in schwarzen Hosen mit weißem Hemd und Krawatte und genauso festlich wie die Mädchen. Die Tänzerinnen und die Trommler in ihren traditionellen Kleidern (Gewänder) waren eine Augenweide. Ein Highlight für uns. Der Bischof und 4 Pfarrer zelebrierten das Hochamt. In den ersten Bänken saßen die Lektoren und Personen, die in der Kirche eine Funktion haben. Lauthals wurde gebetet und mitgesungen. Es war einfach beeindruckend dieses Erlebnis. Der Chor der Kirchengemeinde mit ca. 50 Männer sang sehr schön und bewegte sich beschwingt im Rhythmus mit. In einem Tanz von jungen Mädchen in traditioneller Kleidung wurden die Gaben bei der Gabenbereitung auf den Altar gebracht. Aber nicht nur Wein und Brot, sondern auch Kerzen und Blumen wurden um den Altar gelegt. Beim Friedensgruß ist es gleich wie bei uns. Man wünscht sich auch nach allen Seiten den Frieden. Ein Chor mit Postulantinnen sang nach der Kommunion. Danach erfolgte wie jeden Sonntag die Kindersegnung durch den Bischof und Pfarrer Harefa aus Gido. In der Kirche wurde zwischendurch gegessen und getrunken und man glaubt es kaum, zwei Personen haben sogar geraucht. Der Boden in der Kirchen war übersät mit Müll. Das stört hier aber anscheinend niemanden. Auf einmal ging von einem Vorbeter ein dreifaches "Yahowu" durch die Kirche und die Kirchenbesucher antworteten mit Begeisterung und lauthals ebenfalls mit einem dreifachen "Yahowu". Am Ende wurden noch die Neuigkeiten und Vorausschau für die nächste Woche verkündet und nach ca. 3 Stunden war der Gottesdienst beendet. Zum Schluß wurde nochmals kräftig getrommelt und gesungen. Das rhythmische trommeln zusammen mit dem Gesang war wunderbar und für mich einmalig schön.
Nach dem Gottesdienst gab es für alle Anwesenden ein sehr leckeres und gutes Essen. Wir durften mit dem Bischof im Speisesaal essen, und wie das so ist bei so einem Kirchenjubiläum, darf natürlich auch eine Geburtstagstorte nicht fehlen. Diese wurde dann zum Nachtisch gebracht und vom Bischof aufgeschnitten und verteilt. Etwas geschockt war ich dann, wie es in der Kirche, im Speisesaal und auf dem Vorplatz anschließend ausgesehen hat. Überall lag der Müll auf dem Boden. Keiner räumt etwas auf, jeder lässt den Abfall nur fallen wo er gerade steht oder geht.
Dem Kirchengemeinderat von Helefanika stand eine Menge Arbeit bevor um das alles wieder sauber und gepflegt herzurichten. Erstaunt war ich auch, daß Männer und Frauen getrennt beim Essen saßen und noch mehr wunderte ich mich, daß nur die Männer etwas vom Schweinekopf essen durften.
Es war ein rundum gelungenes, gut organisiertes und beeindruckendes Fest.

Ganz besonders verwundert war ich, daß an Hochtechnologie alles vorhanden ist. Von der Fernsehkamera bis zum Beamer, Laptop, Leinwand, Tablets und natürlich auch Handys. Aber oft fehlt es an für uns selbstverständlichen Dingen im Alltag wie z. B. Wasser und Strom, Wasch- und Spülmaschinen, Küchentücher, Tempos und WC Papier, Küchenrollen und Servietten usw…. (auf Nias ist öfters Wasser- und Stromausfall). Plastiktüten gibt es dagegen überall und im Überfluss. Auch werden keine alternativen Möglichkeiten für Energiegewinnung genutzt, was ich sehr schade finde, da das bei den vorhandenen Bedingungen bestimmt eine Option wäre. Umweltschutz wird auf Nias leider nicht sehr groß geschrieben und ist dort, so glaube ich, leider ein Fremdwort. Ebenso ist es mit der Arbeitssicherheit.
Besonders positiv beeindruckt hat mich die niasische bzw. indonesische Gelassenheit und Zufriedenheit der Bewohner bzw der dort lebenden Menschen.
Ich denke, viele werden Ihren Wohnort nicht großartig verlassen und nicht viel von der Insel Nias oder Indonesien zu sehen bekommen. Wahrscheinlich wird es auch bei den Kindern vom Kinderdorf so sein. Wir können glücklich und zufrieden sein, was wir in den acht Wochen sehen und erleben durften.
Danke dass uns das ermöglicht wurde.
Die niasische Bevölkerung ist sehr kontaktfreudig, Überall wo man hinkommt, möchte man mit uns fotografiert werden. Oft wird man angesprochen, und kann sich dann auch wunderbar auf Englisch unterhalten, da meine indonesisch Kenntnisse sich sehr in Grenzen halten und nicht besonders sind.
Es waren interessante Erfahrungen, Gespräche und Begegnungen. Wie z.B. mit einem Lehrer in einem Handyladen, oder auch mit einem Becafahrer.
Innerhalb einer Fahrt von Gunungsitoli nach Gido (etwa 1 Stunde), kann man die ganze Lebensgeschichte vom Fahrer erfahren. Auch am Strand in Gunungsotoli von einem jungen Mann, der sich auch auf Englisch unterhalten wollte um sein Schulenglisch anzuwenden.
Ich reise mit einem weinenden und einem lachenden Auge ab. Mir fällt der Abschied von den Kindern des Kinderdorfes besonders schwer. Ich werde die schöne Zeit mit den wunderbaren, netten freundlichen und fleißigen Kindern sehr vermissen. Die Kinder und Babys sind mir in den vergangenen sieben Wochen sehr ans Herz gewachsen. Das tägliche Mama der Babys bzw. der Kleinkinder und das Ibu Beate der Kinder wird mir sehr fehlen und werde ich vermissen. Es war für mich eine tolle Zeit, die ich nie vergessen werde und an die ich mich immer und sehr sehr gerne erinnern werde.
Anderseits freue ich mich auf den Urlaub und meine Lieben zuhause auch ganz besonders.
Danke und terima kasih
- ganz besonders an die Kinder des Kinderdorfes für die wundervollen Wochen
- an die Schwestern in Pandan,
- an die Schwestern, Pastoren, Kakas und Mitarbeiter vom Kinderdorf.
- an das Kloster Reute, besonders an Sr. Barbara.
- an die St. Elisabeth Stiftung,
- und an Herrn Christian Metz.
Danke an alle die mir den Aufenthalt ermöglicht haben.
Damit ich ja niemand vergesse
Danke an alle für alles.
Ich bin dankbar, für die wunderbaren acht Wochen in einer mir fremden Kultur, dass mir dies alles ermöglicht wurde und würde es sofort wiederholen wenn es möglich wäre. Ich habe keine Minute bereut, dass ich mich zu diesem Projekt entschlossen und durchgeführt habe.
+++ 01. Dezember - Gabriela Babiuc +++

Es ist Zeit, Abschied vom Kinderdorf St. Antonius und von der Insel Nias zu nehmen.
Die 8 Wochen Aufenthalt in Indonesien haben etwas mit mir gemacht, ich war innerlich ständig in Bewegung; in mir wurden eingeschlafene Seiten aufgeweckt.
Wir sind vor 8 Wochen in einer total fremden Kultur gelandet, wo andere Priotitäten gesetzt werden und der Alltag eine andere Struktur hat, eine andere "Länge und Fülle"als bei uns. Wir sind auf einer wunderschönen hügeligen, grünen Insel gelandet, die wegen ihrer geografischen Isolation zur kulturellen Isolation beiträgt. Wir sind auf einer Insel, die reich an köstlichem Obst und Gemüse ist; auf einer Insel mit freundlichen Menschen (wo ich als Frau mit "Mister" angesprochen werde, oder dem 1 stündigen Weg von Gnungsitoli nach Gidö, wo ich mich in netter Atmosphäre und gelassen mit den Becakfahrer unterhalte, in einer Sprache, die mir vor einem Jahr fremd war). Hier gibt es eine einzige funktionierende Ampel und 2 Zebrastreifen; eine Insel, wo die Ortschaften nicht mit Schildern gekennzeichnet sind, wo die Dörfer keinen Gehweg haben. In der Hauptstadt ist es ein Abenteuer, die Straße zu überqueren wegen dem starken Verkehr.
Ich werde alles in mir festhalten wie einen wertvollen Schatz.
Am meisten werde ich die wunderbaren Kinder vom Kinderdorf vermissen, diese Kinder, die geprägt sind von Bescheidenheit, Respekt und Disziplin, die sehr viel Verantwortung für ihr Alter übernehmen müssen, die miteinander und füreinander leben. In ihrem Leben steht die Religion an erster Stelle.
Wie schön war es für mich, die Fortschritte der Kinder auf der Babystation miterleben zu dürfen: jetzt schaffen es alle, einen Turm zu bauen und klatschen stolz in die Hände, wenn sie fertig sind, oder der kleine Noel, der bei unserer Ankunft 4 Monate alt war. Jetzt kann er sich drehen und erkundet die Spielsachen. Es schmerzt schon, wenn ich daran denke, dass ich nicht miterleben werden kann, was nach einigen Jahren aus Noel geworden ist.
Ich werde sicher die Rufe der Kinder vermissen: "Ibu Gabi" wenn ich durch das Kinderdorf gelaufen bin; die Zusammenarbeit mit den Kindern die uns geduldig beigebracht haben wie die ein oder andere Sache in Indonesien gemacht wird und die tollen Gespräche; auch wenn ich immer noch nicht der Sprache mächtig bin.
Erstaunlicher Weise bin ich gut mit den einfachen Lebensbedingungen zurechtgekommen: Stromausfall, kein warmes Wasser, keine richtige Dusche und sehr oft einfach kein Wasser.
Ich habe hier auch unvorstellbare Kontraste erlebt. Die Wäsche wird von Hand gewaschen, aber bei großen religiösen Festen habe ich die modernsten Videokameras gesehen und im Kinderdorf, bei Präsentationen, wird ein Beamer mit großer Leinwand benutzt.
Es war nicht immer leicht und ich war in meinem Inneren nicht immer einverstanden mit allem was ich erleben durfte. Für uns ist es unvorstellbar, dass Kinder mit Grippe zur Schule gehen müssen und die Schwestern gehen auch ihren Pflichten nach, wenn sie krank sind.
Ich bin hier her gekommen um 8 Wochen mit zu leben, mit zu arbeiten und mit zu beten und nicht zu versuchen, etwas zu ändern.
Für die tolle Erfahrungen, für alles was ich hier und im Kinderdorf und auf der Insel Nias sehen und erleben durfte, bin ich sehr dankbar.
+++ Fortsetzung 27. November +++

Ich nehme meine Tüte aus festem Papier mit Reis, Gemüse und Fleisch und setze mich neben ein paar Schwestern auf den Boden in einem Pavillon mit unvergesslichem Ausblick aufs Meer. Mir geht es gut auf diesem ruhigen wunderschönen Fleck auf der Erde. Ich spüre eine tiefe Dankbarkeit dafür.
Ich gehe über das Strandkorallenriff spazieren bis ins tiefere Wasser. Wenn ich zurück komme, stehen schon 14 geöffnete Kokosnüsse mit Strohhalm bereit. Einfach köstlich das Kokoswasser. Wir geniessen gemeinsam in der Stille die schöne Natur. Der nächste Halt ist östlich von Sorake in Baloho Beach. Es ist ein Resort mit Übernachtungsmöglichkeiten, Bar, Musik, Restaurant.

Ausser ein paar Einheimischen sind nicht viele Touristen zu sehen. Ich frage mich, ob ausser den Einheimischen jemand anderes diesen Ort erreichen würde, da es ein paar hundert Meter davor eine kaputte Brücke gibt und keine andere Möglichkeit, weiter zu fahren. Ich hätte nie gedacht, dass man die Brücke mit einem Minibus überqueren kann. Unser guter Fahrer, Bapak Raimund hat das gemeistert. Er bekommt einen Applaus von uns.´Wir machen paar Fotos mit den Schwestern und fahren nach Teluk Dalam, der zweitgrössten Stadt Nias. Die Rast findet im Pfarramt Teluk Dalam statt. Da schauen wir uns die große Kirche an, das große Internat St. Franziskus für Jungs und das Krankenhaus. Überwältigt von den vielen schönen Ereignissen, kommen wir am Abend im Kinderdorf an. Es war ein unvergesslicher Tag.

Diese Woche bin ich nachmittags auf Unit Santa Klara tätig. Dort leben 14 Jungs von 13 bis 20 Jahre, also eine Menge zu tun im Haushalt. Die Jungs übernehmen viel Verantwortung: Schule, Kochen, Waschen, Gartenarbeit, die Versorgung der Schweine und Hühner. Ich helfe diese Woche ein bisschen, also die täglichen 14 Hemden bügeln, Reis sauber machen (wie in meiner Kindheit) und ein bisschen Gartenarbeit.
Wir essen am Abend zusammen, danach verbringen wir noch etwas Zeit zusammen. Sie fragen viel über Deutschland; wie gut dass ich immer wieder Fotos bekomme, so können die Jungs den erstern Schnee dieses Jahr in Deutschland sehen. Manchmal bringe ich Obst oder Kekse mit. Die Jungs freuen sich wie kleine Kinder, zählen alle Kekse und alle werden gleich verteilt; ebenso die gesammelten Litschis aus dem Garten, alles wird gerecht geteilt.
Wenn ich die Jungs bei der Gartenarbeit oder bei der Versorgung der Tiere anschaue, wirken sie sehr reif, sie nehmen die Aufgaben sehr ernst. Nach dem Abendessen sitzen alle draußen, Tinus spielt Gitarre, die anderen spielen Schach. Einige bitten mich Fotos zu machen und plötzlich werden sie wieder kindisch und machen coole Posen. Schade, denn ich kann jeder Zeit diese Bilder anschauen, die Jungs nicht, keiner hat ein Handy.
Am Freitag Nachmittag kam Besuch von der Caritas. Alle haben sich in der "Aula" versammelt, sogar die Kleinen von der Baby Unit sind da. Nach der Ansprache der Gäste und der Leitung des Kinderdorfes zeigen die Kinder die musikalische Talente: es wird gesungen, Gitarre, Schlagzeug und Keyboard gespielt. Der Chor singt das eigene Lied über das Kinderdorf. Die Gäste organisieren draußen Spiele. Dieser Nachmittag war eine schöne Abwechslung im Alltag dieser Kinder.
+++ 27. November - Gabriela Babiuc +++

Für den vorletzten Samstag unseres Aufenthalts haben die Schwestern einen Ausflug nach Süd Nias geplant. Nach dem Frühstück laden wir das gut vorbereitete Picknik-Mittagessen in den Minibus mit der Aufschrift "Kinderdorf St. Antonius - Hiliweto Gidö" ein. Wir werden zum ersten mal einen ganzen Tag mit allen Schwestern verbringen. Wir fahren, für unsere Verhältnisse, auf ziemlich schmalen Straßen mit vielen Palmen und Bananenbäumen. Die Häuser sind ziemlich nach an der Straße und haben Fenster und Türen offen, so dass wir einen Blick in die einfache Einrichtung werfen dürfen: manchmal gibt es dort nur einen Tisch mit ein paar Stühlen oder gar nichts drin.
Unser erster Halt ist an dem Aussichtspunkt Genasi. Ein paar Minuten dürfen wir den grandiosen Ausblick auf die wunderschöne südliche Küste geniessen. Wir nutzen die Gelegenheit und schießen ein paar Fotos mit allen Schwestern zusammen.

Der nächste Stop ist das Dorf Bawomataluo.
Wir steigen viele steile Treppen hinauf, ohne zu ahnen, was uns erwartet. Oben angekommen zeigt sich das Dorf in seiner Größe, ein atemberaubender Ausblick. Das Dorf ist auf dem Gipfel eines Berges gebaut und von hier kann man die ganze Insel überblicken. Ich habe den Eindruck, dass wir in einer mindestens 200 Jahre zurückgesetzten Zeit gelanden sind. Die einzigen Zeichen, die an die heutige Zeit erinnern, sind die riesen Satelittenschüßeln und die vielen Motoräder ("Honda", wie die Niasser sie nennen). Wir werden belohnt mit einem Einblick in eine alte, exotische Kultur; eine sehr beeindruckende Dorfarchitektur, Schnitzkunst. Die Häuser beeindrucken mit der traditionellen einmaligen hölzernen Architektur, gebaut auf Pfählen; sicher vor Erdbeben.

Das Königshaus in Bawomataluo ist das größte der Insel, 23 Meter hoch. Es regnet sehr stark, wir finden Schutz im Königshaus, nachdem wir die steilen Treppen zum Eingang hoch gestiegen sind. Wir dürfen, wie der König, das Dorf in seiner Größe betrachten, es ist faszinierend. Vor dem Haus steht ein 2 Meter hoher gemauerter Block. Wer früher um die Hand einer Frau anhalten wollte, musste vor den Augen des Königs über diesen Block springen (Lompat Batu), ohne den Stein zu berühren und nur mit einem Versuch. Man kann sich dies kaum vorstellen, besonders da die Niasser ziemlich klein sind. Junge Männer trainieren und führen das "Lompat Batu" vor; so bleibt die Tradition erhalten. Wir bekommen einen Sprung zu sehen.
UNESCO hat Bawomataluo Dorf in seine vorläufigen Listen seit 2009 eingesetzt. Bawomataluo-Regelung hat das Potenzial als Welterbe ernannt zu werden. Tief beeindruckt fahren wir weiter; wir haben die Möglichkeit im Bus die Ereignisse auf uns wirken zu lassen.
Obwohl wir auf der Küste nach Süden fahren, merken wir, dass der Tourismus kaum zu erkennen ist. Nach dem Erdbeben von 2005 ist der Tourismus zurück gegangen.
Wir kommen an Sorake Beach an, bekannt für die legendären Wellen für Surfer. Das Beben von 2005 hat die Insel um etwa 2 Meter angehoben, sodass man in Sorake nicht mehr direkt vom Sandstrand ins Meer paddeln kann, sondern man muss über das Sandkorallenriff laufen, um ins tiefere Wasser zu gelangen.
Es regnet nicht mehr, die Sonne scheint und der Ausblick ist einfach traumhaft. Wir richten gemeinsam das Picknick ein mit allen Köstlichkeiten, die die Schwestern mit Gelassenheit vorbereitet haben.
[...Fortsetzung folgt]
+++ Fortsetzung 21. November +++

Bis jetzt waren die Straßenverhältnisse ja noch ganz o.k. Ich frage mich, warum der Pastor uns gesagt hat: man könne nur mit einem Jeep nach Gomo fahren, nicht mit einer Beca oder einem Minibus.
Weiter im Gebiet von Gomo der nächste Fotostopp an einem Fluß mit kleinen Wasserfällen und Stromschnellen. Herrliche Vegetation und Natur. Alles grün, einfach paradiesisch.
Wir fahren weiter auf einer fast neuen Straße und plötzlich sind ca. 150m am Berg nicht mehr geteert. Für uns nicht vorstellbar und unglaublich.
Der nächste Stopp folgte. Über Treppen erreichen wir eine herrliche Oase, den Wasserfall "Air terjun-Mondowe" Ein großer Wasserfall mitten im Paradies.
Anschließend machten wir Picknick. An alles wurde gedacht. Wir wurden bestens versorgt.
Nach dem Stopp am Wasserfall wurde die Weiterfahrt so richtig abenteuerlich und jetzt verstand ich die Aussage von Pastor Philipus. Es ging über Stock und Stein weiter auf einem Schotterweg mit jeder Menge Schlaglöcher. Mir tat das Auto des Pastors fast schon leid. Die Straßen in der Region Gomo sind sehr reparaturbedürftig und ausbaufähig. Die Infrastruktur des Straßenbaus allgemein auf der Insel Nias ist etwas vernachlässigt und verbesserungsbedürftig.

Anschließend ein erneuter Fotostopp in Tetegewo. Und dann der Aufstieg zu einer Hinrichtungsstätte in Tetegewo. Bis vor 100 Jahren wurde dieser Ort noch von Kopfjägern benutzt. Es gibt auch eine Plattform mit Megaliten. Nach dem Abstieg wurde von uns der Eintritt bezahlt und es ging weiter zu Sr. Veronikas Bruder. Das war uns natürlich nicht bekannt. Zu unserer Überraschung erhielten wir dort ein fürstliches Mittagessen. Er betreibt dort ein Kleider- und Schuhgeschäft. Das Haus ist sehr schön, groß und sauber.

Nach dem Mittagessen ging unsere Fahrt weiter nach Gomo. Dort machten wir Halt am Pastoran Gomo. Es ist ein Bildungshaus für den Bereich von Gomo, das zurzeit mit 4 Lehrern und 40 Schülern belegt ist.
Hier leben 2 Pastoren, insgesamt aber 5 Personen.
Im Pastoran angekommen wurden wir vom schlagartig einsetzendem Regen überrascht. Es regnete wie mit Kübeln geschüttet, man verstand sein eigenes Wort nicht mehr, so trommelte der Regen auf das Hausdach. Wir mussten eine Zwangspause einlegen, dabei wurden wir wie überall fürstlich bewirtet, mit Tee und Knabbereien.
Das Abenteuer war noch nicht beendet. Pastor Philipus bestellte uns drei GUIDS, um in Gomo ein altes neasisches Haus "Rumah Adat in Siforoasi, Gomo" zu besichtigen. Die Guids kamen zu unserer Überraschung mit Geländemaschinen angefahren. Es hieß Augen zu und durch. Wir wunderten uns warum denn dies? Aber während der Fahrt wurde uns dann schnell bewusst warum. Die Strecke zu dem Haus hätte man niemals mit dem Auto zurücklegen können, das wäre unmöglich gewesen, wegen der baufälligen Brücken und der miserablen Straßenverhältnisse. Unsere Guids machten einen hervorragenden Job und fuhren uns, "natürlich ohne Helm" zur Besichtigung von o.g. Haus und auch wieder sicher zurück.
Nach der Ankunft ging die Fahrt weiter nach Tetehösi, dort wurde noch ein Brief im Pfarramt abgegeben. Ab hier waren die Straßenverhältnisse im Gegensatz zu vorher hervorragend, so ungefähr wie bei uns auf einer Schnellstraße. Aber unsere geschotterten Feldwege sind noch wesentlich besser als hier die Gemeindeverbindungsstraßen. Zwischendurch wurde noch ein Tankstopp eingelegt.

Auf der Heimfahrt machten wir plötzlich erneut Halt. Da es schon nach halb sieben war, hielt Pastor Philipus zum Abendessen an. Eigentlich war ja schon geschlossen, aber die Frau ging in die Küche und fing für uns an zu kochen. Das Essen schmeckte hervorragend.
Im Kinderdorf angelangt wurden wir an der Gruppe Matias abgesetzt und gingen nach einem erfüllten und erlebnisreichen Tag zu unserem Zimmer.
Ein besonderes Terima kasi und sohagele an die Schwestern des Kinderdorfes, besonders an Sr. Veronika und Sr. Irene sowie an Pastor Philipus Harefa, die uns einen wunderschönen und unvergesslichen Tag ermöglicht haben.
+++ 21. November - Beate Huber +++

Nun mein dritter Bericht: Mitleben, Mitbeten, Mitarbeiten in Indonesien
Uns wurde am Freitagmittag bei dem gemeinsamen Essen mit den Schwestern von Sr. Odilia mitgeteilt, dass wir am Abend nicht auf der Unit essen sollen, sondern auf der Babystation. Dort werden die Geburtstage von Nia, 3 Jahre, und von Kaka Marta, 21 Jahre, gefeiert. Sr. Odilia organisierte für Nia und Marta eine schöne Geburtstagsfeier. Alle Kinder und Kakas der Babystation waren da. Tamara (eine 26 jährige Physiotherapeutin aus Leutkirch) und wir durften auch als Gäste teilnehmen.Es waren festlich gedeckte Tische, dekoriert mit Luftballons. Seitlich davon stand ein Tisch mit köstlichem Essen und als Nachtisch gab es eine leckere Geburtstagstorte.Nurmina, eine Kaka, spielte Gitarre und es wurde viel gesungen, geklatscht, und gelacht. Was natürlich auch dazugehörte war das Wichtigste: „Geschenke auspacken“.
Nach der Feier wurde dann gemeinsam aufgeräumt und gespült. Es war ein rundum gelungenes und harmonisches Fest.

Eine weitere willkommene Abwechslung war für mich auch die Mitteilung, dass ich zweimal in der Woche (am Dienstag und Donnerstag) mit Angel, einem schwerstbehinderten Mädchen, 4 Jahre alt, zur Krankengymnastik nach Fodo mitfahren durfte. Ich war als Begleitperson dabei. Während der Fahrt betreute ich Angel und bei der Krankengymnastik eines der von Sr. Odilia mitgenommenen Kinder. Betreut und therapiert wird Angel bei der Krankengymnastik von Sr. Gisela.
Zu meiner Überraschung wurden mir bei unserem ersten Besuch zwei junge Mädchen aus Deutschland vorgestellt. Es war eine interessante Unterhaltung und schön, sich mit jemandem außerhalb des Kinderdorfes in Deutsch zu unterhalten.
Janika Siegle (18 Jahre) aus Nellmersbach bei Stuttgart und
Doreen Jacke (19 Jahre) aus Büren bei Paderborn.
Die Mädchen sind schon seit Mitte August 2017 in Indonesien und noch bis August 2018 als MaZ (Missionare auf Zeit). Sie sind von den Franziskanerinnen aus Salzkotten ausgesandt worden. Sie arbeiten in Fodo im Rehabilitationszentrum „Caritas Dorkas“ .
Leider fällt diese Abwechslung jetzt weg, da Angel in Zukunft von Tamara vor Ort therapiert wird.

Nach mehr als sechs Wochen Aufenthalt im Kinderdorf nun der erste gemeinsame Ausflug in die Region Gomo, organisiert von den Schwestern des Kinderdorfes mit Pastor Philipus Harefa, Sr. Veronika, Gabi, Tamara und mir.
Am 15. 11 um 7.30 Uhr ging es los.
Die Fahrt ging vom Kinderdorf über Tetehösi mit einem kurzen Halt bei den Schwestern, (natürlich wurde dort etwas abgegeben) zur Kirche St. Antonius in Hoja Fanedanu. Dort erfolgte ein erster Fotostopp. Leider war die Kirche geschlossen. So konnten wir die Kirche nur von außen besichtigen.
Und weiter ging die Fahrt. Sr. Veronika kaufte unterwegs für uns Langsat, ein köstliches Obst, etwas säuerlich und ein wenig bitter, ähnlich einer Grapfruit in Miniformat.
Entlang der Straße auf unserer Route sahen wir viele Reis- und Maisfelder. Dieser Mais ist aber nicht gelb wie bei uns, sondern orange. Dieser Mais wird als Lebensmittel und nicht als Tierfutter verwendet wurde mir von Sr. Odilia am Abend erklärt.
Pastor Philipus und Sr. Veronika werden bei jedem Halt freundlich begrüßt und überall ist dann immer ein Fotoshooting angesagt. Oft wird auch während der Fahrt uns zugewunken und gegrüßt.
...Fortsetzung folgt :)
+++ Fortsetzung 13. November +++

Am Sonntag, auf dem Weg zur Kapelle fürs Abendgebet erfahren wir, dass Pastor Johannes zu Besuch im Kinderdorf ist. Er ist in Begleitung von Frau Sabine Elisabeth Barthelmes, eine der zwei Vorstände von Nias e.V., eine Hilfsorganisation die auf Nias tätig ist. Dabei ist noch ein junger Indonesier der taub-stumm ist und von der Unterstützung der Organisation Nias e.V. profitieren durfte. Die Organisation ermöglichte ihm eine Schulausbildung und hat seinen über 1 Jahr langen Krankenhaus Aufenthalt finanziert. Es geht ihm zurzeit sehr gut und er hat eine Tätigkeit im Museum Pusaka (siehe Bild und Beitrag weiter unten).
Am Sonntag sind wir zum Abendessen ins Pfarrhaus eingeladen; Pastor Philips T. Harefa hat Geburtstag. Eingeladen sind die Schwestern, die Pastoren, ein paar Leute aus dem Dorf und wir. Es ist eine entspannte Atmosphäre. Eine Musikanlage wurde eingerichtet, es wird gesungen, es gibt festliches Essen, Schwestern und Pastoren halten Anreden mit guten Wünschen und Dankansagen.
Als Nachtisch gibt es Durian, auch Stinkfrucht genannt. Hinsichtlich ihres Geschmacks und Geruchs gibt es unterschiedliche Meinungen. Schon von Weitem hängt der Geruch in der Luft: unvergleichlich, penetrant, süßlich faulig. Ich gehöre zu der Kategorie, die sich vom Geschmack abgestoßen fühlen (das einzige bis jetzt was mir nicht geschmeckt hat). Die Einheimischen können aber nicht genug davon bekommen.
Wir verabschieden uns von Pastor Philips mit einem "terima kasih" (Dankeschön).

Am Freitagvormittag fahren wir zusammen mit Sr. Odilia nach Tetehösi in die Poliklinik "Efata". Dabei haben wir die kleine Irene, die die Masernimpfung bekommen soll und den kleinen Eman, inzwischen 5 Wochen alt. Die Poliklinik befindet sich neben dem Schwesternhaus und unter anderem ist sie für die Geburtshilfe und Impfungen eingerichtet. Angekommen, warten wir geduldig bis die kleine Irene geimpft wird; es sind einige Mütter da, die mit den Kleinen zur Impfung gekommen sind. Es wird sorgfältig in den Impfpass eingetragen. Sr. Karla, die Oberin des Konvents kommt lächelnd auf uns zu, wir freuen uns auf ein kurzes Wiedersehen. Irene bekommt tapfer die Impfung und wir fahren zu dem 1 km entfernten Kindergarten. Dort angekommen werden wir von den Schwestern herzlich begrüßt und bekommen eine kleine Führung durch den Kindergarten. Heute haben 2 Mädchen Geburtstag. In einem großem Raum haben sich alle Kinder versammelt. Vorne sitzen die 2 Geburtstagskinder mit ernster Miene, angezogen in weißen Prinzesinnenkleidern mit Krone auf dem Kopf und geschminkten roten Lippen. Vor ihnen am Tisch eine wunderschön geschmückte Torte warten dass geschnitten wird und an den Kinder verteilt.
Die Wand hinter den 2 Geburtstagskindern ist mit farbigem Stoff, Luftballons und "HappyBirthday" geschmückt. Alle Kinder haben sich versammelt und sitzen als Zuschauer auf dem Boden. Die Erzieherinnen "moderieren" am Microfon die Feier.

Freitag ist "Pasar" (Markt) im Dorf.
Es ist viel los: viele Stände mit Gemüse, Obst, Fisch, Anziehsachen, Flip-Flops... Hier werden Flip-Flops auch beim Regen getragen, ich nenne sie "Schuhe des Jahres". Es gibt sogar lebende Schweine, die liegen mit gebundene Beine nebeneinander. Ein Mann kauft ein Schwein, stellt es vorne auf sein Motorrad und fährt weg.
Wir kaufen Obst für die Kinder der Units: diesmal eine Wassermelone und ich gebe das Obst im Haus Mathias ab.
Beim Abendessen bin ich überrascht dass die Kinder die Melone noch nicht gegessen haben. Ich soll sie schneiden und zusammen essen. Die Kinder schauen geduldig, wie ich die Wassermelone schneide und ich rechne schon, wie viele Scheiben jedes Kind bekommt. Die Kinder lesen die Enttäuschung auf meinem Gesicht: es ist eine gelbe Wassermelone! Sofort erzählten sie mir aber, dass sie gelbe Wasserelonen viel lieber als rote essen.
Ich bin beeindruckt von so viel Bescheidenheit, Rücksichtnahme und Feingefühl. Eine Sache ist sicher: diese Kinder werde ich eine lange Zeit vermissen.
+++ 13. November - Gabriela Babiuc +++

Wir sind schon in der Halbzeit unseres Aufenthalts auf Nias. Seit zwei Wochen regnet es viel, manchmal den ganzen Tag und es ist nicht mehr so heiß. Wenn es für ein paar Stunden aufhört und die Sonne scheint, legen wir die frischgewaschene Anziehsachen der Babystation auf eine grosse Plane auf den Weg, zum trocknen. Es ist eine große Menge an Wäsche, für ein paar Stunden wird der Weg ganz bunt.
In der Zeit schlafen die Kleinen in einer Babyhängematte; die wiegt die Babys durch sanfte Auf- und Abbewegungen in den Schlaf. Am Nachmittag bin ich diese Woche im Haus Mathias tätig. Da die Kinder heute bis 16:30 Uhr beim Chor in der "Aula" sind, wasche ich zusammen mit der "Kaka", die Wäsche der Kinder: kein 60 Grad Wasser, keine Waschmaschine, also die Obstflecken vermehren sich von Tag zu Tag. Es ist aber nicht schlimm, hauptsache es wird gewaschen.
Wenn die Kinder kommen, ist wieder Leben im Haus Mathias. Jeder übernimmt eine Aufgabe für Zubereitung des Abendessens: Gemüse schälen, die scharfe Chilli Sambal Paste zubereiten, Tofu braten, Reis kochen, Tisch decken.

Es ist immer wieder eine Bereicherung mit den Kindern der Units die Zeit zu verbringen. Heute zeigen 2 Mädchen viel Kreativität: aus farbigem Papier werden Blumen gebastelt, aus der Verpackung der Milchpulver wird eine Dekotasche gezaubert; da kein Kleber im Haus ist, um die Verkleidung aus glänzendem Papier zu befestigen, wird einfach Wachs benutzt.
Ein Mädchen zeigt mir einen Wasserball mit der Weltkarte als Motiv. Wir erkunden geduldig Deutschland und Indonesien, sowie den Rest der Welt. Ich frage mich ob dieses neugierige Mädchen irgendwann Nias verlassen wird. Sie wirkt sehr zufrieden.
Die Kinder fragen neugierig über die Familie aus Deutschland, welche Gemüse- und Obstsorten es bei uns gibt, wie das Wetter ist....
Der kleine Elman, nur 5 Jahre alt, packt selbstverständlich auch mit an und hilft beim Tischdecken. Mittwoch Abend nach dem Essen und Abwasch haben die Kinder freies Programm bis 20:30 Uhr. Diesmal spielen die Kinder Fango, danach auf der Terrasse. Mit einer Tasse voll selbstgepresster Sirsaksaft hören wir verzaubert zu, wie Neri Gitarre spielt und singt. Ich verabschiede mich von diesen wunderbaren Kindern mit einer Umarmung und "Sampai besok" - bis morgen.
....in den nächsten Tagen geht der Bericht weiter!
+++ 06. November - Fortsetzung +++

Eine willkommene Abwechslung zwischen Babystation und Unit ist für mich ein Einsatz in der Küche bei Sr. Goretti. Egal was gekocht wird. Ob Käsespätzle, Spätzle, Zwiebelkuchen, Seelen, Weiß- oder Toastbrot. Es macht immer riesen Spass.
Ein Besuch in Tetehösi mit Sr. Sesilia und Sr. Anastasia war angesagt. Der Besuch war mit der Auslieferung einer Bosch-Küchenmaschine verbunden. Es erfolgte eine kurze Einweisung an Sr. Karla, die Oberin von Tetehösi, und an Sr. Marisana, die die Hauswirtschaft leitet. Auch hier wird für den Kindergarten (88 Kinder) gekocht. Und nur deshalb, und weil es im Wirtschaftsplan eingetragen war, hat es die Möglichkeit der Anschaffung und des Kaufs einer Küchenmaschine gegeben.
Nun etwas zu dem Konvent in Tetehösi:
Hier leben insgesamt vier Schwestern. Zu den zwei oben genannten noch Sr. Agatha und Sr. Lutgardis. Beide sind Lehrerinnen im Kindergarten.

Tetehösi wurde an Ostern 2005 bei einem Erdbeben total zerstört. Pater Heinrich, ein Kapuzinerbruder aus Münster (Missionar von 1986 bis Mai 2009 in Indonesien) hat mit vollem Einsatz und mit großem Organisationstalent nach und nach die Kirche, das Pfarrbüro, und das Pfarrhaus, die Poliklinik, das Schwesternhaus und ein Jungen-Internat wieder aufgebaut. Der Kindergarten ist etwa ein Kilometer entfernt. Leider hatten wir keine Gelegenheit zu einer Besichtigung, da die Zeit von Sr. Sesilia knapp bemessen war. Trotzdem waren es interessante Begegnungen.
Vor dem Erdbeben war Tetehösi nur ein Kinderheim.
Aber schon vor dem großen Erdbeben 2005 leistete P. Heinrich große Missionsarbeiten in einigen wenig entwickelten Regionen von Nias - in Gomo, Tögizita und Gidö.
Am 8. Mai 2009 entschloss sich P. Heinrich wieder nach Deutschland zurückzukehren. Ein Grund war seine angeschlagene Gesundheit.
Zwischenzeitlich ist P. Heinrich verstorben.
+++ 06. November - Beate Huber +++

Nachdem ich nun drei der fünf Units kennengelernt habe, bin ich jede Woche aufs Neue mehr und mehr beeindruckt und begeistert, wie das Zusammenleben der Kinder in einem Miteinander und Füreinander funktioniert.
Der Tagesablauf und Alltag sind sehr strukturiert. Umso mehr muss man den Zusammenhalt und die Selbständigkeit bewundern. In den Units wird meines Erachtens aber auch nach dem Motto gelebt:
Schön, dass es dich gibt- gut, dass wir einander haben.
Allgemeines zu einem Unit:
In einem Unit leben zehn Kinder und eine Kaka (sie ist wie eine Hausmutter, aber meistens sehr jung, so um die 20 Jahre alt) zusammen. Zuständig für die Gruppe ist eine Schwester. Die Kinder in den bisher kennengelernten Gruppen sind zwischen drei und 16 Jahre alt.
Schon am frühen Morgen um 5:30 Uhr gießen die älteren Mädchen die Blumen und nachmittags nach der Schule und nach dem Mittagessen sind die Hausaufgaben angesagt.
Danach haben alle Ihre Aufgaben: vom Wäsche waschen, - zusammenlegen, -bügeln, - aufräumen und kehren bis zur Gartenarbeit. Und auch beim Abendessen kochen sind die Kinder mit eingebunden. Sämtliche Arbeiten in und ums Haus werden von den Kindern fast selbständig und selbstverständlich übernommen und perfekt erledigt. Zur Unterstützung haben sie ihre Schwester und eine Kaka. Jede Gruppe ist eine harmonische große Familie.

Einmal die Woche kommt das Gemüseauto mit dem Einkauf der Schwestern für die Kinder. Ich hab gedacht ich seh nicht recht: Mit den Schubkarren erfolgt dann die Auslieferung durch die Kinder an die einzelnen Gruppen. Nach den Arbeiten kann noch gespielt werden.
Am Sonntag nach der Kirche können die Kinder dann zur Abwechslung in der Aula noch zwei Stunden Fernseh schauen. Immer Mittwochabend ist Spieleabend angesagt.
Enorm, was diese Kinder leisten und dann noch das tolle Miteinander.
Es ist selbstverständlich, dass die Großen für die Kleinen sorgen und sich rührend und jederzeit um sie kümmern und auch behilflich sind.
Egal ob zu Hause, beim Kirchgang oder bei sonstigen Unternehmungen und Veranstaltungen.
-> Lesen Sie hier demnächst mehr
+++ 29. Oktober - Fortsetzung +++

Da mich eine Grippe erwischt hat (hier husten viele), gehe ich paar Tage nicht in die Babystation. Stattdessen schaue mir 5 Laptops aus dem Konvent aus Gunungsitoli an. Es gelang mir einen Laptop in Betrieb zu bringen.
So lange Sr. Sesilia noch bei uns war, haben wir davon profitieren können, dass Sie Deutsch spricht und somit konnten viele Fragen beantwortet werden, wie z. B. Infos über das eine oder andere Kind aus dem Kinderdorf. In einem Gespräch äußere ich mich dass wir das Museum Pusaka gerne besichtigen möchten, sehr aufmerksam nehmen uns Schwester Sesilia und Pater Alfons mit nach Gunungsitoli.Sie haben dort eine mehrstündige Besprechung und in der Zeit dürfen wir das Museum Pusaka geniessen.

Auf 2 Hektar Gelände ist dieser Ort mehr als ein Museum, es ist ein Ort ausgestellter und gelebter niassischer Kultur. Das Museum Pusaka zählt zu den besten Museen Indonesiens und wird von der UNESCO empfohlen. Die Niasser kommen sehr oft hier her; dieser Ort ist eine Art Treffpunkt geworden. Das Museum sollte der grünste und sauberste Fleck der Stadt sein. Wir geniessen die gemütliche Atmosphäre in dem einen oder anderen schattiger niassischen Pavilion mit wunderschönem Blick auf das Meer. Familien mit Kinder kommen und genießen die tolle Umgebung, Kinder planschen im Meer. Wie in typische Museen, gibt es auch hier Exponaten und Objekte hinter Glasvitrinen, für uns der erster Einblick in der niassische Kultur.Sr. Sesilia hat uns ein Treffen mit Pastor Johannes Maria Hämmerle organisiert, der Gründer des Museums Pusaka. Wir haben die Ehre, uns bei einer Tasse Tee zu Unterhalten: über das Museum und über seine Arbeit auf der Insel Nias. Johannes Hämmerle ist Kapuziner und lebt seit über 40 Jahre auf Nias, er ist Vorsitzender der Museumstiftung und Direktor des Museum Pusaka. Er erzählt uns dass das Museum für Touristen, außergewöhnliche Übernachtungsmöglichkeiten in typischen Niashäuser, direkt am Meer, anbietet. Da gibt es Kurse für Lehrer und Schüler zum Einführung in die Kultur Nias. Mit der Spende von Sternsingern von seiner Heimatregion werden für Schüler, jeweils eine Übernachtung mit einen Tag Einführung in der niassicher Kultur, angeboten.
Etwas später holt uns Sr.Seilia wieder ab und fahren wir wieder "nach Hause".
Wir hatten wunderbare Stunden am Museum Pusaka verbracht und wertvolle Begegnungen gehabt.
+++ 29. Oktober - Gabriela Babiuc +++

Wir sind schon über eine gute Woche in Kinderdorf St. Antonius in Hiliweto-Gidö, auf der Insel Nias angekommen. Unser Leben hier bekommt langsam den normalen Ablauf. Zu dem täglichen Ablauf gehört auch das gemeinsame Beten mit den Schwestern. Das Lesen der Psalme auf Indonesisch fängt an zu funktionieren, nur was ich lese, verstehe ich immer noch nicht ganz. Täglich wird in der Kapelle oder in der Kirche Eucharistie gefeiert. Am meisten sind die Gottesdienste auf niasisch, eine eigene Sprache, die keine Ähnlichkeit mit der Bahasa Indonesia (indonesische Sprache) hat. Wir grüßen die Menschen im Dorf auf niasisch mit "Ya' ahowu" - Guten Tag oder Grüß Gott. Das kommt gut an. Die Amtssprache ist Indonesisch; 90% der Menschen sind Christen.
Höhepunkt der Woche ist der Sonntagskirchengang. Das Feierliche und das Fröhliche ist stark zu spüren u. a. auch in ihrer Sonntagskleider: die Frauen prächtig gekleidet in viele Farben, die Männer tragen bunte Hemden und Stoffhosen. Die Kirche ist voll. Es wird kräftig gesungen und gebetet.
Wir gehen zur Kirche zusammen mit den Kinder der Units wo wir tagsüber tätig sind. Heute geben mir die Kinder zu verstehen, dass ich die Haare kämmen soll. Meine Haare sind frisch gewaschen und mit dem wenigen Schaumfestiger die ich dabei habe, gerichtet. Ich sage halb auf indonesisch halb mit Zeichensprache dass die mich frisieren dürfen. In Sekunden schaffen mir die Kinder eine neue Frisur: die Haare sind glatt und fest am Kopf. Die Kinder lachen viel, es macht Spass die so zu sehen. Die sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis, jetzt sind meine Haare hübsch :)

Wir arbeiten in Schichten, immer eine Schicht auf der Babystation und eine Schicht in einer der 5 Units. Auf der Babystation sind Kinder im Alter von 0 bis 2-3 Jahre. Jetzt gibt es sogar ein 2 wochen altes Baby. Hier ist immer was zu tun: Spielen mit den Kinder, Wickeln, Baden, Essen und Trinken geben, manchmal spazieren gehen im Kinderdorf mit den Größeren, Plantschbecken draußen einrichten. Wenn die Kinder schlafen, kann man bis zu einer Stunde Wäsche aufhängen.
Die Woche arbeite ich nachmittags in der Unit "Monika" mit Schulkindern.
Wenn ich komme, sind alle versammelt an den großen Tisch und machen die Hausaufgaben. Ich kann ein bisschen bei Mathe helfen. Ein Junge hat Verständnisprobleme bei Primfaktorzerlegung der Zahlen. Wir üben zusammen und siehe da, er fängt an zu verstehen. Ich werde belohnt mit einem strahlenden Gesicht und einem "Highfive".
Die Maltafel (kali-kali) muss man noch üben. Um 15:00 Uhr sollen die Hausaufgaben fertig sein. Die Größeren räumen die Wäsche auf (es gibt jeden Tag genug für 10 Kinder), Zimmer aufräumen, Wäsche bügeln (wir übernehmen gerne ein Teil des Bügeln so lange wir da sind), Gartenarbeit (da habe ich auch die Woche Unkraut gezupft zusammen mit den Kinder). Um 17:00 Uhr ist eine halbe Stunde Spielzeit draußen. Danach wird "mandi" gerufen, was duschen heißt. Das duschen kann man sich so vorstellen: von einer Wassertone nimmt man Wasser mit den Schöpfer und giesst über sich.
Der ganze Tagesablauf ist strukturiert und organisiert. In jedem Haus gibt es eine "Mutter", ungefähr 20 Jahre alt, die unterstützt die Kinder und schaut, dass alles gut läuft.
Ich bin beeindruckt von dem Zusammenhalt und der Selbstständigkeit der Kinder.
Das älteste Mädchen kocht am Abend für alle und es wird zusammen gegessen. Die Kinder unterhalten sich beim Essen und auch wenn ich nicht viel verstehe, es ist schön zu sehen, wie harmonisch alles abläuft.
[...Fortsetzung folgt am 04.10.]
+++ 23. Oktober - Fortsetzung +++

Wir kamen gut im Konvent St. Angela an und konnten uns erfrischen und frühstücken. Danach ging es zum Gottesdienst. Die Kirche war proppenvoll und bis auf den letzten Platz gefüllt, einfach beeindruckend. Nach dem Gottesdienst gab es Mittagessen und dann ging es auch schon weiter mit unserer Fahrt. Wir legten einen Zwischenstopp an dem Wallfahrtsort und Pilgerstätte Bunda Maria ein.
Am Sonntagnachmittag kamen wir in Gidö im Kinderdorf St. Antonius an. Hier wohnen wir im Gästehaus. Sr. Irene und Sr. Sesilia führten uns durch das Kinderdorf und wir konnten uns einen ersten Eindruck verschaffen. Bei einem Meeting im Freien wurde unser Einsatzplan besprochen

Es gibt fünf Units: fünf Häuser mit jeweils zehn Kindern. Mein Einsatzbereich für die erste Woche ist morgens bei den Babys und mittags auf der Gruppe Monika. Abends wurde mit den Schwestern Rummikub gespielt. Es war ein sehr schöner Abend.
Morgens auf der Babystation habe ich mit den Kindern ein neues Puzzle gespielt, zwischendurch wurden die Kinder gefüttert und mit Getränken versorgt, gebadet, gewickelt und schlafen gelegt.
Nebenher habe ich noch geholfen eine Küchenmaschine "Bosch" zusammen zu bauen und in Gang zu setzen.
Am Nachmittag ging ich auf Gruppe Monika. Diese wird von Sr. Faustina geleitet.
Ich habe beim Zusammenlegen der Wäsche geholfen. Ich weiß gar nicht... die Kinder hatten Wäsche ohne Ende - immer wieder kam ein neuer Korb voller Wäsche dazu.
Abendessen ist unter der Woche immer auf der Gruppe. Das ist sehr schön, denn so können wir viel Zeit mit den Kindern verbringen. Auf der Babystation ist der Ablauf jeden Tag ungefähr gleich. Auf Gruppe Monika kann man nachmittags Wäsche waschen oder zusammenlegen, bügeln, den Kindern aus einem englischen Buch vorlesen oder bei den Hausaufgaben etwas behilflich sein.
Heute kam es zum ersten Mal vor, dass es einen Stromausfall gab. Das finde ich gar nicht so schlimm. Als viel schlimmer empfinde ich, dass es nicht immer Wasser gibt.
Am Donnerstag habe ich einen Zwiebelkuchen gebacken. Ich hoffe, der schwäbische Zwiebelkuchen hat auch auf Nias gut geschmeckt :)
Und am Freitag feierte Sr. Irene ihren Namenstag. Die Schwestern bereiteten ihr ein schönes Fest und wir waren auch eingeladen.
+++ 23. Oktober - Beate Huber +++

Nach fast zwei Wochen in Indonesien folgt nun mein erster Bericht.
Pandan: Ich schaute in die Küche, ob ich etwas helfen kann, da hier täglich für den Kindergarten gekocht wird und das bedeutet sehr viel Arbeit. Sr. Sesilia fragte mich, ob ich vielleicht Spätzle machen kann. Sehr gerne erfüllte ich ihr den Wunsch und so gab es in Indonesien die schwäbischen Kässpätzle.
An einem Nachmittag fuhren wir mit Sr. Evelyn und dem Fahrer Frengky nach Sibolga, um einige Einkäufe zu erledigen. Es war einfach genial. Ich habe von Freundinnen aus Deutschland, Ilona und Hristina, Geld erhalten und sollte für die Kinder vom Kinderdorf etwas kaufen. Hauptsächlich kaufen wir Kleidung für Jungs, aber die Inhaber des Geschäftes richteten uns auch noch eine Tüte für die Mädchen her. Wir alle waren sprachlos und fasziniert, denn so etwas haben wir noch nie erlebt. Es war für uns eine willkommene Abwechslung und auch ein tolles Erlebnis.

Nach dem Einkauf besuchten wir noch die Polyklinik St. Mikael in Sibolga, welche von Sr. Brigitta geleitet wird. Es kommen täglich zwischen 20 und 30 Patienten. Mitarbeiter dieser Polyklinik sind zwei Krankenschwestern und zwei Hebammen. Sie berichteten uns von durchschnittlich drei Entbindungen im Monat, bei denen die Frauen schon nach sechs Stunden wieder entlassen werden. Neben der Polyklinik ist ein Konvent des Klosters von Pandan, das von Sr. Josefin geleitet wird, die wir bereits schon in Deutschland kennenlernen durften.
Am Samstag wurde Sr. Rita von den Schwestern verabschiedet. Sie geht für vermutlich zwei Jahre nach Manila zu Studienzwecken.
Dann stand auch schon das letzte Mittagessen in Pandan an. Schade, es war eine wunderbare harmonische Gemeinschaft... wie eine große Familie und ein tolles Miteinander.
Nun heißt es Koffer packen und schweren Herzens Abschied nehmen. Am Abend holte uns Sr. Natalie ab und fuhr uns mit Sr. Sesilia, Sr. Monika und Sr. Angela zum Hafen, damit wir gemeinsam auf die Fähre konnten. Die Überfahrt dauerte von 21 Uhr bis morgens um 7 Uhr. Die Fahrt war sehr angenehm und es war fast windstill. [Fortsetzung folgt]
+++ 18. Oktober - Beate Huber +++

Was gibt das denn? Spätzlesteig in Indonesien kann doch fast nicht sein?! Mehr dazu verrät uns Beate Huber demnächst in ihrem Bericht.
+++ 13. Oktober - Fortsetzung +++

Morgens um 6:00 Uhr und abends um 18:00 Uhr nehmen wir am Gebet in der wunderschönen Kapelle teil. Der Altar, Kerzenständer und Tabernakel sind wunderschöne Kunstwerke. Sie wurden von Bruder Martinian Grurzner angefertigt, den wir persönlich kennen gelernt haben. Er kommt aus der Nähe von Berlin und lebt seit über 40 Jahren in Indonesien. In einigen Kirchen im Land kommen Altar und Kerzenständer aus seinen Händen.
Alles hat seine Ordnung hier: nach dem Morgengebet steht das Frühstück schon bereit. Auch für die Kinder, die vor der Schule im Hof frühstücken können, steht alles bereit. Jeden Morgen kommen viele Kinder.
Auch in der Küche ist alles gut organisiert: nach der Mahlzeit wird das Geschirr in die Küche getragen. Im Sekundentakt werden die Behälter für den Geschirrabwasch gebaut. Wir helfen gerne mit bei Abtrocknen. Wir haben gelernt: Teller und Besteck werden mit grünen Tüchern abgetrocknet, Plastikgeschirr mit einem anderen und Geschirr vom Kinderfrühstück mit der dritten Sorte. In wenigen Minuten ist alles wieder aufgeräumt. Es wird sehr akkurat gekocht. Die Tofu-Klößchen sind alle gleich groß und perfekt rund. Bei den Krapfen wird der Teig portionsweise gewogen, so dass alle Krapfen gleich groß sind.
Das Essen schmeckt sehr lecker und ist sehr gesund: viel Gemüse, Fische, selbstverständlich Reis und als Nachtisch Früchte; teilweise aus dem Garten. Das gemeinsame Essen ist wie in einer harmonischen Familie! Eine vertraute, angenehme Atmosphäre. Sr. Sesilia kümmert sich um uns, kommt mit uns ins Gespräch, bringt uns oft Früchte oder Kekse, die in der Küche gebacken werden.

Im Konvent und in der Schule gibt es einige PCs, die nicht mehr hochfahren oder sehr langsam sind. Also versuche ich, so viele PCs wie möglich zum Laufen zu bringen.
Am Mittwoch waren wir in der Katholischen Schule, an der Sr. Ester Schulleiterin ist. 13 Klassen, 453 Schüler und jede Klasse hat zwischen 31 und 42 Schüler. Die Anfrage ist immer größer, aber leider gibt es keine freien Klassenräume. Wir beobachten kurz an den offenen Türen den Unterricht. Ich habe das Gefühl, dass der Unterricht und der Umgang mit und unter den Kindern selbst sehr von Bescheidenheit, Respekt, Ordnung und Disziplin geprägt ist. Aber auch viel Zuneigung und Liebe. Es tut mir sehr gut, diese Kinder zu beobachten.
Im Büro von Sr. Ester gelingt es mir, einen PC, der nicht mehr hochfährt zum "Laufen" zu bringen. Ebenso installierte ich dazu einen Drucker sowie für einen Laptop den Drucker. Sr. Ester strahlt vor Freude und bedankt sich mehrmals. Mir geht es auch gut dabei.
Am Donnerstag besuchen wir erstmals die Schneiderei, in der die Schuluniformen angefertigt werden. Anschließend den Kindergarten und dann das Internat. Dann geht es wieder ran an die Arbeit in der Schule. Von zwei kaputten PCs schaffe ich es, einen in Betrieb zu bringen. Wir laufen wieder "nach Hause" zum Mittagessen.
Mir geht es sehr gut hier, jeder Tag ist anders, nie langweilig und voller Überraschungen.
+++ 13. Oktober - Gabriela Babiuc +++


Nach einem langen Flug sind wir am Samstag um 15:40 Uhr in Medan gelandet. Wir hielten Ausschau nach Sr. Evelyn und warteten geduldig am Meeting Point. Bald sahen wir eine winkende Schwester - wir umarmten uns erleichtert. Sr. Evelyn hat schon SIM-Karten für unsere Handys besorgt. Wir hebten am Automat gleich Rupiah (Währung) ab und trafen dann auf unseren Fahrer - Frengky. Es ging los in Richtung Pandan.
Bis hierher dachte ich noch, warum dir bisherigen Teilnehmer die Fahrt so abenteuerlich fanden - aber vielleicht verstehe ich das am nächsten Tag.
Gegen 23:00 Uhr kamen wir in Nagahuta Sintar auf der Station an. Ich war sehr müde und bin schnell eingeschlafen. Nagahuta Sintar ist ein Bildungsort der Kapuziner, hier leben auch drei Franziskanerinnen.
Am nächsten Tag besuchten wir nach dem Frühstück mit Sr. Sipriana einen kranken Mann. Dieser ist nach einem Schlaganfall in Nagahuta zu Physiotherapeuten gegangen. Wir überreichen ihm unsere mitgebrachten Mangos. Viele Bekannte und der Pfarrer machen sich auf den Weg um ihn zu besuchen, 300km entfernt von seinem Wohnort. Alle um ihn herum beten. Er wünscht sich Fotos mit uns allen. Danach führte uns Sr. Sipriana durch den Ort: ein wunderschöner Kreuzweg mit vielen Blumen begegnet uns. Ein Ort, wo Menschen wieder zu sich finden können. Sogar ein Schwimmbad befindet sich in dieser grünen Oase. Auch eine Gruppe Jugendlicher ist dort - sie machen eine Woche Teamstärkung und sportliche Weiterbildung.
Mittags fahren wir weiter in Richtung Pandan. Unser Fahrer, Frengky, hat in der Zwischenzeit das Auto vorbildlich gewaschen und Zeitungen an unseren Füßen ausgelegt. Ein paar Mal hielten wir an um Bananen zu kaufen oder zum Beispiel den Blick auf den Tobasee zu genießen. Ab 18:00 Uhr hat es dann angefangen zu regnen, es war dunkel, neblig und die Straßen sehr eng und kurvig. Frengky fuhr jedoch sehr aufmerksam und hupte immer wieder, damit die entgegenkommenden Lastwagen gewarnt wurden.
Ich vertraute Frengky. Nach 300km brachte er uns ruhig und professionell ans Ziel.
Alle Schwestern warteten bereits auf uns. Sr. Sesilia, die Oberin, hatten wir schon in Deutschland kennengelernt. Wir begrüßten uns und sofort wurde unser schweres Gepäck von den zierlichen Schwestern hinein getragen.
Hier leben 18 Schwestern und zwölf "Aspirantinnen". Das sind Mädchen, die ein Jahr mit den Schwestern zusammenleben, das Kochen lernen und alles weitere, was man für den Haushalt benötigt - allerdings auf sehr hohem Niveau. Nach einem Jahr müssen sie sich dann entscheiden, ob sie noch länger bleiben möchten.
Morgens um 06:00 Uhr..... [Fortsetzung folgt] :)
+++ 08. Oktober - Beate Huber & Gabriela Babiuc +++

Beate Huber aus der WfbM Ehingen und Gabriela Babiuc von der Stiftungszentrale dürfen acht Wochen in Indonesien mitbeten - mitleben - mitarbeiten.
Am Freitag, den 06. Oktober, ging es für die beiden ab München los. Nach einer langen Reise sind sie nun gut in Pandan angekommen und werden vorerst auch dort bleiben und helfen, wo Hilfe benötigt wird.
Seien Sie gespannt auf deren Berichte.
+++ Das war 2016 +++
+++ 29. April - Petra Fritzenschaft & Barbara Köberle +++

Das war's - Indonesien 2016
Wir freuen uns sehr darüber, dass wir die vielfältigsten Erfahrungen hier in Indonesien, durch das Projekt der St. Elisabeth-Stiftung "mitleben - mitarbeiten - mitbeten" erleben durften.
Salam hangat - Terimah kasih
Barbara Köberle und Petra Fritzenschaft
+++ 27. April - Barbara Köberle +++

Jeder Tag in diesen acht Wochen war wie das neugierige Öffnen einer Wundertüte; gefüllt mit Impressionen, Erlebnissen, sowie Überraschungen und Erfahrungen, die nicht zu Papier bringen sind.
Ich durfte es erleben, war da und konnte mithelfen wo Menschen mich brauchten.
Terimah Kasih den indonesischen Schwestern
Danke dem Kloster Reute und der St. Elisabeth-Stiftung
+++ 26. April - Fortsetzung +++

* die ersten Wochen war niemand da der deutsch sprechen konnte. Alle bemühten sich zwar, mit mir zu sprechen, aber für Erzählungen zu den Lebensgeschichten der Kinder, zum Erklären der indonesischen Erziehungs- und Lebenshaltungen hat es bei weitem nicht gereicht. Sr. Hildegard war dann wie ein Schlüssel, der die Tür zu den Antworten auf meine vielen Fragen geöffnet hat. Dadurch konnte ich vieles besser einordnen. Das hat sich auch auf mein tägliches Denken und Handeln ausgewirkt. Eine wichtige Erfahrung, dass man Hintergründe, Kultur, Sitten, politische Gegebenheiten kennen muss, um verstehen zu können und dass dazu eine geeignete Person vor Ort sein muss
* hilfreich dabei war für mich auch, nichts mit Deutschland zu vergleichen, nicht zu werten. So ist es hier, bei uns ist es so. Indonesia dan German: different
* der Alltag der Kinder ist sehr strukturiert; es gibt wenig freie Zeit, wenig Abwechslung. Einmal waren wir alle am Meer beim Baden. Das war ein Spaß. Wahrscheinlich hab ich in meiner Zeit mehr von der Insel gesehen als die meisten der Kinder hier. Eine schwierige Erfahrung. Eingeordnet in die Rubrik: das alles ist besser als in den Herkunftsfamilien.
* das Kinderdorf war für mich ein gutes Übungsfeld für das Leben im Hier und Jetzt. Ganz im Augenblick zu sein, in dieser Begegnung, mit diesem Menschen ohne irgendwas, außer eine angenehme Zeit für alle Beteiligten zu wollen.
* zu erleben, dass indonesische Kinder in bestimmten Situationen gleich reagieren wie die Deutschen. Dass auch für indonesische Kinder mit geistiger Behinderung Nähe und Distanz ein Lernfeld ist.
* dass es durchaus möglich ist, mit wenig Brot essenstechnisch zu überleben. :/ auch mit der Schärfe des Essens bin ich immer besser klar gekommen
* dass hier alle schwitzen
* eine weitere Erfahrung ist, dass es hilfreich ist, keine hohen Erwartungen bezüglich Hygiene zu haben. Man muss damit umgehen können. Ebenso mit den Insekten und sonstigem Getier. Angst vor freilaufenden Hunden hindert unbekümmertes gehen im Dorf.
* mit Stromausfall und Wasserknappheit zu leben war eine neue Erfahrung. Eben so das Essen; draußen auf einer Matte auf dem Boden, weil es da noch heller ist als im Haus. Die Mehrarbeit weil der elektrische Reiskocher, der Kühlschrank, der Wasseraufbereiter nicht funktionieren. Auch neu für mich, dass die Kinder in andere Häuser, die noch Wasser haben, zum Duschen gehen. Keiner regt sich darüber auf, sie arrangieren sich, sind es gewohnt. Dieses hinnehmen behindert jedoch Veränderungen...
* die Erwachsenen und Kinder im Kinderdorf leben wie auf einer Insel. Eine eigene Einheit, die Kinder wissen kaum was es auf Nias, in Indonesien oder gar der Welt gibt. So sind sie sehr in ihrem gewohnten Tun verhaftet. Meine Erfahrung dazu war, dass ich mich da versucht habe einzufügen, um dann mit der Zeit Eigenes einzubringen.
Diese Aufzählung ist willkürlich... Es ist für mich persönlich eine große Bereicherung, das Leben im Kinderdorf auf der Insel Nias auf diese Art kennenzulernen: mitleben, mitarbeiten und mitbeten zu können in der Begegnung mit all den Menschen und mit mir selber!
+++ 25. April - Petra Fritzenschaft +++

Als ich darüber nachgedacht habe, meine Erfahrungen zusammen zu fassen, merkte ich, dass das gar nicht so einfach ist, denn die Zeit war so gefüllt mit Erfahrungen und Erkenntnissen. Aber ein Versuch:
* das Leben hat hier ein anderes Tempo; einen anderen Rhythmus. Nach einer Eingewöhnungszeit hat mir dies sehr gut getan (hoffe jedoch, dass ich mich schnell wieder an unser Tempo gewöhnen werde)
* die Menschen sind hier sehr freundlich, ich wurde unterwegs und in der Kirche immer wieder begrüßt und angesprochen. Das war ein gutes Gefühl, das ich nicht vergessen möchte, wenn ich wieder daheim bin und fremde Menschen treffe.
* die Kinder, Erwachsenen, Schwestern und Pfarrer haben sich sehr bemüht mit mir, trotz meiner sedikit bahasa Indonesia zu sprechen. Die Schwestern haben mich auf Feste mitgenommen. All meine Anfragen; ob ich mit zur Physiotherapie gehen kann, ob ich das Heim für Kinder mit geistiger Behinderung, das ethnologische Museum in gunung sitoli und das historische Dorf telluk dalam besuchen kann, haben sie mir ermöglicht. Manchmal recht spontan, indonesisch halt, aber alles hat geklappt. Darüber freue ich mich sehr, da all diese Erlebnisse das Bild von Indonesien erweitert haben.
* die Kinder sind hier sehr kreativ. Sie haben wenig Spielmaterial, so machen sie aus zusammen geknüllten Plastiktüten und Haushaltsgummis Bälle, die sie zu einem Spiel brauchen bei dem damit ein Turm aus flachen Steinen getroffen werden muss. Drachen bauen sie aus Plastiktüten, leichten Stöckchen, Nähfaden um eine alte Dose gewickelt; die Drachen steigen sehr hoch hier. Aus Haushaltsgummis die sie zusammen machen entsteht ein Hüpfseil. Wenn ein Federball aber keine Schläger vorhanden sind, dienen Schuhe als Schläger. Schachteln von Lebensmittel dienen als Verpackungsmaterial für Geschenke u.s.w.
* dass die Kinder in der Fastenzeit am Essen gespart haben um dafür armen Familien aus der Gemeinde Lebensmittel und mehr zu kaufen und wie sie das gemeinsam überbracht haben war ein tiefes Erlebnis für mich.
* auch die Armut zu sehen, live, und wie diese Menschen wiederum für die Kinder gebacken und Wasser gekauft haben, ich weiß nicht ob ich dieses Gefühl so in Worte fassen kann, dass es richtig nachempfunden werden kann; falls das überhaupt geht.
Fortsetzung folgt
+++ 22. April - Barbara Köberle +++

Eine indonesische Schulwoche beginnt montags um 08:00 Uhr mit einer Zeremonie - die beinahe einem militärischen Apell bzw. einer Parade (Stechschritt, Kommandos) gleichzustellen ist – und endet samstags um 12:00 Uhr.
Die Schüler und Schülerinnen stellen sich in Schuluniform in "Reih und Glied" auf dem Schulhof auf. Montags in den Landesfarben (weißes Hemd, roter Rock/Hose) und samstags in einer Art "Arbeitsuniform" (beiges Hemd, brauner Rock/Hose sowie einem Schal/einer Krawatte in den Landesfarben). Nachdem der Schulleiter die Schulordnung und Gesetzestexte vorgelesen – naja, ich würde es eher als vor-geschrien bezeichnen – hatte, wird die indonesische Nationalhymne gesungen und dabei die indonesische Flagge gehisst. Samstags wird sie beim selben Akt wieder eingezogen.
In fast allen Dörfern befindet sich eine SD, staatliche Grundschule (Sekolah Dasar). Es besteht Schulpflicht und kostet kein Schulgeld. Obwohl Tumbajae klein ist, gibt es zwei katholische Schulen, die vom Orden "Budi Mulia" geleitet werden. Die SMP (Sekdah Menengah Atas) ist eine Mittelschule und die SMA (Sekdah Menengah Atas) eine Oberschule. Wer die SMA abgeschlossen hat, darf studieren.
Das Einzugsgebiet ist groß. Wer es sich leisten kann, ist in den privaten Katholischen Mädchen- und Bubeninternaten (Asramen) untergebracht.
Sonntags hat die Klinik offiziell geschlossen. So begleite ich Sr. C. zu ihren Krankenbesuchen (Verbandswechsel, Fäden ziehen, Nachsorge und Nabelpflege und so weiter). Wir gingen ins Dorf und sahen schon von weitem das Haus des Verstorbenen. Eine große Menschenschar saß auf Palmblattmatten vor dem Holzhaus, spielten Karten, sangen und tranken Palmwein. Der Verstorbene ist im Haus auf dem Boden aufgebahrt. Familienmitglieder saßen im Sarong gekleidet neben dem Leichnam. Auffallend: Hemden und Hosen lagen zusammengefaltet zu seinen Füßen, bereitgelegt für seine letzte Reise. Uns wurde es nicht zugemutet, auf dem Boden zu sitzen – eilig sind zwei Plastikstühle beim Nachbarn geholt worden. Es wurde gemeinsam gebetet und dem Verstorbenen ein "Selamat jalan" – eine gute Reise, gewünscht. Auf dem Land werden die Toten in unmittelbarer Nähe des Hauses, in prachtvollen Steinhäusern, so wie wir es aus Italien kennen, beigesetzt.
+++ 18. April - Fortsetzung +++

Sr. C. fuhr mit dem Kind im Arm, im überfüllten Auto mit. Eine ca. 3stündige turbulente Fahrt, mit allen Unannehmlichkeiten, da die Begleitpersonen Autofahrten bei diesen Straßenverhältnissen nicht gewohnt sind. Im Krankenhaus: Verdacht auf Hirnhautentzündung.
Eine Woche später kam das Kind quietschfidel und gesund in der Poly vorbei und hat sich mit Früchten bei der „Suster“ bedankt. Sie hatte Typhus.
Typhus ist hier keine Seltenheit. Kinder baden im schmutzigen Flusswasser, spielen, essen, schlafen und wachsen regelrecht auf dem Boden auf. Das Trinkwasser wird oft nicht abgekocht. Täglich kommt ein Kind mit Übelkeit, Erbrechen, Würmern im Stuhl oder Hauterkrankungen in die Poly.
Heute; ein Junge… übersät mit eitrigen Abszessen an Kopf und Körper, hohes Fieber begleitend von Schmerzen. Die Mutter meinte, er hätte eine Milchpulverunverträglichkeit. Die Schwestern ermahnen sie zu mehr Sauberkeit. Das Kind solle täglich und mit Seife (was nicht selbstverständlich ist) gewaschen werden. Ausserdem solle die Kleidung auch nicht im Fluss gewaschen werden. Die Eiteransammlungen werden desinfiziert, eine Salbe wird aufgetragen. Lebertrankapseln und Tabletten gegen Darmwürmer verabreicht. Der Mutter wird geduldig erklärt, wie sie den Antibiotikasaft zu verabreichen hat.
Schmutz, Dreck, Unsauberkeit und vor allem der Müll ist hier auf dem Land ein besonders großes Problem. Es gibt keine Müllabfuhr, mit dem Plastikverpackungsmüll können sie nicht umgehen. Alles wird fallen. Und liegen gelassen. Irgendwann mal zusammengekehrt und an Ort und Stelle verbrannt. Abends liegt oft übelriechender nach verbranntem Plastik riechender Qualm in der Luft.
Nicht selten habe ich die weltbekannten 4cm großen flinken Krabbeltiere, die mit einem großen „K“ beginnen und einem Kleinen „n“ schon gesehen.
+++ 14. April - Barbara Köberle +++

Heute Morgen war ich bereits bei der 4. Geburt dabei. Ein gesunder „laki-laki“ (Junge) kam zur Welt. Die Säuglinge werden nach dem Abnabeln nicht gebadet, sondern nur abgetrocknet und nach Batak Sitte (Batak = Volksstamm, Einheimische) eng in Tücher gewickelt, gewogen und danach erst der Mutter gereicht. Sie begrüßt das Kind mit einem Kuss. Wenn Angehörige anwesend sind, wird das Neugeborene an den Vater zu den „orangtua“ (Großeltern) und den Geschwistern weitergereicht. Eine beeindruckende Begrüßungszeremonie. Körpergröße und Kopfumfang spielen keine Rolle. Die Schwägerin bringt Makan (Reisgericht) vorbei, der Ehemann verabreicht die stärkende Mahlzeit löffelweise seiner Frau.
Jedoch gibt es auch weniger schöne Situationen und Momente. Letzte Woche wurde frühmorgens eine hochschwangere Mutter vom Ehemann und in Begleitung von 2 Mädchen, die bereits ihre Schuluniform anhatten, auf der „Honda“ (so werden hier alle Motorräder genannt) in die „Poly“ gebracht. Ihr schmerzverzerrtes Gesicht deutete auf stärkste Schmerzen hin. Noch bevor die Hebamme sie untersuchte, teilte sie uns mit, dass ihr Kind bereits tot sei. Das wurde ihr vor 5 Tagen im Krankenhaus mitgeteilt. Da sie im Krankenhaus Sibolga nicht bleiben wollte, fuhr sie die 100km zurück nach Tumbajae und hat geduldig gewartet, bis Wehen einsetzten. Die Geburt, ohne Beisein des Vaters, verlief relativ schnell sowie emotionslos. Das tote Kind und die Placenta wurden in Tücher gewickelt... einige Stunden später hat sie ohne Begleitung, mit „ihrem Bündel“ im Arm, die Poly verlassen.
Kranke Kinder werden oft in letzter Minute gebracht. So auch ein 5jähriges Mädchen mit hohem Fieber, Nackensteifigkeit, nicht mehr ansprechbar. Der Vater trug das Kind auf den Armen, im Beisein von 6 oder 8 weinenden und betenden Angehörigen, in die Klinik. Sie sei schon 4 Tage krank und hätte heftig gezittert. Es wurde eine Infusion gelegt und ein Auto organisiert um nach Sibolga ins Krankenhaus zu fahren.
Sr. C. fuhr mit dem Kind im Arm, im überfüllten Auto mit......
wie es weiter geht? Die Fortsetzung gibt es bald! :)
+++ 13. April - Fortsetzung Interview +++

Petra Fritzenschaft: Welche Aufgaben haben die Kakas in den Units und die Kakas bei den Babys und wie ist es mit der Fluktuation?
Sr. Hildegard: Die Kakas in den Units leben mit den Kindern im Haus. Sie sind Ansprechpartnerin und Bezugsperson. Sie leiten die Aufgaben an, geben Hilfestellung, überwachen die Hausaufgaben, gehen zum Elternabend in die Schule, beten mit den Kindern vor und nach jeder Mahlzeit, besuchen mit ihnen die Frühgottesdienste, die Abendmesse, das Rosenkranzgebet und die Messe am Sonntag, organisieren und managen das Leben mit den Kinder und Jugendlichen. Unterstützt werden sie dabei von dem ältesten Mädchen. Wenn die Kaka nicht da ist hat diese das sagen und die Kinder hören auf sie, wie das in indonesischen Familien Brauch ist. In den nächsten 2 Monaten heiraten zwei der Kakas. Eine davon war 13 Jahre bei uns, die andere 3 Jahre. Die Kakas in den Units sind Anfang bis Mitte zwanzig Jahre alt und wenn sie einen Mann zum Heiraten haben, gründen sie eine eigene Familie. In drei Units ist auch noch eine Schwester dabei, als Bezugsperson für die Kinder und sie regelt alle finanziellen Aufgaben.
Die Kakas bei den kleinen kommen meistens aus der Umgebung - junge Mädchen, die von zu Hause weg wollen und ihren Weg suchen. Viele sind nur 1 Jahr hier, manche werden auch von uns entlassen, wenn sie ihre Arbeit nicht zufriedenstellenden erledigen. Ich selber bin im 11. Jahr hier und somit die Konstante im Babyhaus. Eine weitere Schwester arbeitet hier seit 2 Jahren. Bei uns sind die Aufgaben sehr vielfältig. Die Versorgung der Kinder steht an erster Stelle. Dann muss die Wäsche gemacht werden. Selbstverständlich gehören kochen, putzen, nähen, Wasser holen und abkochen auch zu unseren Aufgaben. Da wir hier bei den Kleinen sehr auf Hygiene achten, haben wir als einziges Haus eine Solaranlage für heißes Wasser auf dem Dach.
Petra Fritzenschaft: Die Kinder schlafen in 4-Bettzimmer und teilen sich einen kleinen Schrank. Privatsphäre gibt es hier kaum?!
Sr. Hildegard: Die Kinder sind es von zu Hause her gewohnt mit mehreren Menschen in einem Raum zu schlafen. Viele wollen, anstatt auf Matratzen, lieber auf einfachen Bastmatten auf dem Holzbett schlafen - die Matratzen sind ihnen zu warm. Viel Platz in einem Schrank brauchen sie nicht, da sie nicht viel darin zu verstauen haben.
Petra Fritzenschaft: Es gibt für 40 Kinder zwischen 3 und 20 Jahren einen Fernseher.
Sr. Hildegard: Die Fernsehzeit ist auf das Wochenende beschränkt. Die Kinder haben keine Handys. Die Tage der Kinder sind so gefüllt mit Schule, Hausaufgaben, Arbeit im Haushalt, Gottesdienst und Spielen, da bleibt gar nicht viel Zeit zum Fernsehen. Ausser am Wochenende können die Kinder in den Ferien täglich fernsehen. Die großen Jungs haben seit kurzem einen eigenen Fernseher.
Petra Fritzenschaft: In Deutschland arbeite ich in der Schule St. Franziskus. Es interessiert mich sehr, wie hier in Indonesien Kinder mit Behinderung leben.
Sr. Hildegard: Ja, das ist hier noch anders als in Deutschland. In den Familien werden sie oft noch versteckt. Sie werden als Strafe Gottes gesehen. Hier auf Nias gibt es in Fodo ein von Schwestern geführtes Kinderheim mit Kindergarten und Schule für Kinder mit einer Körperbehinderung. In Gunung Sitoli haben die Alma Schwestern von Java 2014 nach dem Erdbeben ein Heim für Kinder mit unterschiedlichen Behinderungen aufgebaut und haben nun auch noch ein Haus in Sirombu. Seitdem gibt es in der Bevölkerung zu diesem Thema ganz langsam ein Umdenken.
Petra Fritzenschaft: Wie finanziert sich das Kinderdorf?
Sr. Hildegard: Überwiegend vom Kloster Reute, dem Missionswerk, dem Kinderhilfswerk und von Privatspenden. Einen kleinen Zuschuss gibt es von der indonesischen Regierung, die dafür sehr aufwändige Berichte erwartet.
Petra Fritzenschaft: Sr. Hildegard, nun bedanke ich mich für dieses Interview. Dies ist wahrscheinlich mein letzter Bericht aus Nias. So grüße ich alle Leserinnen und Leser und auch alle Unterstützer des Kinderdorfes recht herzlich. Salam hangat banyak!
+++ 11. April - Petra Fritzenschaft +++

Interview mit Sr. Hildegard
Petra Fritzenschaft: Sr. Hildegard - wann wurde das Kinderdorf gegründet?
Sr. Hildegard: 1994 wurde das Kinderdorf St. Antonius für Mädchen und Jungs mit 2 Häusern eröffnet und von Franziskanerinnen geleitet. Nach und nach kamen weitere Häuser dazu. Heute gibt es 4 Wohnhäuser in denen 10 Jungen und Mädchen unterschiedlichen Alters zusammen wohnen. Weiter gibt es noch 1 Jungen-Haus, in dem die jugendlichen Jungen wohnen. Ebenso gibt es ein Baby-Haus, ein Schwestern-Haus mit einer Kapelle, eine Aula für Feste, ein Wohnhaus für die Betreuer wie z. Bsp. Kakas und eine kleine Schreinerei.
Petra Fritzenschaft: Wie viele Menschen leben hier?
Sr. Hildegard: Zur Zeit sind es 78 Kinder/Jugendliche und junge Erwachsene. Letztere leben in Medan, Pandan und Gunung Sitoli als Studenten oder gehen dort auf weiterführende Schulen oder machen eine Berufsausbildung.
Ja und dann wohnt in jedem Wohnhaus, in jeder Unit, eine Laka bzw. ein Abang bei den großen Jungen.
Momentan sind wir 7 Schwestern hier im Konvent, 6 indonesische und ich als deutsche Schwester.
Neun Kakas, die die Babys betreuen, wohnen im Haus Martha. Wir haben noch einige Angestellte für die Haus- und Gartenarbeit, dazu gehört Bapak Raymond als Fahrer und Mann für alles, sowie Mitarbeiter in der Schreinerei. Diese wohnen aber in der Gemeinde Hiliweto.
Petra Fritzenschaft: Warum sind die Kinder da und bis zu welchem Alter können sie hier bleiben?
Sr. Hildegard: Meist haben sie nur ein Elternteil, das sie nicht versorgen kann oder sie sind Vollwaisen. Die Kinder werden von uns unterstützt bis sie selbstständig leben können, das ist an kein Alter gebunden. Sie gehen nach dem Kindergarten meistens als 6jährige für 10 Jahre in die Schule. Danach machen sie eine Ausbildung, ein Studium oder suchen sich eine Arbeit. Bis sie selbstständig leben können werden sie von uns unterstützt. Viele besuchen uns später auch immer wieder oder halten anders den Kontakt zu ihren Ersatz-Familien.
Petra Fritzenschaft: Die Erziehung zur Selbstständigkeit spielt hier also eine wichtige Rolle, wie sieht das im Alltag aus?
Sr. Hildegard: Jedes Kind hat eine altersentsprechende Aufgabe bei der Haus- und Gartenarbeit. Dazu gehört das Waschen der Wäsche von Hand. Nur bei den Babys gibt es eine Waschmaschine und trotzdem muss vieles von Hand gewaschen werden. Bei Stromausfall, (aktuell seit einer Woche) wenn die Notstromaggregate nur stundenweise laufen, ist es auch dort notwendig manches von Hand zu waschen. Die Wäsche muss auf- und abgehängt, zusammengelegt oder gebügelt und aufgeräumt werden. Es gibt Koch-Teams die aus älteren und jüngeren Kindern bestehen, so lernen die kleinen von den großen. Meistens wird Reis mit gebratenem Fisch oder Tofu und ein wenig Gemüse gekocht. Zum Reis kochen gibt es einen elektrischen Reis Cooker, aber bei Stromausfall funktioniert der genau so wenig wie der Kühlschrank. Tisch decken, spülen, abtrocknen, das Haus sauber halten, Regenwasser über offenem Feuer als Trinkwasser abkochen, durch ein Stoffsieb filtern, in Kannen abfüllen…. auch das Unkraut jäten im Garten gehört zu ihren Aufgaben. Die großen Jungs versorgen noch 6 Schweine und 20 Ferkel. Diese werden dann verkauft.
Bei den Babys gibt es eine Altersbegrenzung. Meistens bleiben sie bis sie mit ungefähr einem Jahr Reis essen und laufen können. Zur Zeit sind die meisten der 8 kleinen 1,5 Jahre alt. Deren Familien melden sich nicht und sind schwer zu erreichen.
Fortsetzung folgt.....
+++ 01. April - Barbara Köberle +++

Die vergangenen Tage hat es ununterbrochen geregnet. Der Regen trommelt lautstark auf die Wellblechdächer. Im Nu waren die zahlreichen Schlaglöcher der Straßen, sämtliche Gräben und Felder überflutet. Die Regenwassertonnen füllen sich hoffnungsvoll und jegliches Gefäß wurde vor die Holzhütten gestellt um Wasser aufzufangen. Rostige Dachrinnen werden von Wellblechdächern in die Holzhütten geleitet, um das kostbare warme Regenwasser in Tonnen für Abwasch, Wäsche waschen und das „Kamar Mandi“ (indonesischer Bade- und Waschraum) zu befüllen. In abgelegenen Gebieten, zu dem ich auch meinen Einsatzort Tumbajae zählen kann, sieht ein Kamar Mandi folgedner Maßen aus: Im Raum befindet sich ein gekacheltes mit Wasser gefülltes Becken, daneben das Sitzklo. Meistens schwimmt auf dem Wasser eine knallbunte Schöpfkelle, mit der man das Wasser aus dem Becken schöpft und sich damit übergießt. Am Anfang gewöhnungsbedürftig, aber schnell wird dieses Ritual zur Gewohnheit.
An solchen Regentagen ist es ruhiger in der Polyklinik-Ambulanz. Wer krank ist, verschiebt seinen Klinikbesuch bis die Straßenverhältnisse sch beruhigt haben. Ich nutze die Zeit und nähe einen neuen Bezug für die Matratze der Liege des Ambulanzautos. Es war eine große Herausforderung, bis ich die alte Tretnähmaschine in Schwung bekam.
Am Karsamstag wurde für die Osternester, die die Schwestern verschenken, Osterlämmchen gebacken und Eier gefärbt. Grünes Krepppapier wurde in dünne Streifen geschnitten und diente als Ostergras.
Die Osternachtmesse begann traditionell mit Osterfeuer vor der Kirche und war nach drei kurzweiligen Stunden und der Taufe einer jungen Lehrerin, zu Ende. Dieses beeindruckende Osterfest werde ich bestimmt nicht mehr vergessen.
+++ 29.März - Petra Fritzenschaft +++

Ostern im Kinderdorf
Hier im Kinderdorf freuten sich in der Karwoche die Kinder schon sehr auf den Ostersonntag, denn da dürfen sie nach der Misa Ostereier suchen. Doch zuvor gab es noch einiges vorzubereiten. Osterlämmer wurden gebacken, die Häuser geputzt, Osterkerzen verziert oder Tropffänger an einfache Kerzen gebastelt. Die Wege im Dorf waren mit Fahnen geschmückt. Aus Kartons wurden Behältnisse für die Süßigkeiten gebastelt, anstatt wie bei uns Körbchen oder Nester. Am Gründonnerstag gab es dann nach dem Frühstück zum ersten Mal eine Fußwaschung. Am Abend im Gottesdienst hat das der Pfarrer bei 12 Männern auch gemacht. Am Karfreitag wurde morgens mit allen der Kreuzweg gebetet, auf dem Weg vom Susteran bis zur Kirche. Am Nachmittag fand um 15 Uhr der Kreuzverehrungs- Gottesdienst statt, wie bei uns. Dazwischen hab ich Eier gefärbt. Ich habe Eierfarben mitgebracht und gefragt ob ich das machen soll. Die Schwestern waren begeistert. Zum Glück hatte Sr. Hildegard auch noch Farben aus Singapur mitgebracht, denn schlussendlich habe ich fast 300 Eier gefärbt. Die eine Hälfte am Freitag, den Rest am Samstagvormittag. An diesem Tag habe ich auch noch Hasen aus Mürbeteig gebacken. Es gibt hier sogar ein Wellholz. Nur der Backofen ist anders. Es ist ein Alu-Ofen, der auf eine Gasflamme gestellt wird - das funktioniert erstaunlich gut. Nachmittags habe ich mit den Kindern Eier gefärbt und angemalt. Die hatten große Freude daran, es gab dies ja auch zum ersten Mal hier im Kinderdorf. In der Mittagspause hat mich Sr. Anastasia, die Chefin vom Dorf, mit einem Obstteller und einer Osterkerze überrascht. Das ist hier so Brauch, dass die Angestellten zu Ostern einen Teller mit Eiern und Osterlamm erhalten.

Abends wurde vor der Kirche das Osterfeuer angezündet, die große Osterkerze daran entzündet und von dort das Licht an alle weiter gegeben. Alle, auch die Kleinen zogen mit ihren Kerzen in die dunkle Kirche ein. Als das Licht angemacht wurde war die ganze Wand hinterm Altar mit weißem Tuch gespannt, schöner Blumenschmuck zierte den Altar. Das Eiersuchen fand nach dem Gottesdienst statt. Dazu wird über die Lautsprecheranlage gesungen. Nach der Osternachtsfeier gab es für die Kinder und mich das gebastelte Behältnis gefüllt zurück. Das Osterlamm wurde gegessen und die Tänze zur Musik gingen los.
Am Nachmittag gehe ich mit den Kindern ins Dorf. Jede Unit, Wohngruppe, hat während der Fastenzeit am Essen gespart, also keine Früchte - ausser den Bananen, die hier wachsen. Von dem Ersparten wurden Lebensmittel, eine Thermoskanne zum Warmhalten des abgekochten Wassers sowie Süßigkeiten gekauft. Außerdem wurde ein Kuchen gebacken und ein Nudelgericht gekocht, welches portionsweise in Blätter verpackt wurde. Ein Junge hatte noch eine große Decke dabei. So zogen wir los. Zwei arme Familien aus dem Dorf sollten diese Sachen erhalten. Im 1. Haus wurden wir schon erwartet. Der Vorraum war mit sauberer Plastikfolie ausgelegt. Es empfängt uns eine 6köpfige Familie - der kranke Vater liegt auf einem Holzgestell. Die Kinder singen, es wird gebetet und die Geschenke überreicht. Von der Familie spricht nur die älteste Tochter mit unserer Schwester. Dann bringen sie Selbstgebratenes und gekauftes, abgepacktes Wasser. Die Mutter kann nicht mit einem Trinkhalm trinken, das kennt sie nicht. Diese Begegnung und der Grund dafür haben mich tief berührt. Die 2. Familie erreichten wir nach einem längeren schwierigen Weg. Hier kam die Decke zum Einsatz. Die 4köpfige Familie wurde darauf zum Essen eingeladen. Die beiden Töchter kamen nicht aus dem Haus. Danach ging es zurück ins Kinderdorf. Die Kinder waren fröhlich und ich von ihnen tief beeindruckt!!!
+++ 22. März - Barbara Köberle +++

…mitleben – mitbeten
Heute war ausschlafen angesagt – wir trafen uns um 7 Uhr zum Frühstück. Es gab frischgebackenes Brot, Wurst, Käse (Geschenke aus Deutschland), Ananas, Marmelade und gebrühten Kaffee. Hört sich doch sehr heimatlich an.
Indonesier essen morgens Reis, Gemüse und Fisch – und das gewöhnlich nur mit der rechten Hand. Kunstvoll wird in wenigen Sekunden ein Reisklumpen, vermengt mit Fisch, Gemüse und scharfer roter Soße, mit den Fingern zusammengedrückt, zum geöffneten Mund geführt und mit dem Daumen weit in den Mund geschoben. Sie bewerkstelligen diese Zeremonie sehr genussvoll. Für mich sah es die erste Zeit sehr unappetitlich und befremdend aus. Der Anblick ist mir mittlerweile vertraut.
Hier jedoch, bei den deutschen Missionsschwestern, werden die Mahlzeiten mit Besteck eingenommen.
Sr. K. durfte ich nun zu einer Palmprozession, in einer 20km entfernten Teilgemeinde, begleiten. Mit der Honda fahren wir dorthin. Wir halfen dem Pastor bei den Vorbereitungen. Dieser wartete bereits mit vier Ministrantinnen vom Asrama (Mädcheninternat) auf uns. Unter anderem schnitten wir büschelweise längliche Blätter am Wegesrand ab, die als „Palmwedel“ dienen sollten. Es klingt doch kurios; jetzt gibt es hier im Regenwald Palmen wie Sand am Meer, doch diese Palmzweige werden nicht genommen, da sie zu groß, schwer und zu kostbar sind. Diese Palmen dienen eher zur Palmölgewinnung. Nach der Palmzweigweihe bewegte sich die Prozession, mit lautem „Hosianna“-Rufen in Richtung Kirche. Nach geschätzten 2km, schweißtreibender Hitze (32°) und tropischer Schwüle, erreichten wir das Gotteshaus am Ortsrand. Die Deckenventilatoren versprachen etwas Abkühlung. Doch kaum hatte der Gottesdienst mit elektronischen Orgelklängen und lautem Gesang begonnen, hörte man das Prasseln eines tropischen Regenschauers. Regenschauer sind meistens mit Stromausfall verbunden. Also keine Orgelklänge und keine Ventilatorenbewegungen.
In Indonesien ist es keine Seltenheit, dass die Gottesdienste länger als zwei Stunden dauern. Dem war so!

Und anschließend wurden wir zum Mittagessen, beim Lektor der kleinen Gemeinde, eingeladen.
Er führte uns ins größte Zimmer seines kleinen Hauses. Auf dem Boden stand auf bunten Plastikmatten bereits das Essen. Es gab weder einen Tisch, noch Stühle. Mir wurde mein „Sitzplatz“ zugewiesen. So saßen alle im Schneidersitz, hatten die Füße mit einem bunten Sarong abgedeckt. Ich bekam ein Porzellan-Schüsselchen mit Wasser gereicht, um meine Finger zu säubern. Nach dem Tischgebet des Pastors und einer wildgestikulierenden Ansprache des Hausherrn, durfte begonnen werden. Ich bekam einen Suppenteller voll Reis, Gemüse und Fisch gereicht. Die rote Soße, welche immer „Chilli und panas“ bedeutet, haben sie freundlicher Weise nicht drauf geschöpft. Ach ja; einen Blechlöffel und eine Gabel mit verbogenen Zinken bekam ich auch… wie sonst hätte ich den gebratenen ganzen Fisch von seinem Kopf und den Gräten befreien können. In solchen Momenten hast du das Gefühl, alle schauen auf dich, wie du die „operasi fish“ vollführst.
Nach einer freundlichen Verabschiedung, bei der alle meine rechte Hand nahmen und sie mit gebeugtem Kopf an ihre Stirn führten, ging es zurück auf holprigen Straßen sowie mit warmem Fahrtwind nach Tumbaejae.
+++ 21. März - Petra Fritzenschaft +++

Dieses Mal möchte ich davon berichten, was mir bis heute im Kinderdorf St. Antonio auf Nias als bekannt und unbekannt begegnet ist.
Es gibt hier auch Spatzen, Hunde, Katzen, Hühner und Schweine. Die Katzen und Hühner sind jedoch sehr mager. Die Hähne werden einzeln in Bastkörben gehalten. Auch 2 Affen habe ich gesehen, die im Käfig oder an der Leine als Haustier gehalten werden. Alle Lampen sind mit Energiesparbirnen ausgestattet - der Strom fällt trotzdem immer wieder mal für Minuten, mal für einige Stunden aus. Ich habe auch wenige kleine Sonnenkollektoren entdeckt. Als „Fremde“ werde ich hier von den Menschen angesprochen - das machen wir in Deutschland ja eher nicht. Viele wollen sich mit mir fotografieren lassen oder von mir fotografiert werden. Melodien werden hier mit Zahlen, Punkten und Strichen anstatt Noten aufgeschrieben. Gekocht wird am Morgen, die einzelnen Gaskocher sind oft außerhalb vom Haus. Das Essen ist also meistens kalt. Die Niasser essen gerne mit den Händen, was schon ein wenig Übung braucht, oder mit Löffel und Gabel. Ein Messer wird nicht benutzt. Es gibt überwiegend Reis mit Gemüse und gebratenem Fisch. Sonntags gibt es Fleisch. Zum Nachtisch werden die leckeren Früchte gereicht. Zum Frühstück gibt’s bei den Schwestern auch selber gebackenes Weißbrot. Anstatt Butter wird Mayonnaise verwendet.

Beim Spülen wird das Geschirr in kaltem Spülwasser gesäubert, im 2. Becken vom Spülmittel befreit und dann in kochend heißes Wasser getaucht. In den Units fehlt das heiße Wasser. Die Art zu duschen ist anders; es gibt eine Tonne und eine Schöpfkelle, mit der man sich mit Wasser übergießt. Es gibt eine niedrige Toilette (die Menschen hier sind meist kleiner als bei uns) mit einer Handbrause anstatt Toilettenpapier.
Die Regeln bei der Erziehung der Kinder sind anders. Auch das in den Schlaf wiegen unterscheidet sich. Hier schlafen die Kinder bis sie 2 Jahre alt sind in Tüchern, die an einer Feder aufgehängt sind. In einem bestimmten Rhythmus geht es auf und ab und hin und her. Die Kleinen reagieren sofort wenn dieser nicht stimmt. Das gab anfänglich viel Geschrei, wenn ich das gemacht habe. Gleich wie bei uns ist natürlich der Gottesdienst, jedoch singen hier alle mit und meistens sehr kräftig.
Heute zum Bsp., am Palmsonntag, gab es eine Prozession in der Kirche. Die Menschen trugen dabei verschiedene grüne Pflanzenwedel. Mit den langen schmalen wurden dann Kreuze gestaltet, als Palmwedel für die Kreuze daheim.
+++ 18. März - Barbara Köberle +++

Zur Zeit läuft in Indonesien eine von der Regierung empfohlene Polio-Impf-Aktion. Die Medien werben stark dafür.
Alle Eltern, die nun mit ihren Kindern (angefangen beim Neugeborenen) in die Poli-Klinik kommen, werden darauf aufmerksam gemacht – meist sind sie nach einem aufklärenden Gespräch auch dazu bereit.
Es handelt sich um eine Schluckimpfung, die ich bereits verabreichen durfte. Es ist jedes Mal zum Schmunzeln, wenn die „Kleinen“ ihre Mündchen respektvoll weit öffnen, wenn ich die „saja dua tetes“ (nur zwei Tropfen) Impfstoff vorsichtig einträufle.

Name und Alter werden gewissenhaft zum Nachweis protokolliert. Ein persönliches Impfbuch, wie bei uns, gibt es nicht.
„Kannst du Tupfer legen?“ wurde ich von den Schwestern gefragt…. ich bejahte und es hat mich an meine Zeit als Schwesternschülerin vor 30 Jahren erinnert. Nun durfte ich „Nabeltupfer“ legen, die anschließend im Autoklar (Sterilisator) sterilisiert wurden.
Nachdem das langersehnte neue Sauerstoffgerät angeliefert wurde, installierte ich es mit Sr. D. und erklärte ihr die verschiedenen Funktionen.
+++ 16. März - Barbara Köberle +++

Selamat pagi – Guten Morgen
Ein Arbeitstag beginnt. Nach dem Gottesdienst und Frühstück geht es in die „Poly“ - wie Sr. Colette (Hebamme und Krankenschwester) ihre Klinik Fatima liebevoll nennt. Es warten bereits einige Eltern mit kranken Kindern vor der Tür. Sr. Colette muss sofort Diagnosen stellen und handeln. Stark hydrierte Kinder nach wochenlanger Diarrhoe, Kinder mit hohem Fieber, eitrigen Wunden und und und….
Eine Reisfeldbäuerin mit starken Rückenschmerzen bekommt Injektionen; dann kommt ein junger Mann mit Schlüsselbeinbruch (aufgrund eines Motorradunfalls) – er möchte sich aber mit chinesischer Medizin und Massage behandeln lassen. Bevor er uns wieder verlässt, bekommt er aber eine Infusion gegen die Schmerzen. Auf dem Sozius seines Vaters verlässt er dann nach drei Stunden die Klinik wieder.
Eine Mutter bringt ihren 4-Tage alten Säugling im Tragetuch vorbei. Es wird nach dem Nabel geschaut. Dieser wird desinfiziert und der Mutter wird empfohlen, nun täglich vorbei zu schauen. Dann werde ich von Sr. Colette ins Dorf geschickt, um einen Jungen mit Behinderung zu holen. Sie habe von Dorfbewohnern erfahren, dass er eine klaffende Wunde am Kinn hat. Ich konnte ihn gleich auffinden und musste nur „Sr. Colette“ sagen, da freute er sich sofort und ist ohne Probleme mitgegangen. Die Wunde wurde mit „Tackerklammern“ versorgt. Ab jetzt werde ich ihn täglich holen, ihn baden, die Wunden versorgen sowie ihm Essen und Medikamente reichen. Gegen 18 Uhr endet der Tag heute in der Klinik.
+++ 14. März - Petra Fritzenschaft +++

Wir sind in Indonesien gut angekommen und wurden bereits von den beiden Sr. Colette und Christina mit Baba Cres erwartet. Das war sehr schön. Mit einem Zwischenstopp im Schwesternhaus haben wir mit Sr. Colette im Hotel "Impression" eingecheckt. Welch passender Name, hatten wir doch da schon viele neue Eindrücke. Am nächsten Tag ging es auf Shoppingtour. Die Schwestern nutzten diese Gelegenheit um einen Rollstuhl sowie eine Orgel zu kaufen. Wir wurden mit indonesischen SIM Karten versorgt. Hierfür fuhren wir kreuz und quer durch Medan. Impressionen jeglicher Art; Wohnmöglichkeiten von den einfachsten Hütten bis zum prunkvollen Gebäude, einfachste Verkaufsstände bis zum glitzernden Einkaufszentrum. Der Linksverkehr verläuft auf den ersten Blick chaotisch, doch die vielen Mopeds, Fahrräder, Kleinbusse, Mopedtaxis und Autos fahren rücksichtsvoll, sodass es sogar möglich ist gegen die Fahrtrichtung umzudrehen.
Nach einer weiteren Nacht im Hotel mit Bad, trennten sich am Mittwoch unsere Wege, Barbara fuhr mit den beiden Sr. Colette und Christina mit Baba Cres nach Tumba Jae, Sr. Brigitta begleitete mich zum Flughafen. Vorbei an den einfachsten Häusern fuhr der modere Flughafen-Pendelzug zum Flughafen. Mit ca. 30 Leuten bin ich mit einem kleineren Flieger auf Nias geflogen, auch dort wurde ich erwartet. Mein erster Eindruck: Einfach, aber viel sauberer als Medan. Im Susteran wurde ich mit Kaffee begrüßt. Mein Zimmer hat ein indonesisches Bad mit einer Wassertonne und einer Schöpfkelle.
Das geht gut und wird bei der großen Hitze hier auch öfters am Tag genutzt. Auch bin ich froh, dass im Zimmer eine Klimaanlage ist, die auch funktioniert.
Es leben hier 7 Schwestern und 4 Geistliche (siehe Foto).
Mein Tag sieht hier folgendermaßen aus: Morgengebet zwischen 5:30 und 6:30 Uhr, Frühstück mit den Schwestern, Mithilfe bei den Kleinen. Die Jüngste ist mit 4 Wochen die kleine Nia. Hier beschäftige ich mich mit Wäsche aufhängen, abtrocknen, Kinder in den Schlaf schaukeln, spielen, baden..... Mittagessen gibt es zwischen 11:30 und 12:00 Uhr. Zusätzlich gehe ich jeweils eine Woche in eine Unit, ein Wohnhaus indem 8-10 Kinder und Jugendliche mit einer Kaka, einer Kinderdorfmutter, leben.
Zu Essen gibt es oft dasselbe; Reis mit Gemüse, Tofu sowie kleine gebratene Fische und zum Nachtisch leckere Früchte die hier auf dem Gelände wachsen. Mir schmeckt das Essen, auch wenn es scharf ist.
Nach dem Abwasch und Aufräumen (jedes Kind hat hier seine Aufgabe), ist Pause für alle bis 15 Uhr. Danach geht es weiter mit der Liedprobe in der Aula, mit Garten- oder Hausarbeit. Die Zeit bis 17:30 Uhr ist schnell vorbei. Weiter geht es mit dem Abendessen, dem Abwasch, und den Hausaufgaben - bei Stromausfall mit Taschenlampe oder Kerzen.
Vor und nach jeder Mahlzeit beten die Kinder abwechselnd vor. 2x ist am Abend Gottesdienst, am Freitag wird um 15 Uhr der Kreuzweg gebetet, am Samstag der Rosenkranz, am Sonntag ist normaler Gottesdienst. Am Samstagabend wird in der Aula der Fernseher angemacht.
Ich fühle mich hier sehr wohl!
+++ 06. März - Barbara Köberle +++

Noch auf schneebedeckten Straßen fuhr ich durchs verschneite Oberschwaben zum Neu-Ulmer Bahnhof. Petra und ich wurden von ehemaligen Indonesienteilnehmern herzlich verabschiedet. Nach einem entspannten Flug von München über Doha (Katar) und Kuala Lumpur (Malaysia) sind wir durch die Zeitverschiebung, nach 24 Stunden, in Medan auf Sumatra gelandet. Die Reutener Schwestern, Sr. Colette und Sr. Kristina, haben uns bei tropischen 37Grad am Flughafen herzlichen in Empfang genommen.
„Selamat Datang“! Wir hatten das Gefühl, als würden wir gegen einen auf Höchststufe eingeschalteten Fön laufen. Das war schon mal ein Klimaschock.
Nachdem der Chauffeur der Schwestern, Bapa Gregg, rechts im Auto einstieg und rechts überholte, erkannten wir sofort, dass wir in Indonesien sind. Eine erlebnisreiche, atemberaubende 1,5 Std. Autofahrt zum Susteran St. Margaretha erwartete uns. Wir waren sofort umzingelt von Motorrollern und Bécaks. Bécaks sind Motorräder mit Seitenwagen, auf dem sich, so glaubt man, das indonesische Leben abspielt. Es werden Menschen befördert, Handwerke ausgeführt, Mahlzeiten gekocht und alles, aber auch wirklich alles was mobil ist, darauf transportiert.
Nach Erledigungen wie Geldwechseln und Telefonkartenkauf gingen wir mit den Schwestern nach Medan um für die Missionsstation einen Rollstuhl, Wasserfilter, Medikamente und vieles mehr zu kaufen.

Am nächsten Tag flog Petra nach Nias. Ich fuhr mit den Schwestern quer über Sumatra, vorbei am Tobasee, durchs Batakland, nach Tumbaja, das an der Westküste liegt. Eine beeindruckende 11 Std.- Fahrt, auf Straßen, die schlechter sind, wie manch ein deutscher Feld- und Waldweg. Unsere letzte Pause legten wir in einem Straßenimbiss Bonandolok im Regenwald ein. Es regnete und die Affen liefen auf der Straße. Sr. Colette meinte „Jetzt sind wir im Urwald!“. Da alle Töpfe leer waren, wurde uns süßer Tee mit „Schwarzem Reis“ angeboten. Reis, Kokosnuss und Zucker wird in Bananenblätter gewickelt, dann in ein Bambusrohr gestopft und über offenem Feuer solange gegart, bis der Reis schwarz ist. Schmeckt süß und lecker.
Dann die letzte Etappe… 2 Stunden … Endspurt! Die Missionsstation Tumbajae wurde erreicht und ich habe mein Zimmer bezogen, welches jedoch bereits von einem Gecko bewohnt war.
+++ Das war 2015 +++
+++ 10. Juni 2015 - Fortsetzung Silvia Jaschusch +++

...wir haben uns sehr gefreut und haben unheimlich Gesprächsnachholbedarf - es gibt aber auch viel zu erzählen!
Ja die Zeit des Abschieds ist gekommen. Im Kindergarten hätte ich am liebsten "Jojor", ein kleines Mädchen, mit nach Deutschland genommen. Auch bei den Schwestern sind mir einige ans Herz gewachsen...
Meine Gedanken kreisen nun um das was ich hier alles gesehen habe und Miterleben durfte. Ich habe das Klosterleben mit all seinen Seiten kennengelernt, habe Zusammenleben und Gemeinschaft neu erlebt. Ich habe meinen Glauben von einer anderen Seite kennengelernt. Ich habe bemerkt, wie wichtig Freiheit und Familie für mich sind. Ich habe Früchte und Gemüse gegessen, von denen ich noch nie gehört hatte. Indonesien ist ein sehr gläubiges Land und lebt diesen Glauben in jeder Lebensphase.
Viele Eindrücke des Erlebten werden sicherlich noch lange Nachwirken und ich bin dankbar, dass ich diese Erfahrung machen durfte.
+++ 08. Juni 2015 - Silvia Jaschusch +++

Im Kindergarten dreht sich im Moment alles um die Abschlussfeier der Vorschüler. Wir lernen viele Lieder, Tänze und Gebete, damit alles klappt, wenn es soweit ist. Leider werde ich diese Feier nicht mehr miterleben können.
Ein Highlight der letzten Wochen war der Ausflug mit den "Gurus" -Lehrern- nach Medan. Zwei Schwestern, vier Mädels und ich fuhren über Nacht elf Stunden in die Großstadt. Mit den beiden Fahrern und uns waren wir zu neunt im Auto, da kommt man sich schnell näher. Es war ganz schön eng und irgendwann schläft man in jeder Position ein. Angekommen im Schwesternhaus belagern wir unser Zimmer, kurz duschen und dann geht es auch schon los. Ich bemerke, die Frauen hier zwischen 20 und 30 wollen dasselbe wie alle Frauen. Erst mal shoppen in Medan im großen Einkaufszentrum. Anschließend haben wir eine Kirche besichtigt und waren dort in der Messe. Am nächsten Tag haben wir noch in Brastagi Berge und einen Tempel besichtigt. Lillis hatte ihre eigene Musik dabei -indonesisch und englisch- und wir sangen lauthals alle im Auto mit. In dieser Gegend sind die Temperaturen wie bei uns - es ist richtig angenehm. Hier wächst Obst und Gemüse wie in Deutschland. Auf einem Markt waren wir noch bummeln und dann ging es wieder Richtung Heimat. Es war schön, die Arbeitskollegen auch privat in ihrer Freizeit noch näher kennenzulernen.
Auch wenn ich nicht mehr in der Schule bin, wollte ich mir die Abschlussfeier dann doch nicht entgehen lassen. Es war am Tag vor Christi Himmelfahrt. Die Trommlergruppe der Schulen laufen durch die Straßen bis zum Zentrum des Geschehens. Dann wird von den Kindern der Kreuzweg Jesu nachgespielt und der Festzug zieht gemeinsam mit mehreren Pastoren in die Festhalle. Mehrere Auftritte der Kinder reihen sich aneinander, es wird viel gesungen und gebetet. Es ist ein Riesenspektakel, auf mehreren Tafeln steht in bunt "Selamat Suksess" - viel Erfolg!
Wer nun den Eindruck bekommt, in Pandan gäbe es nur reichere Leute, der irrt sich. Arm und Reich erkennt man schon an den Häusern. Hier leben die Menschen sowohl in Holzhütten als auch in Häusern mit Dach und Ziegel. In unserem Konvent hier gibt es ein Projekt, das heißt "Gute Beth". Jeden Morgen können die Kinder aus ärmeren Familien ein Frühstück zu sich nehmen, bevor sie in die Schule gehen. Eine wirklich gute Sache.
Bei uns hier im Konvent ist gerade viel los. Letzte Woche haben die jungen Schwestern nach einer Woche Exerzitien ihre Profess erneuert. Für einige gibt es Veränderungen, wie zum Bsp. ein neuer Einsatzort, andere dürfen zum Studieren gehen. Auch die Aspirantinnen haben jetzt einen Wechsel. Die "Neuen" sind angekommen und werden von den künftigen "Postulantinnen" eingearbeitet.
Zwischenzeitlich sind auch Franziska, Amelie und Josef gekommen,.....
Fortsetzung folgt...
+++ 03. Juni 2015 - Fortsetzung Josef Maier +++

Betreut werden die Jungs von der 47jährigen Ibu Johanna, die seit 18 Jahren im Kinderdorf arbeitet und dem 25ljährigen Pak Torius, der seit 1,5 Jahren dort arbeitet. Sie bewohnen beide ein Zimmer in der Wohngruppe St. Klara und sind somit immer erreichbar wenn die gebraucht werden. Beiden haben keine pädagogische Ausbildung und sind nur angelernte Hilfskräfte. Oftmals übernehmen sie Aufgaben, die im Kinderdorf anfallen (beispielsweiser Näh- und Gartenarbeit).
Eine Dokumentation, wie bei uns in Deutschland in der St. Elisabeth-Stiftung, gibt es im Kinderdorf St. Antonius nicht. Ereignisse werden meist nur mündlich weitergegeben. Ein Arbeiten und Fördern der Kinder und Jugendlichen mit Hilfe von Entwicklungsplanung, Hilfe nach Maß oder damit vergleichbares ist hier nicht bekannt und wird auch von den Mitarbeitern der Wohngruppe nicht praktiziert.
Das Kinderdorf finanziert sich überwiegend aus den Spenden. Manchmal ist es möglich, dass sich auch Eltern oder Angehörige an den Kosten beteiligen, selten aber in vollem Umfang. Ab und zu kommt vom Verkauf der Kakaofrüchte oder der Schweine etwas Geld in die Kasse. Es ist bestimmt für die Schwestern eine große Herausforderung, das Geld für Essen, Kleider, Löhne der Mitarbeiter/innen oder sonstige anlaufende Kosten jeden Monat zusammen zu bekommen.
Nun bin ich schon beinahe acht Wochen hier auf der Insel Nias. Das Kinderdorf St. Antonius ist mir so richtig ans Herz gewachsen. Gedanken kommen bei mir hoch... was wird wohl aus den vielen Kindern werden, die hier im Kinderdorf und auf der Insel Nias wohnen? Bekommen Sie eine Arbeit? ...vor allem eine solche, die genügend Geld einbringt um ihre eigenen Familien einmal ernähren zu können?
Dem Kinderdorf wünsche ich weiterhin ein gutes Gelingen und hoffe, dass es ein gutes Zuhause für die vielen Kinder bleibt.
+++ 02. Juni 2015 - Josef Maier +++

Immer wieder erinnerte mich das Kinderdorf an meinen Zivildienst, den ich im damaligen Kinderheim in Ingerkingen ableistete.
Das Kinderdorf St. Antonius wird von franziskanischen Schwestern geleitet und ist ebenso klein und übersichtlich wie das Kinderheim. 9 Babys und 58 Kinder und Jugendliche leben geschlechtlich gemischt in sechs Wohngruppen und jede Wohngruppe bewohnt ein eigenes Haus. Eine Ausnahme macht die Wohngruppe St. Klara; diese besteht aus mehreren Häusern und ist von den anderen Wohngruppen etwas abgelegen, dort leben und wohnen ausschließlich 14 Jungs im Alter zwischen 13 und 17 Jahren.
Da ich auf der Wohngruppe St. Klara nachmittags und teilweise auch abends arbeite, möchte ich diese näher vorstellen und beschreiben:
Wie schon erwähnt, besteht die Wohngruppe St. Klara aus mehreren Häusern. In zwei der Häuser befinden sich die Schlafräume. Aber nicht wie in Deutschland, wo Doppel- und Einzelzimmer Standard und Normalität sind, sondern beide Häuser haben jeweils einen Schlafsaal in denen mehrere Etagenbetten stehen. Ein weiteres Haus bewohnen sie gemeinsam. Dieses dient als Speise-, Lern- und Fernsehzimmer. Auch die Küche und die Speisekammer ist in einem separaten Haus, ebenso das Bad und WC, das von allen benutzt wird. Die Häuser sind meist nur mit dem Notwendigsten ausgestattet und das Inventar ist sehr stark abgenutzt. Auch dekorieren wenige Bilder die Räume.
Der Tagesablauf ist für die 14 Jungs der Wohngruppe St. Klara sehr klar strukturiert und streng geregelt. So beginnt der Tag dort schon sehr früh; um 5 Uhr läutet die Glocke. Jetzt heißt es aufstehen, duschen und sich anziehen. Um 6:30 Uhr treffen sie sich zum Frühstück, zuvor wird aber das Morgengebet gemeinsam gesprochen.
Nach dem Frühstück gehen sie um 7:00 Uhr in sauberer Kleidung und ordentlich angezogen zur Schule. Meistens sind sie gegen 12 Uhr wieder zurück. Nach dem Essen machen sie zunächst ihre Mittagsruhe, welche bis 14:30 Uhr andauert.
Der Nachmittag setzt sich mit einer Stunde lernen fort. Danach haben alle einer Beschäftigung nachzugehen, egal ob Kochen, Versorgen der Hühner und Schweine, Gartenarbeit oder im Wald Brennholz holen. Um 17:30 Uhr haben sie eine Stunde Zeit um sich zu duschen, ihre Wäsche zu waschen oder sich einfach zu erholen. Meist wird die freie Zeit mit Gesellschaftsspielen - und wenn sie dürfen, mit Fußball spielen - ausgefüllt. Um 18:30 Uhr kommen sie wieder zum Abendessen zusammen und nach dem gemeinsamen Spülen wird nochmals eine Stunde gelernt. Diese endet nach dem gemeinsamen Nachtgebet um 20:30 Uhr.
Jetzt haben die Jungs nochmals eine Stunde für sich Zeit, bevor sie in ihr Bett gehen um am nächsten Tag fit zu sein.
Fortsetzung folgt....
+++ 28. Mai 2015 - Franziska Bimminger +++

Die letzte Woche hat nun angefangen. Am Mittwoch ging es zu den Kleinen. Sie sind anfangs sehr zurückhaltend - die knapp einjährigen kennen natürlich ihre Bezugspersonen. Bei den jüngeren dagegen, erst einige Monate alt, ist es einfacher - von denen bekommt man schon mal ein Lächeln zurück.
Morgens sind sie alle in einem großen Laufgitter, in dem auch die Betreuerinnen bei den Kindern sitzen. Fläschchen geben und Windeln wechseln ist angesagt. Nach der nächsten Mahlzeit wird gebadet, auch die Kinder sind bei dieser Hitze durchgeschwitzt, nicht nur wir Erwachsenen.
Einige strecken schon mal die Hand aus um an meiner Hand einige Schritte zu gehen, da kommt ein wenig Zutrauen auf. Es wird gespielt und zwischendurch schlafen sie eine halbe bis eine Stunde. Nachmittags bin ich im Nachbarhaus. Hier wohnen Kinder von 3 -12 Jahre, nach dem Mittagschlaf werden erst einmal Hausaufgaben gemacht, alle zusammen an einem Tisch.
Der kleine Herrmann ist ein sehr lebhaftes Kind. Ich übe mit ihm das Alphabet. Er hat Lernprobleme – anhand von Bildern versuche ich ihm das etwas leichter zu machen. Beim Zeichnen ist er eifrig dabei; lange Sitzen jedoch ist nicht drin. Danach ist er sehr aufgedreht, ärgert seine "Geschwister" und rennt im Zimmer umher. Die anderen Kinder helfen im Haushalt.
Der nächste Tag beginnt wie gehabt, vormittags bei den Kleinen bei Sr. Hildegart. Am Nachmittag bei Sr. Reinhilda im Haus "Jakobus" Hausaufgaben machen. Nun zieht ein Gewitter auf, die Wäsche wird hereingeholt. Die großen Kinder gehen mit der Betreuerin in den Wald Holz holen, das Gewitter hat sich verzogen. Mit den kleineren Kindern wird Wäsche gefaltet, sie helfen alle mit.
Nun wird es Zeit zu kochen. Ich versuche zu helfen, werde sehr genau beobachtet und angewiesen. Danach wie jeden Abend, duschen, beten und essen.
Die Kleinste im Haus, der Felix als auch die Betreuerin haben Geburtstag. Es wir am Abend gemeinsam gefeiert, mit selbstgebackenen Geburtstagskuchen.
Einmal in der Woche ist Gartenarbeit angesagt, bei diesen Temperaturen für mich Sauna gratis ! ! !
Nun geht es langsam dem Ende zu.
Im nächsten Haus, werde ich nach den Hausaufgaben zum Wäsche waschen mitgenommen, nichts Neues! Die letzten Wochen konnte ich ja schon üben. Wäsche wird von Hand gewaschen, hier wird geschrubbt und gebürstet, alle helfen mit.
Die Großen fragen meist, ob ich verheiratet bin, ob ich Kinder habe, wie viele Kinder ich habe, wie alt diese sind, was ich arbeite, wie lange ich noch da bin und und und… Diese Woche bleibe ich noch in diesem Haus und am Vormittag bei den Kleinen. Nun habe ich hier im Kinderdorf vieles kennengelernt und nehme Eindrücke und Erfahrungen mit nach Hause.
+++ 27. Mai 2015 - Amelie Krems +++

Inzwischen war ich schon viel auf der Insel unterwegs. Schwester Felicitas ist hier auf Nias geboren und hat mich für zwei Tage nach "Teluk dalam", ihren Heimatort mitgenommen. Über zwei Stunden Fahrt mit dem Auto, mit einem Hundebaby als "Mitbringsel" auf dem Schoß, sind wir über die Insel gefahren. Ich hatte also die Möglichkeit viel zu sehen. Ich habe Häuser besichtigt "Rumah Adat", die eine traditionelle Bauart hier haben und war am Meer. Baden gehen ist hier auch ziemlich anders. Man geht mit seiner ganzen Bekleidung ins Wasser. Aber es macht Spaß. Mir ist aufgefallen, dass hier nur wenige Menschen schwimmen können. Daher waren viele von meinen "Schwimmkünsten" beeindruckt. So hat sich ergeben, dass ich inzwischen mehrmals "Schwimmunterricht" gegeben habe - das war sehr lustig.
Um an Geld zu kommen, musste ich mit Schwester Damiana bis nach Gunung Sitoli ("Hauptort") fahren. Dort hatte die Bank allerdings schon geschlossen, daher haben wir bei den Schwestern (Laverna) übernachtet. Somit hatte ich die Gelegenheit ein "rumah sakit" (Krankenhaus) und ein "rumah orang cacat" (Wohnheim für Kinder mit Behinderung) anzuschauen. Im Krankenhaus wurde ich direkt in die Zimmer der Patienten gebracht, die mir von ihren sehr schweren Schicksalsschlägen erzählten. Ich war ziemlich schockiert, da der Besuch dorthin sehr spontan war. Das meiste habe ich aufgrund der Sprache nicht verstanden, jedoch hat mir der Anblick vollkommen gereicht, um vieles verstehen zu können. Eine Frau hatte fast am ganzen Körper Verbrennungen und starke Verwachsungen der Haut, so dass ihre Schulter am oberen Teil des Halses angewachsen war. Sie war total entstellt. Sie hatten wohl Stromausfall und ihr ist die Öllampe umgefallen, als sie sie anzünden wollte. Somit entfachte Feuer, wobei ihr Baby verbrannt ist. Also wirklich Geschichten, zu denen man nichts mehr sagen kann, weil einem die Worte ausbleiben.
Als ich am nächsten Morgen letztendlich bei der Bank war um 200Euro in Rupiah zu wechseln (hört sich zunächst einfacher an als es war), dauerte es eine halbe Ewigkeit. Mein Geld wurde gründlich geprüft und der halben Belegschaft der Bank gezeigt. Etwa fünf Männer standen direkt mit mir am Schalter und unterhielten sich lautstark über meine "große" Geldsumme. Diskretion - Fehlanzeige :)
Das Nähe-Distanz-Verhältnis ist hier in allen Situationen definitiv ein anderes :)
In Gunung Sitoli, wie auch sonst an weiteren Orten der Insel, sind immer noch deutliche Spuren des Tsunamis (2004) und des schweren Erdbebens (2005) zu sehen. Erdbeben sind hier keine Seltenheit. Auch ich habe bereits eines miterlebt. Ich war zu der Zeit alleine im Kantor (Büro), eine Hütte neben dem Kindergarten. Mir war allerdings überhaupt nicht klar, was passiert. Im Ersten Augenblick dachte ich, dass irgendjemand an der Hütte wackelt. Ich schrie los, dass er aufhören solle. Dann erst verstand ich, was eigentlich los war. Die Lehrer brachten die schreienden Kinder aus dem Kindergarten ins Freie. Ich muss zugeben, ich bin ziemlich erschrocken. Doch es ist zum Glück nichts Schlimmes passiert. So schnell wie das Beben da war, war es auch wieder vorbei.
Im Kindergarten durfte ich inzwischen Englisch unterrichten. Ich hatte erst meine Bedenken, ob das gut geht mit zwei Fremdsprachen und null Lehr-Erfahrung. Aber es war toll! Die Kids waren sehr interessiert und hatten, wie auch ich, viel Spaß. Die Lehrerin (welche, wie die meisten hier, kein englisch spricht) hat sich direkt meine einfachen Unterrichtsvorbereitungen geschnappt und möchte diese zukünftig anwenden - das hat mich sehr gefreut.
An zwei Tagen wurde der Unterricht nach draußen verlegt, weil Geckos im Zimmer waren und diese beißen angeblich. Darauf sind sie hier aber schon gut vorbereitet. Es wurde einfach eine große Plane ausgebreitet und im Freien weitergemacht.
Inzwischen hatte ich an einem Wochenende Besuch von Silvia. Der Redebedarf mit einem Menschen, der ähnliches erlebt und beide Welten kennt, ist enorm. Gemeinsames Matratzenlager im Zimmer, intensive Gespräche - genau das Richtige, um wieder etwas Kraft zu tanken... Danke :)
+++ 22. Mai 2015 - Silvia Jaschusch +++

Die Tage vergehen und ich kann gar nicht fassen, dass ich jetzt schon über vier Wochen hier bin. Ich arbeite jetzt vormittags in einem “TK”, ein Kindergarten. Zusammen mit Ibu Marta haben wir 42 Kinder in unserer Gruppe zu betreuen. Wer hier an basteln und freies Spielen denkt, denkt falsch. Wir lernen schreiben, lesen und rechnen.
Wie auch in der Schule wird auf das Beten sehr viel Wert gelegt. In Reih und Glied ist der gesamte Kindergarten am Morgen versammelt und wir singen, salutieren und beten. Michael, ein Kind aus meiner Gruppe, fällt mir immer besonders auf. Seine Augen sind fest verschlossen und seine Lippen zusammengepresst, seine Hände zum Gebet zusammengefaltet. Textsicher kann er mir seinen fünf Jahren alle Gebete. Es erstaunt mich und gleichzeitig ist es mir für Kinder ein wenig zu viel des Guten.
Gleich in der ersten Woche hatte ein Kind hier Geburtstag. Wir dekorierten aufwendig eine Wand mit Namen und Alter und stellten einen Tisch bereit. Nun feiern hier alle 125 Kinder samt Lehrern, Eltern, Geschwister und manchmal auch Großeltern. Die meisten Kinder haben ein Geschenk dabei. Der Geschenketisch türmt sich auf und speziell auserwählte dürfen die Torte probieren. Obwohl das Geld knapp ist, hat die Familie auch Essen für alle mitgebracht.
Am Wochenenden habe ich die Gelegenheit genutzt und einmal Franziska in Tumba Jae besucht und Amelie. Musste mal raus aus der Stadt...:-)
Ich habe mich sehr gefreut, die beiden zu treffen. Mal wieder deutsch zu sprechen. Bei Franziska und Sr. Colette habe ich das Frühstück genossen. Es gab Wurst, Brot und Käse... juhu. Am Sonntag waren Franziska und ich in der Kirche, in der mehrere Kinder getauft wurden. Der Pastor kommt nicht so oft in diese eher abgelegene Gegend. Danach gab es traditionelles Essen, Schwein – da musste ich mich stark zusammenreißen – und dann folgte eine lange Diskussion wer denn die neue Kirche bezahlt. Wir bemerkten die Reihenfolge in der gesprochen wurde. Erst die älteren, dann die jüngeren. Erst die Männer, dann die Frauen, dann wieder der Pastor. Und auf einmal sollten wir sprechen....ich bedankte mich für Essen und Trinken und versuchte mit meinem hageren indonesisch zusammenzufassen was ich verstanden hatte. Ja, die Sprache ist immer noch die größte Hürde für mich. Tiefergehende Gespräche zu führen ist wirklich nicht einfach.
Zu Amelie kam ich recht unverhofft und wir sind an dem Sonntag mit den Schwestern und einigen Familien der Gemeinde zum Strand gefahren. Das erste mal war ich auch im Meer schwimmen - in voller Montur versteht sich. Mir fällt auf, hier kann kaum jemand schwimmen, obwohl das Meer vor der Haustür ist. So kann man den Muttertag gut verbringen. Bis zu diesem Tag war ich so viel mit mir und meinem Umfeld beschäftigt, dass ich an Heimweh nicht denken konnte. Doch die Muttertagsgrüße und Bilder meiner Kinder an dem Tag stimmten mich allerdings traurig. Zum Glück hatte ich Amelie....
Mit der Fähre ging es wieder zurück nach Pandan. Sr. Raimunda und ich hatten eine Kabine, naja also eine Krankenliege mit einer Matratze oben und unten. Ich war froh, dass ich sie überreden konnte, unten zu schlafen. Mehrere Spinnen und Tiere krabbelten am Boden...ich werde grundsätzlich das Gefühl nicht los, irgendetwas lebt “auf” mir und die Hitze kommt noch dazu. Am besten viel “mandi”-duschen und nicht weiter darüber nachdenken.
Das Beten gehört für mich inzwischen zur Normalität. Ich ertappe mich schon wie ich automatisch vor dem Essen das Kreuzzeichen mache. Auch die Uhrzeiten machen mir nichts mehr aus. Es gibt mir Ruhe und durch die Wiederholung auch eine gewisse Sicherheit.
Jetzt muss ich mich beeilen, gleich ist “Ibadat Sore” – das Abendgebet...
+++ 20. Mai 2015 - Amelie Krems +++

Das Wort "intensiv" beschreibt wohl am Besten, was ich hier alles erlebe. Neues Klima, neue Kultur, neues Essen, neues Zuhause, neue Sprache, neue Arbeit, neue Menschen,... Die Landschaft ist traumhaft. Ich bin inzwischen auch schon viel auf der Insel unterwegs gewesen. Abends gibt es wunderschöne Sonnenuntergänge mit Fledermäusen am Himmel. Ans Wäschewaschen mit Hand habe ich mich inzwischen auch gewöhnt. Sogar mit den Eidechsen in meinem Zimmer habe ich inzwischen Frieden geschlossen. Man gewöhnt sich recht schnell an die anderen Lebensumstände. Zum Essen gibt es meist morgens, mittags und abends Reis, Gemüse und Fisch. Zum Frühstück Fisch ist für mich jetzt noch sehr gewöhnungsbedürftig, aber es geht. Ameisen, die in Massen übers Essen marschieren, weil es hier keinen Kühlschrank gibt, sind auch nichts außergewöhnliches. Insgesamt habe ich gedacht, dass ich hier mehr helfen kann - Dinge zu verändern oder zu verbessern. Die Menschen zu unterstützen versuche ich, so gut es geht, jedoch lernen eher sie mir mit den gegebenen Umständen klar zu kommen. Es ist definitiv nicht einfach. In vielen Situationen muss man auch lernen, sich zu distanzieren. Den Menschen hier ist bewusst, dass ich im Vergleich zu ihnen einen gewissen Wohlstand habe und davon wollen sie etwas abhaben. Es ist eine andere Welt hier. Nicht annähernd mit dem was ich bisher kannte zu vergleichen. Ich möchte nicht nur die schönen Seiten erwähnen. Hier geschehen Dinge, die für mich nicht im entferntesten nachzuvollziehen sind, bei denen ich bis jetzt noch nicht weiß, wie ich damit umgehen soll. Kulturelle Geschichten, die ich leider auch nicht verändern kann, sondern annehmen muss wie sie sind. In dieser Form kann ich leider nicht detaillierter darüber berichten. Ich möchte aber allgemein sagen, dass es keine Seltenheit ist, dass eine Frau, die schwanger wird, ohne verheiratet zu sein, nach der Geburt ihr Baby abgeben muss. Sie wird oftmals von der Familie verstoßen und muss ihr Kind dann noch weggeben?! Dieses Baby wird dann an eine Familie mit Kinderwunsch weitervermittelt, die dafür meist einen guten Preis bezahlt. Hier wird es als angemessene Strafe für die Mutter angesehen, ohne die Liebe zu ihrem Kind leben zu müssen...
Auch Kinderarbeit ist hier keine Ausnahme. Ich habe einen Jungen kennengelernt, der mehrmals in der Woche harte Gartenarbeit in der prallen Sonne macht, um seine Familie zu unterstützen, da sein Vater bereits gestorben ist. Die Lebensumstände hier sind also definitiv nicht mit unseren zu vergleichen....
+++ 19. Mai 2015 - Franziska Bimminger +++

Nun bin ich öfters mit Sr. Henrika im Dorf unterwegs. Wir besuchen ältere Frauen, die ganz alleine in ihrem Haus wohnen. Die Kinder sind meist weggezogen. Sie können teilweise nicht laufen und sitzen nur am Boden - oft kommen sie nur durch rutschen voran. Rollstühle gibt es nur wenige, die sind zu teuer.
Ein Mann, den wir besucht haben, hat einen schwarzen Fuß. Das sieht sehr schlimm aus. Eigentlich sollte er amputiert werden, er möchte aber keine Operation. Er wird noch von seiner Familie versorgt.
Die letzten Tage kamen wir zu einem Mädchen das Epilepsie hat und schwer behindert ist, sie liegt den ganzen Tag in ihrem Bett, auf dem keine Matratze ist. Es sind nur Bretter mit einer dünnen Kunststoffmatte. Sie hat sich am Steißbein wund gelegen und wurde von uns versorgt. Wir versuchten den Eltern zu erklären, dass es gut wäre, wenn das Mädchen gelagert wird. Sie sind aber nicht einverstanden und meinten, sie würde nur auf dem Rücken schlafen. Sie wollten es nicht annehmen.
Ansonsten bin ich in der Küche und helfe Sr. Elsa bei der Zubereitung vom Essen. Habe jetzt auch einige Tage damit verbracht, den Schwestern die Kleidung auszubessern. Das ist mir anfangs nicht leicht gefallen, da ich eine sehr alte Tret-Nähmaschine bekommen habe. Die Umstellung von einer elektronischen zur mechanischen ist nicht einfach.
Wir bekamen Gäste aus Deutschland, die diese Einrichtungen schon viele Jahre unterstützen. Sie blieben 2 Nächte in Tumbajae. Mit ihnen und den Schwesten fuhren wir zu einer Palmölfabrik, ein sehr interessanter Ausflug, was man nicht alle Tage sieht. Am nächsten Tag durfte ich mit den Besuchern nach Sibolga fahren, von dort ging es mit der Fähre weiter nach Nias. Wir hatten eine Kabine, sonst gibt es nur ein großes Massenlager. Auf Nias besuchte ich mit den Gästen ein Museumsdorf, das noch bewohnt ist. Sehr eindrucksvoll - die wunderschönen alten Häuser haben eine ganz besondere Bauweise.
Bei den Kindern war ich auch schon, aber die sind noch sehr zurückhaltend, die müssen sich erst mal an ein neues Gesicht gewöhnen. Sie wohnen hier wie in einer kleinen Familie in ihren Häusern. Ich werde jetzt noch die restlichen Wochen auf Nias im Kinderdorf bei Sr. Hildegard verbringen.
+++ 18. Mai 2015 - Josef Maier +++

Manchmal könnte man den Kopf in den Kühlschrank stecken, um ihn abzukühlen, so heiß ist es. Ja hier auf der Insel Nias habe ich das Gefühl auf einer Feuerstelle zu sitzen. Das Klima war für mich vor allem in der 1. Woche sehr extrem. Ich kam mir vor, als wäre ich ein Springbrunnen; so extrem musste ich schwitzen. Allmählich hat sich aber mein Körper auf die Hitze eingestellt.
Sprachlich ist es Dank der Übersetzer-App kein allzu großes Problem sich zu verständigen und man kann sich auch manchmal etwas tiefgründiger miteinander unterhalten. Manchmal kommt eine Übersetzung raus, mit der man nichts anfangen kann, in diesem Fall muss halt der Satz neu formuliert werden, in der Regel klappt es dann mit der Verständigung.
Das größte Problem ist mein Handy, da es ständig neu geladen werden muss und ich deshalb den Stromverbrauch einteilen muss, um damit noch z.B. die App zum Beten öffnen, oder Euch aus Indonesien berichten zu können. (Auch die 2 Computer von den Schwestern sind derzeit außer Betrieb) Oft regnet es auch, dann ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass der Strom ausfällt und somit kann das Handy nicht geladen werden. Na ja, es gibt ja bestimmt größere Probleme, oder wie die Indonesier sagen ""Tidak apa apa"" (Macht nichts.) Zum Beten gehe ich sehr regelmäßig, hatte zuvor Bedenken, dass mir dies zu viel werden könnte, aber es ist schön sich auf den Rhythmus der meist gesungenen Psalmen einzulassen. Beim Mitsingen komme ich hierbei allmählich auch ganz gut mit. Gottesdienst findet jeden Tag statt. Allein schon das Essen ist eine Reise nach Indonesien wert! Ich finde es ist (meist) einfach aber sehr gut. Die gut und meist scharf gewürzten Speisen und die vielen Früchte - viele sind mir völlig unbekannt - entfalten hier ihren typischen Duft und Geschmack und sind einfach nur lecker. Bisher gab es nichts was mir nicht schmeckte. (Zum Glück wurde mir bisher noch kein Schweinskopf vor die Nase gestellt!) Meist esse ich auch - wie in Indonesien üblich ist - mit den Fingern, was natürlich den Schwestern sehr gut gefällt.
+++ 12. Mai 2015 - Amelie Krems Fortsetzung +++

In der "Spielzeit" bin ich meist mit den Kindern draußen. Sie lieben es mit meinem Handy zu spielen und wollen ständig Fotos und Videos machen. Sie schmücken mich auch oft mit selbstgemachten Blumenketten. Es gibt hier auch riesige Spinnen, mit denen die Kinder spielen. Sie setzen sie auf die Spitze eines Stocks und erschrecken sich gegenseitig. Oder zu meinem Entsetzen mich, was ich anfangs nicht sehr lustig fand.
Die Familien hier haben oft viele Kinder. Diese werden meist mit dem Roller/Moped zur Schule oder in den Kindergarten gefahren. Es ist also kein seltenes Bild hier, manchmal einen Erwachsenen mit vier Kindern auf einem dieser Fahrzeuge zu sehen. Ich habe mich gefragt, wie das funktioniert. Die Straßen hier sind nämlich nicht annähernd mit unseren zu vergleichen. Schlaglöcher, Müll und andere Gegenstände auf dem Weg sind an der Tagesordnung. Aber das scheint niemanden groß zu interessieren. Und um auf das Fahren der vielen Menschen auf einem dieser Fahrzeuge zurückzukommen, ist das wohl eine der noch leichtesten Aufgaben der Kinder, die sie schon früh lernen mussten zu meistern.
Viele Kinder hier haben auch oft keine Mutter mehr. Hier sterben Mütter häufig bei der Geburt eines Kindes, da die gesundheitliche Versorgung nicht der unseren entspricht. Manche haben sogar beide Elternteile verloren. Es ist also nichts Ungewöhnliches, dass Kinder auch bei Tante, Onkel oder anderen Verwandten groß werden. Für mein Empfinden haben diese aber meist einen anderen Stellenwert als die eigenen Kinder. Zwei dieser Kinder im Kindergarten, die mir inzwischen stark ans Herz gewachsen sind, suchen daher viel Liebe und Zuneigung bei mir.
Dienstags und samstags ist immer Sporttag. Es werden viele Bewegungsspiele gemacht, was den Kindern Spaß macht. Ich habe jetzt schon öfters auf dem Markt Bälle gekauft, da die Kinder am Ballspielen besonders Spaß haben, weil es eben auch eine Seltenheit ist, da Bälle verhältnismäßig teuer sind. So ein Ball überlebt auch meist nur eine viertel Stunde, bis die Luft raus ist und Luftpumpen gibt es hier wohl nicht...
+++ 11. Mai 2015 - Amelie Krems +++

Inzwischen bin ich richtig angekommen. Ich gehe Montag bis Samstag jeden Morgen von 7:00 - 12:00 Uhr mit Schwester Felicitas in den Kindergarten St. Franziskus, um dort mitzuarbeiten. Davor wird mit den Schwestern gebetet und gefrühstückt. Hier wird also immer (auch am Sonntag) schon sehr früh in den Tag gestartet. Auf dem Weg zum Kindergarten, ca. 15 Minuten Fußweg, werde ich immer schon vom halben Dorf begrüßt. Alle schauen mich neugierig an und viele Kinder rufen mir inzwischen sogar meinen Namen zu. Es hat sich hier wohl schnell rumgesprochen, dass ich da bin. Es ist hier eine absolute Seltenheit, dass man einen Europäer zu Gesicht bekommt. Die Menschen starren einen an, in allem was man macht. Das ist oft auch etwas anstrengend. Daran musste ich mich erst gewöhnen. Im Kindergarten darf ich in Klasse B mitarbeiten, was sehr interessant ist. Allerdings bin ich dort mit einer Lehrerin aus Nias und 32 Kindern, die alle eine andere Sprache sprechen. Schwester Felicitas arbeitet in der Klasse A nebenan, die ich im Notfall um Hilfe bitten kann. Ich habe vor meiner Reise einen Indonesischkurs gemacht, um etwas vorbereitet zu sein. Jedoch sprechen hier wenige Indonesisch. Auf dieser Insel wird niasisch gesprochen, was kein Dialekt ist, sondern eine komplett eigene Sprache. Dadurch ist es ziemlich schwer, sich zu verständigen. Ohne mein Wörterbuch verlasse ich mein Zimmer nicht :) Mit Händen und Füßen kommt man meist irgendwie weiter.
Die Kinder sind wahnsinnig toll hier. Sie zeigen großes Interesse an mir und wollten anfangs meine, im Verhältnis zu den anderen, weiße Haut anfassen. Sie lachen auch viel über meine Nase, weil sie hier eben diese Gesichtsform nicht kennen. Der Kindergarten ist nicht mit einem in Deutschland zu vergleichen. Die Kinder werden hier schon mit Lesen, Rechnen und Schreiben unterrichtet und haben wenig freie Zeit zum Spielen. Es wird sehr viel mit den Kindern gebetet und sie lernen der indonesischen Flagge zu salutieren und die Nationalhymne zu singen. Um gewisse Aufgabenstellungen der Lehrerin zu meistern, gibt es hier Körbchen mit Holzeisstilen und Muscheln, mit denen die Kinder bestimmte Formen legen können.
Es gibt hier auch kein fließendes Wasser, darum waschen sich die Kinder alle an zwei Wassereimern, die aufgestellt sind (braune Suppe). Von den Toiletten möchte ich erst gar nicht anfangen zu erzählen... Meine Aufgabe ist es, den Kindern beim Schreiben, Rechnen, Malen etc. zu helfen und mit Schwester Felicitas Bastelarbeiten zu machen, die dann in den Klassen aufgehängt werden, damit die Kinder diese anschauen können.
[Forstsetzung folgt]
+++ 08. Mai 2015 - Josef Maier +++

"Einander vertrauen können" - Mitarbeitertag für die Mitarbeiter des Kinderdorfes St. Antonius:
9 Mitarbeiter und 11 Mitarbeiterinnen vom Kinderdorf St. Antonius kamen zu einem Mitarbeitertag zusammen. Ebenso waren 3 Schwestern und Pastor Francesco Rahmad Zai mit dabei. Für den Mitarbeitertag wurde der ca. 50 KM entfernte "singende Strand" zum geeigneten Ort ausgewählt.
Mit einem Bus, einem Auto und 2 Motorrädern fuhren wir an den ausgewählten Platz. Kaum ging die Fahrt los, schon spielte Pak Timotius mit seiner Gitarre und alle sangen Lautstark mit - die Stimmung im Bus war sehr fröhlich. Nach 2stündiger und oftmals holpriger Fahrt kamen wir am "singenden Strand" an. Nach einer kurzen Pause (Minum) wurden unter den Kiefern geflochtene Matten ausgelegt und alle setzten sich im Kreis zusammen.
Schwester Anna, Leiterin des Kinderdorfes eröffnete den Besinnungstag mit einem Gebet. Danach hielt Pastor Francesco eine Lesung zu dem Thema "Einander vertrauen können" Hierzu zitierte er aus dem Lukas-Evangelium "Das Gleichnis vom anvertrauten Geld" (Lukas 19 11-27) Es war schade, dass ich nur sehr wenig verstand.
Nach der Lesung wurde die Missa (Gottesdienst) im Schatten der Kiefern und dem Meer, welches als große Kulisse diente, gefeiert. Hierzu konnte ich mir keinen schöneren Ort vorstellen.
Nach dem Gottesdienst wurden frische Fische angeliefert. Einige sammelten Holz zusammen und machten ein Feuer auf dem dann die Fische gegrillt wurden. Reis und andere Zutaten wurden von Zuhause mitgebracht. Innerhalb kurzer Zeit gab es ein sehr gutes Mittagessen und alle aßen mit den Finger.
Nach dem Essen gingen einige ins Wasser, oder spielten das Kartenspiel "Joker"; einigen war auch ihre Istriahat (Mittagsruhe) heilig und legten sich zu einem Schläfchen hin. Nach der Mittagspause wurde Cappuccino gedrunken, danach alles zusammen geräumt und - zu meinem Erstaunen - wurde auch der Plastikmüll; was ja hier in Indonesien recht unüblich ist, mitgenommen.
Auf der Heimfahrt wurde noch ein Zwischenstopp eingelegt. Pastor Francesco lud zu sich nach Hause ein und bot uns zur Erfrischung frische Kokosmilch und Betelnüsse an.
Auch der schönste Tag geht einmal zu Ende und so machten wir uns alle zufrieden auf den Heimweg und Pak Raimund fuhr uns wieder zielsicher nach Hause.
+++ 05. Mai 2015 - Silvia Jaschusch Fortsetzung +++

... Dort wartet schon das fertige Mittagessen und wir unterhalten uns über dies und das. Kürzlich kam ich nach Hause und eine Schar von Männern stand in unserem Aufenthaltsraum. Ich begrüßte alle freundlich und fragte “Apa Kabar?”(wie geht’s?). Ich bemerkte erst später, dass alle Bischöfe von ganz Sumatra bei uns zu Gast waren, es gab nämlich besonders gutes Essen.
Nach dem Essen machen wir eine Mittagspause “Isteriahat” für etwa zwei Stunden. Das tut gut und ist auch bei diesen Temperaturen wichtig. Nachmittags gibt es hier immer etwas zu tun. Da die Waschmaschine kaputt ist, waschen wir hier von Hand. Kalt. Das ist ganz schön viel Arbeit und dauert lange und ist auch anstrengend - für mich jedenfalls.
Besonders schön fand ich die Namenstagsfeier von Sr. Lidwina. An dem Tag stand ein leckerer Kuchen auf dem Nachmittagstisch und wir haben alle für sie gesungen. Der Kuchen war kunterbunt, schmeckte “enak”-lecker. Später sind wir mit dem Pick-up, einer Gitarre und Abendessen zum Strand gefahren. Erstaunlich und gleichzeitig toll fand ich, dass die Schwestern in Freizeitkleidung gingen. Wir gingen am Strand spazieren und genossen die Brise, die das Meer uns entgegen warf. Dann wurden viele schöne Lieder gesungen. Hier können irgendwie alle so gut singen, als hätten sie nie etwas anderes gemacht. Wir aßen unser Abendessen mit den Händen in einem Körbchen, dann spielten wir Halma und die anderen Karten. Es war ein sehr schöner Tag und man spürte die Gemeinschaft der Schwestern.
+++ 04. Mai 2015 - Silvia Jaschusch +++

Mein Alltag beginnt um kurz nach 5 Uhr mit duschen und fertig machen für die Messe. Ich habe zwar einen Wecker dabei, jedoch brauche ich ihn kaum, da morgens schon vor 5 muslimische Gebete hier in Pandan aus den Lautsprechern erklingen. Die Schwestern sind schon ab halb 6 in der Kapelle und die Anspirantinnen und ich kommen um kurz vor 6 hinzu. Nach dem Gebet gibt es Frühstück. Wir spülen ab und dann packe ich meine Sachen und gehe zur Arbeit.
Bapa Habiahaan und ich begrüßen die Kinder im Unterricht. Eine kurze Theoriephase und dann folgt sogleich die Praxis am PC. Es funktioniert ganz gut auch wenn ich manchmal nicht auf Anhieb alles verstehe. So vergeht Stunde um Stunde und in der Pause trinken wir einen Kaffee und unterhalten uns. Bapa Habiahaan hat drei Kinder, die noch sehr klein sind. Er hat in Medan IT studiert. Sein Studium wurde von einem holländischen Pastor finanziert und dafür ist er sehr dankbar. Er hat allerdings keine Arbeit in seinem Job bisher gefunden.
Ihm macht die Arbeit mit den Kindern viel Spaß und er ist gerne hier. PC-Unterricht ist ein Trend hier, d. h. wenn in der Schule PC unterrichtet wird, ist es eine gute Schule. Ich bin auch teilweise im Englisch-Unterricht mit Bapa Situmorang dabei. Letzte Woche habe ich meine erste Englisch-Unterrichtsstunde gegeben. In der Klasse 3b mit 39 Kindern, die alle auf mich gestarrt haben!! Da habe ich einfach losgelegt - aus dem Stegreif - und ich war selber über mich erstaunt und dann auch ein bisschen stolz. Die Kinder sind –Gott sei Dank- sehr nachsichtig, sie wissen schon viele englische Begriffe für die 3. Klasse.
Nach der Schule mache ich mich auf den Heimweg...
+++ 30. April 2015 - Franziska Bimminger +++

Hier in Tumbajae gibt es ein Mädchenasrama, das Sr. Christina leitet. Für das leibliche Wohl sorgt Sr. Elsa in der Küche. Die Klinik wird von Sr. Colette geleitet, mit 2 Hebammen und 3 weiteren Helferinnen, läuft eigentlich wie einer Ambulanz ab.
Es kommen viele Patienten zum Verbandswechsel, kleinere Wunden werden versorgt, auch mal eine Platzwunde genäht. Erstversorgung bei Notfällen, oder Unfällen (es wird hier ohne Helm Honda gefahrenen, bis zu 5 Personen auf der Maschine). Bei größeren Verletzungen werden die Patienten in die Klinik verlegt.
Auch Entbindungen finden hier statt. Drei Geburten waren es jetzt seit ich da bin. Bei zwei durfte ich dabei sein, was natürlich hier, in dieser Situation, wenn alles normal verläuft, kein Problem ist, man ist nicht mit allen Vorteilen einer Klinik ausgestattet. Bei Komplikationen wird die Patientin ins Krankenhaus gebracht.
Die Patienten bleiben meist nur eine Nacht, oder wenige Tage, auch die Mütter mit ihren Neugeborenen.
Erbrechen, Ausschlag und auch Tuberkulose kommt hier oft vor.
Es werden Infusionen gelegt und die Patienten werden mit Medikamenten und Salben versorgt.
Meist kommt die ganze Familie mit oft 8 bis 15 Personen und übernachten auch zum Teil.
Einmal die Woche fahre ich mit Sr. Christina mit der Honda zum Markt, wir kaufen fürs Schwesternhaus und das Mädchenasrama ein. Da steht man schon mal bis zu den Knöcheln im Schlamm, da es bis jetzt fast täglich geregnet hat. Auf dem Markt gibt es Früchte die ich noch nie gesehen oder gegessen habe.
Eigentlich sollte ich im Altersheim arbeiten, dieses steht jetzt aber leer.
Nun hole ich immer wieder einen kleinen behinderten Jungen im Dorf ab, der in den Waschräumen der Klinik geduscht wird und von uns zu essen bekommt. Seine Eltern sind beide weg, er hat noch mehrere Geschwister - darunter eine Schwester, die im Moment in Reha ist. Die Kinder werden von Oma und Opa versorgt, so gut es geht.
Die Häuser (Hütten) bestehen aus einem leeren Raum, in dem der kleine Junge den ganzen Tag am Boden sitzt. Einlagen und Windeln sind hier nicht oft vorhanden.
Im hinteren Teil des Hauses gibt es eine Küche und ein Bad, wenn man es so benennen kann.

Vorgestern war ich mit Sr. Christina auf der Schulabschlussfeier. Die Mädchen tragen bunte Kleidung - bunt bestickt, die Jungs einheitliche Hemden (Schuluniform). Lehrer (Gurus), Eltern und Schüler tragen Schals über den Schultern, meist rot - das ist hier an Festlichkeiten und Hochzeiten der Brauch. Es wurden lange Reden gehalten, viel getanzt und gesungen. Das Ganze dauerte von 8:00 -14:00 Uhr. Am nächsten Tag kam ein kleines Mädchen in die Klinik, hat mehrere trockene, raue Stellen auf der Haut... an der Fußsohle besonders schlimm. Es scheuert sich immer wieder auf. An der Hand hatte sie eine eitrige Stelle - hat sich am Feuer verbrannt. Sie wird jetzt mit Salben und Verbänden versorgt. Kommt jetzt täglich zum Verbandswechsel. Am Abend kommt noch Sr. Henrika die längere Zeit unterwegs war. Mit ihr soll ich die nächste Tage Hausbesuche im Dorf machen.
Mal sehen was noch alles kommt.
+++ 27. April 2015 - Josef Maier +++

Ein Sonntagnachmittag im Kinderdorf St. Antonius:
Nach dem Essen wird erst "Istriahat" gemacht, die Türen sind verschlossen und die Vorhänge sind zugezogen. Man könnte meinen das Kinderdorf liege in einem Dornröschenschlaf!
Pünktlich um 3Uhr erwacht das Kinderdorf St. Antonius wieder aus seinem Mittagsschlaf auf. Man hört die ersten Kinderstimmen. Kurz darauf setzt ein starker Regenguss ein. Trotz Regen hört man, wie ein Ball immer wieder auf den Weg aufschlägt, näherkommen; vermischt mit dem gegenseitigem Zurufen der Jungs. Ihr Ziel ist der Fußballplatz in der Mitte des Kinderdorfes. Ihnen scheint der Regen kein Hinderungsgrund zu sein, um ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem Fußballspielen nachzugehen. Der Regen lässt langsam nach.
Die ersten Kinder hört man wie sie aus ihren Häuser kommen. Manche gehen in die nahe gelegene Aula um der Tanzprobe zuzuschauen.
Dort wird ein Tanz zu dem Lied "Terima kasih" einstudiert. Die 10 Mädchen konzentrieren sich auf den Tanzlehrer und Sr. Anastasia, die die Tanzschritte vormachen. Schon seit mehreren Wochen übt der Chor vom Kinderdorf St. Antonius an diesem 4-stimmigen Lied. Als die Übungsstunde vorbei ist, gehen die meisten Kinder ins Freie um zu spielen. Die Oberin Sr. Goretti spielt mit einem Kind Federball. Die kleineren wollen mit mir Fange spielen. Ich werde natürlich am meisten verfolgt, aber es macht riesig Spaß. Die wenigen die noch in der Aula verweilen hört man immer wieder singen und K-Board spielen und lachen.
Kurz nach halb 6 lehrt sich der Spielplatz und die Aula. Es steht nun "Mandi" (Duschen) und "makan malam" (Abendessen) an.
Auch ich gehe nun auf mein Zimmer und mach mich fertig um mit den Schwestern zu beten und anschließend das Abendessen einzunehmen.
+++ 21. April 2015 - Silvia Jaschusch +++

Nachdem wir gut angekommen sind und den ersten Tag bereits bei den Schwester verbracht hatten, mussten Franziska und ich uns am Folgetag von Amelie und Josef verabschieden. Die beiden flogen weiter nach Nias, wo sie ihren Einsatz hatten. Uns stand nun eine 10-12 Stundenfahrt quer durch Sumatra bevor. Im klimatisierten Geländewagen lies es sich gut aushalten. Als wir aus Medan herausfuhren sahen wir einen Unfall am Strassenrand. Eine Frau lag auf dem Betonboden, ihr Roller seitlich im Strassengraben. Sie hatte keinen Helm auf - wie die meisten nicht -. Wir hofften das Beste für sie, der Anblick ist bis heute in meinem Kopf geblieben.
Wir fotografierten die Landschaft und machten am Tobasee einen kurzen Zwischenstop. Hier gab es frischen eigens angebauten Kaffee, der wirklich sehr lecker schmeckte. Die Aussicht war hervorragend und man hätte meinen können, wir sind im Urlaub. Doch wir hatten noch eine gute Strecke vor uns, so kauften wir Kaffee und fuhren weiter. Langsam wurde es dunkel und ich bewunderte Franky, unseren Fahrer, der nach mittlerweile 8 Stunden immer noch fit schien. In der Nacht fahren sämtliche LKWs von Sibolga nach Medan und umgekehrt. Die Strassen sind sehr schlecht und eng - eher einspurig. So muss man schon jonglieren, um aneinander vorbeizukommen. Abends um etwa 11 Uhr kamen wir dann endlich heil an.
Am nächsten Morgen hat uns die Regionaloberin offiziell begrüsst und wir sind von den Schwestern hier sehr nett empfangen worden: “Ich hoffe, Sie fühlen sich hier wie zu Hause”. Ich bedankte mich und ging mit einem guten Gefühl am Abend zu Bett. Franziska musste ich schweren Herzens am Nachmittag verabschieden. Sr. Collette holte sie ab und sie fuhren zu ihrem Einsatzort nach Tumba Jae.
Der Konvent hier in Pandan ist die Zentrale. Hier leben 13 Schwestern und 7 Kandidatinnen, das sind Anwärterinnen. Es ist sehr schön hier, alles wirkt neu und gut durchdacht und schön angelegt. Im Garten wachsen Ananas, Bananen, Mangos und viele andere Früchte. Hier ist alles gut organisiert und hat seine Ordnung. Ich habe schnell gelernt welches Geschirrtuch für welches Geschirr verwendet wird. Alle sind sehr nachsichtig mit mir und helfen jederzeit.
Ich arbeite in der Schule St. Franziskus, das ist eine Grundschule von der 1. bis zur 6. Klasse. Bin jetzt “Guru”, d.h. Lehrer, und helfe Bapa Habiaahn beim PC Unterricht. Die Kinder sind offen, lebhaft und wollen alles von mir wissen. Vor allem die Mädchen. “Ibu Silvia”, rufen sie und oft muss ich nach der Schule sogar Autogramme geben! Danach laufe ich das kurze Stück bis nach Hause und werde von einer Traube Kinder begleitet mit denen ich dann noch ein bisschen plaudere - ein Mix aus Indonesisch/Englisch/Deutsch.
Sonntags gehen wir morgens in die Kirche, es ist ein sehr lebhafter und intensiver Gottesdienst. Es kommen sehr viele Leute, die Kirche ist voll und auch draussen sitzen noch viele Menschen. Alle singen mit, es ist lebhaft und man spürt, auch wenn man es nicht versteht, wie es die Menschen berührt.
Ich bin hier sehr gut aufgenommen worden, fühle mich wohl und warte voll Spannung auf den nächsten Tag.
+++ 17. April 2015 - Franziska Bimminger +++

Nach unserer gemeinsamen Ankunft, flogen Josef und Amelie nach Nias. Silvia und ich fuhren mit dem Auto 12 Stunden nach Pandan, was für uns ein Abenteuer wurde - auch mit Angst verbunden, denn diese Straße ist sehr defekt und schmal und sehr viele LKWs kamen uns entgegen. Aber wir sind gesund in Medan angekommen. Ich habe die Nacht noch im schönen Mutterhaus verbracht, bin dann von Sr. Colette am Samstag abgeholt worden - nochmal vier Stunden Autofahrt nach Tumbajae. Hier wurde ich von Sr. Christine und Sr. Elsa freundlich empfangen, durfte die Räumlichkeiten sehen und war von der langen Reise sehr müde. Die Umstellung zu diesem Klima ist für mich sehr anstrengend. Momentan regnet es jeden Tag, was für diese Jahreszeit nicht üblich ist. Für den Anfang war es schonmal sehr beeindruckend.
+++ 15. April 2015 - Fortsetzung Amelie Krems +++

Punkt 18:00 Uhr war es Nacht und wir hatten direkt Stromausfall. So startete ich mit einer Stirnlampe bewaffnet meine erste Dusche mit Regenwasserbehälter und Schöpfkelle. Neuland! Abenteuer! Der Gottesdienst war toll. Ich verstand zwar nichts, aber es war eine schöne Atmosphäre mit viel Gesang. Ich wurde von vielen Menschen freundlich und interessiert empfangen.
Am nächsten Morgen war um 06:00 Uhr wieder Gottesdienst. Ich hatte noch große Probleme mit der Temperatur klarzukommen. Mir wurde in der Kirche mehrmals schwarz vor Augen und um nicht aufzufallen, versuchte ich mir nichts anmerken zu lassen. Großer Fehler!
Ich wachte auf und schaute in viele besorgte Gesichter, die sich um mich versammelt hatten. Mitten in der Kirche! Sr. Damiana, die anderen Schwestern und viele liebevollen Menschen kümmerten sich rührend um mich. Das Klima hat mir wohl das Bewusstsein geraubt. Ich wurde aufs Zimmer begleitet und bestens versorgt. Nach einigen Stunden Schlaf war alles wieder gut.
Die vier Schwestern haben sich absolut bestens um mein Wohlbefinden gekümmert.
Am Sonntag war direkt ein großes Fest: Ostern, verbunden mit der Taufe von vier Babys. Nach dem Gottesdienst wurde fleißig gefeiert. Viele Menschen aus dem Dorf waren da. Traditionell gab es einen gekochten Schweinekopf zum Essen und es wurde viel getanzt. Ich war schnell mitten im Geschehen, mir wurden die Tänze beigebracht und die Menschen versammelten sich sehr interessiert um mich. Ein toller Tag!
+++ 13. April 2015 - Amelie Krems +++

Wir starteten am 07. April morgens in Neu-Ulm am Bahnhof unsere Reise. Dort wurden wir von unseren Familien und auch teilweise von den Indonesienreisenden vom letzten Jahr rührend verabschiedet. Es lag ein langer Weg vor uns. Erst von München nach Dubai, dann nach Kuala Lumpur und von dort aus nach Medan. Hier wurden wir herzlich von Schwester Evelyn, deren Fahrer, Vera (einer Freundin von Sr. Evelyn) und ihrem Mann empfangen. Ich war sehr müde und schlapp, nach der ewigen Reise von fast zwei Tagen. In Medan hatte uns Sr. Evelyn bereits ein Hotel besorgt, wo wir am späten Abend noch einchecken konnten.
Am nächsten Tag waren wir für alle eine Handykarte besorgen, machten einen Bummel durch ein Einkaufszentrum, besichtigten einen indischen Tempel und waren abends noch traditionell indonesisch Essen.
Am Freitag morgen trennten sich dann unsere Wege. Franziska und Silvia fuhren mit Sr. Evelyn weiter und Josef und ich wurden von Vera zum Flughafen gebracht, wo wir dann mit einem Inlandsflug nach Nias durchstarteten.
Auf Nias holte uns Sr. Anna ab und wir wurden ins Kinderdorf gebracht. Dort machten wir einen Rundgang und wurden von strahlenden Kindergesichtern empfangen. Hier wird also Josef seine nächste Zeit verbringen. Gegen Nachmittag fuhren wir dann nach Tetehösi - mein zukünftiges neues Zuhause. Wir wurden von Sr. Damiana, Sr. Bernhardette, Sr. Felicitas und Sr. Beatrix freundlich durch die Räumlichkeiten geführt: ein traumhaftes Schwesternhaus, die Kirche, Poliklinik, das Haus der Pastoren mit Internat. Ein sehr schönes Anwesen mit Papaya- und Bananenbäumen (Palmen), Orchideen und vielen anderen tollen Pflanzen.
Die Hitze war extrem auf Nias... nochmals wesentlich heftiger als es mir in Medan vorkam. Mein Zimmer war mit Blumen und einem deutschen Willkommensgruß geschmückt. Ich sollte mich duschen und dann zum Gottesdienst erscheinen.
[...wie es weitergeht, erfahren Sie in den nächsten Tagen]
+++ 11. April 2015 - Josef Maier +++

Es ist hier sehr schön; ja es ist ein kleines Paradies. Die vielen und neuen Eindrücke erschlagen einen ganz, dazu kommt die Zeitumstellung und das tropische Klima. Es braucht eine ganze Weile bis man die ganzen Eindrücke verarbeiten kann und seinen Rhythmus wieder findet.
Der Tag ist bei mir voll ausgefüllt mit "Mitbeten" (Beginn zwischen 5:30 und 6:30Uhr), mit "Mitarbeiten" (morgens arbeite ich in der Schreinerei und am Nachmittag, sowie am Abend arbeite ich auf der Gruppe Klara - auf der 14 Jungs im Alter zwischen 13 und 17Jahren leben - mit.) das "Mitleben" ergibt sich hiermit ganz automatisch.
Man wird hier von allen sehr herzlich aufgenommen, sei es von den Schwestern, den Mitarbeiter und vor allem den Kindern und Jugendlichen. Wenn ich etwas nicht verstehe sind alle recht verständnisvoll und geduldig. Das entschädigt natürlich die ganzen Strapazen der langen Anreise:
Amelie und ich kamen sehr gut auf der Insel Nias an. Sr. Anna und Pak Raimund holten uns am Flughafen ab. Es war eine sehr freundliche und herzliche Begrüßung, so als kenne man sich schon sehr lange. Nach ca. 20-minütiger Fahrt kamen wir im Kinderdorf St. Antonius an. Entlang der Einfahrt zum Kinderdorf kündeten noch bunte Fahnen das Osterfest an. Viele Kinder kamen um uns zu sehen und ihren Gruß zu bringen, der für mich als Deutscher besonders rührend ist. Sie legen zum Salam (Gruß) ihre Hand in die des Gastes und führen diese dann ganz zart an ihre Wange oder ihre Stirn. Danach lassen Sie meine Hand wieder los und führen ihre Hand an ihr Herz. Eine sehr berührende Geste.
Ja ich konnte richtig spüren dass ich erwartet wurde.
+++09. April 2015 Ankunft+++

Es ist schon wieder soweit; vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden nach Indonesien zu den Franziskanerinnen von Reute entsendet. Für Franziska Bimminger, Amelie Krems, Silvia Jaschusch und Josef Maier heißt es nun "8 Wochen Mitleben - Mitbeten - Mitarbeiten". Sie wurden herzlich empfangen und zu ihren Einsatzorten gebracht. Seien Sie gespannt auf erlebnisreiche Berichte.
+++ Das war 2014 +++
+++ 15. Juli 2014 - Irmgard Schuhmacher-Hänle +++

Die letzten Tage hier sind angebrochen.
Es ist Zeit von vielem was mir ans Herz gewachsen ist, Abschied zu nehmen. Aber es gibt auch manches, das ich gerne hinter mir lasse.
Die unendlich vielen Eindrücke der Lebensweise hier auf Nias werden sicher noch lange nachwirken.
Besonders schön war auch, dass wir alle vier das Jubiläum, 50 Jahre Missionen in Indonesien, in Padan mitfeiern durften.
Schon die 9 Stunden Anreise per Fähre waren aufregend. Das ganze Schiff voller Menschen, Waren, Tiere, Gepäck, Fahrzeuge. Die meisten Fahrgäste übernachten in einer Massenunterkunft. Das heißt 200 Leute in einem Raum, unerträglich heiß, stickig, eng, 2 Toiletten.
Wie sollten wir diese Nacht überstehen?? ABER! Auch hier sind Beziehungen viel wert. Wir konnten über Nacht eine Kabine von Bediensteten des Schiffes, gegen einen "schwarzen" Obulus, belegen. Welch ein Luxus! Obwohl es nur 2 Betten für 3 Leute gab, der Gestank der Durian, der uns unerträglich umgab, von abends bis morgens dröhnte Maschinenlärm und die heiße Luft stand wie eine Wand im Raum. Viel schwitzen war angesagt!
Das Fest selber, das sich vom Morgen bis in den Spätnachmittag zog, war richtig gut organisiert. Nur der Wettergott meinte in den ersten Stunden Regen schicken zu müssen. Die Ansprachen waren kurz gehalten, einige wurden auf deutsch übersetzt. Schwester Paulins Ansprache auf Bahasa Indonesia. Nach einem schönen, feierlich gestalteten Gottesdienst gab es Tänze, Musik und Gesänge nach Adat Tradition.
Zum Festessen im Freien lachte die Sonne schon wieder. Die Gäste verspeisten mit gutem Appetit Fisch, Ragout vom Wasserbüffel, Gemüse, Obst, süße Snaks und natürlich Nasi.
Ich hatte das Vergnügen mit der Fähre heimzukehren, während meine 3 Kollegen die Rückreise mit dem Flieger vorzogen.
Nach diesen 8 Wochen "Mitleben, Mitbeten, Mitarbeiten", freue ich mich auf unsere bevorstehende Reise, die uns neue und sicher interesseante Erlebnisse bringen wird.
+++14. Juli 2014 - Nadine Häusle+++

Die Macht der schwarzen Magie und der Geister spielen in Indonesien auch eine große Rolle. Diese Geister beherrschen die Menschen und ihr Denken.
So war es auch bei einem zehnjährigen Mädchen aus der Gemeinde, das an Malaria erkrankt war. Yiska kam mit Bauchweh und Fieber in die Polyklinik. Mit Medikamenten versorgt ging sie wieder nach Hause. Eine Woche später kam der Vater, um den Pastor zum Beten zu holen, da es ihr sehr schlecht ging. Sr. Ingeborg begleitete den Pastor um ihr vielleicht noch medizinisch helfen zu können. Sie fand das Mädchen ganz fiebrig vor. Yiska konnte kaum noch sprechen, war völlig ausgetrocknet und brauchte dringend eine Infusion. Aber der Vater verweigerte sie ..."er überlege es sich bis morgen"! Gutes zureden, drängen und ermahnen brachte nichts.
Mit dem Wissen, dass es um das Mädchen nicht gut stand; kam Sr. Ingeborg, macht- und hilflos wieder zurück. Am nächsten Tag ist Yiska gestorben.
Letztendlich kam heraus, dass der Großvater -ein Dukun (Medizinmann)- die Infusion bzw. das Stechen mit Nadeln verboten hatte. Die Krankheit käme von außen, von den Geistern. Wenn man sie mit Nadeln stechen, und es nicht von alleine oder durch natürliche Mittel heilen würde, würde das Mädchen sterben.
Der Großvater ist der Ranghöhere und hat das Sagen, daher traut sich keiner ihm zu widersprechen.
Trauer, Schock und Fassungslosigkeit überlagerte uns, dass so ein junges Mädchen unnötig sterben musste.
Bei meinem ersten Sonntags-Gottesdienst auf Tello stand Yiska vor voller Kirche und hat den Gesang dirigiert. Wirklich beeindruckend für ein zehnjähriges Kind.
Einige Tage später durfte ich mit, um Yiska nach "Adat-Tradition" zu verabschieden. Die Familie hat in ihr Haus eingeladen. Ca. 50 Männer, Frauen und Kinder saßen in das Wohnzimmer gedrängt auf dem Boden. Wer keinen Platz mehr hatte, saß vor dem Haus. Mittendrin hielt der Pastor mit seinem Tischaltar den Gottesdienst. Anschließend gabs für alle noch zu Essen. Für solche Anlässe wird immer extra ein Schwein geschlachtet ...und wieder einmal stand ein halber Schweinskopf inklusive Luftröhre vor mir.
Verschiedene Gefühle und Gedanken über diese Geschichte begleiteten mich eine ganze Zeit lang....
Die letzten Tage meines Einsatzes verbringe ich bei Irmgard im Kinderdorf auf Nias. Ganz anders als meine bisherige Arbeit, freue ich mich über die Abwechslung und genieße die kleinen Babys. Füttern, Wickeln, Baden... es gibt immer etwas zu tun.
Meine Zeit auf Tello...
Trotz vieler Höhen und Tiefen habe ich die Zeit hier sehr genossen. Im Paradies zu leben und zu arbeiten, eine ganz andere Kultur und Lebensweise kennenzulernen, und das in dieser Intensität, ist definitiv etwas besonderes!!
Auch durfte ich den "Engel von Tello" kennenlernen. Sr. Ingeborg ist eine ganz besondere Frau. Wie sie ihre Berufung und das Leben in Indonesien lebt, hat mich total fasziniert. Wir waren ein gutes Team und ich hab viel von ihr gelernt. Und ich hoffe, dass ich "die Scheiben die ich mir von ihr abgeschnitten habe", gut in mein weiteres Leben einfügen kann.
Ich danke dem lieben Gott für eine spannende, erlebnisreiche Zeit, bei der ich mit Sicherheit auch an meine Grenzen gekommen, und "mit mir selber in Berührung gekommen bin", so die Ankündigung von Sr. Paulin...
+++ 9. Juli 2014 - Theodor Böhringer +++

Sr. Colette in Tumbajae ist sehr akkurat und sorgt, dass es allen gut geht. Sie sagte zu mir, ich solle doch mit der Frau unseres Mitarbeiters und ihrer Schulklasse mit zum Schulausflug ans Meer fahren. Es sind vielleicht 20km. Da sagt man doch sofort zu.
Die Schüler waren mit dem Bus schon unterwegs und die Lehrer und ich folgten ihnen mit drei Motorrädern. Mit den Zweirädern konnten wir eine Abkürzung durch die riesigen, kilometerweiten und ökologisch umstrittenen Ölplantagen, sie nennt man hier Kelaposowit, durchfahren.
Nach Ankunft war erst einmal Angeln, im Sumpfgebiet hinter dem Strand, angesagt. Da bissen jedoch nur Fische so groß wie Ölsardinen an - die wurden sofort wieder ins Wasser geworfen.
Die Lehrer haben schon Feuer gemacht und die mitgebrachten Fische gegrillt. Ein sehr ungezwungener Tag für die zwölfjährigen Schüler: angeln, Fisch essen, Spiele und Baden.
Bei der Heimfahrt wurde mir erst klar, wie viele Schüler in so einem kleinen Bus Platz haben. Die Sitzordnung war klar: Mädchen im Fahrgastraum, Buben aufs Dach. Bevor er losfuhr, durfte ich noch Probesitzen.
+++ 8. Juli 2014 - Margot Müller+++

Am Freitag sind wir mit einer kleinen Maschine von Nias nach Tello geflogen. D.h. die Landebahn ist auf einer kleinen Nebeninsel. Gesamt sind es die Batuinseln. Mit einem Motorboot des dortigen Pfarrers sind wir auf die Insel Tello gebracht worden, wo wir von Sr. Ingeborg herzlich begrüßt wurden. Nadine und Sr. Ingeborg hatten für uns einen herrlichen Gewürzkuchen gebacken.
Am Samstag machten wir zusammen eine Inselrundfahrt. Die Strecke ist ungefähr 14km lang. Entlang dieses Weges wird man mit sagenhaften Stränden belohnt. Außer dem Hauptort gibt es nicht viel Ansiedlung. Einsame Strände und Kokospalmenwälder. Zum Mittagessen sind wir pünktlich zurück gekommen. Wir kochten uns Lasagne - was die Indonesier nicht besonders mögen; der Reis fehlt!
Am Nachmittag wurden wir vom Pfarrer auf eine Nebeninsel zum Baden gefahren. Ein Traumstrand mit türkisblauem, klarem Wasser.
Am Sonntag war ein Festgottesdienst zur Verabschiedung des Pfarrers. Nach dem Gottesdienst wurde indonesisch gefeiert. In einem Gemeindehaus wurde am Boden sitzend zu Mittag gegessen. Es gab Suppe mit Schweinefleischeinlage, dann Reis und Schweinesiedfleisch. Für diesen Anlass wurde ein Schwein geschlachtet. Wichtig dabei ist auch, dass der Schweinskopf mit auf den "Tisch" kommt. Dann wurde gesungen, getanzt und Dankesreden gehalten. Am späteren Nachmittag setzte Regen ein und wir mussten unseren Ausflug auf die " Bago Insel" leider ausfallen lassen.
Am Montag Morgen sind wir wieder zurück nach Nias. Nadine wird nun bis nächste Woche bei uns bleiben.
Das war ein wunderschönes Wochenende.
+++26. Juni 2014 Fortsetzung - Theodor Böhringer+++

Nun ging die Fahrt im Ambulanzfahrzeug mit dem regungslosen Marito weiter zu den empfohlenen Medizinmännern. Dort angekommen wurde er vor dessen Haus mitten im Dorf auf einen Tisch gelegt. Der erste Heiler ließ den Rauch einer Zigarette über seinem Kopf kreisen, sprach mit ihm ununterbrochen und wusch ihn anschließend mit dem Saft einer besonders duftenden Zitronensorte ab.
Obwohl der Heiler Marito nicht kannte, hat er gesprochen, seine Mutter solle zu ihm zurückkehren. (Marito lebt bei seinen Großeltern, weil sich seine Eltern getrennt haben). Des Weiteren sprach er bei diesem Prozess, an seinem Unfallort steht ein Baumstumpf, dort ist einmal ein Kind gestorben und dieses verstorbene Kind wartet hier auf Marito, weil es einsam ist und einen Spielkameraden sucht.
Der nächste Heiler war ein Muslim und hat mit ihm lange gebetet. Als letztes kam ein Medizinmann an den Tisch, der Marito mit der Kraft von verschiedenen Steinen behandelte. Marito ist jetzt zuhause, er wohnt gerade mal 500m von der Poliklinik entfernt. Er liegt da, schaut mit großen Augen unkontrolliert ins Leere, und weint oft. Er kommt immer wieder in die Polyklinik, bekommt eine Infusion und eiweißhaltiges Essen, weil hier bei vielen Familien fast nur Reis und kaum Gemüse gegessen wird. Nach weiteren zwei Wochen machten seine Bewegungen Fortschritte. Einen Monat nach dem Unfall kann Marito einige Schritte gehen. Das macht viel Hoffnung. Marito kann sein Gegenüber manchmal wahrnehmen - ganz selten lacht er, wenn man mit ihm spricht. Sein Blick und seine Kopfhaltung wirken sehr unkontrolliert und ein leises Weinen kommt oft dazu. Seine körperliche Genesung macht gute Fortschritte. Es ist aber anzunehmen, dass eine starke Hirnschädigung vorliegt, und dazu gibt es hier keine therapeutischen Möglichkeiten.
Es gibt in der Klinik auch viele schöne Momente. Wenn von Patienten unbehandelte oder schlecht versorgte und eiternde Wunden ausgewaschen werden können und zuheilen. Oder ein durch ein Insektenstich entstandenes Wundmal von Sr. Colette geöffnet wird und von 25 Würmern befreit werden kann. Und das Wundmal wird immer kleiner und wächst vielleicht einmal ganz zu.
Mein Tagesablauf ist hier schon zur Routine geworden. In der Kirche nebenan ist um sechs immer Morgenandacht. Um 6.30 Uhr frühstücke ich mit den Schwestern. Dann gibt es immer irgendwelche haustechnischen Dinge abzuarbeiten. Die hauseigene Wasserversorgung mit zwei Brunnen, das Dieselaggregat, sorgt immer wieder für Überraschungen. Der Strom fällt fast jeden Tag einmal aus, manchmal den ganzen Tag. Wenn auf der Station mal nichts zu tun ist, dann baue ich aus Stahlrohren Handtuchtrockner für das Asrama, das ist ein Mädchenwohnheim, das auch zu der Station gehört. Die Bewohner und die Schwestern finden diese praktisch.
Pastor Albert oder Pastor Alfonso begleite ich jeden Sonntag mit der Honda zu einem anderen Gottesdienst. Sie betreuen 34 Stationen und zurzeit ist jeden Sonntag irgendwo Weißer Sonntag. So vergehen die acht Wochen wie im Fluge und dann gibt es ganz sicher wieder in Deutschland für uns vier Reisenden etwas zu tun.
+++26. Juni 2014 - Theodor Böhringer+++

Der Weg nach Tumbajae führt über holprige Straßen und ist bergig, oft kann man nur Schritttempo fahren. Ein Straßendorf gleicht dem anderen und es gibt keine Wegweiser oder Ortsschilder, das gibt es nur in Städten. Die Menschen leben vom Reisanbau, vom Kautschuk Stechen oder arbeiten auf den Palmölplantagen, wenn sie nicht in örtlichen Dienstleistungen oder im Handel tätig sind. Der Ort besteht weitgehend aus einfachen Holzhäuser, er wird vielleicht 1000 Einwohner haben, ein Auto hat hier niemand, aber ein Einzylinder Honda Motorrad mit etwa 15 PS steht fast vor jedem Haus.
Mein Ansprechpartner ist hier Sr. Colette. Sie ist schon seit dreißig Jahre in Indonesien und hat auf der Station, ein stattliches Anwesen, alles im Griff. Meine Aufgabe ist die Zusammenarbeit mit dem Technischen Hausangestellten und Ambulanzfahrer Herrn Graessia. Ich habe auch Gelegenheit mit ihm mitzufahren, oder in die Polyklinik zu gehen und Sr. Colette bei ihrer Arbeit über die Schultern zu schauen.
Einen Patienten habe ich ganz besonders erlebt, weil sein Schicksal so gravierend ist. Marito, elf Jahre alt, dünn, ja fast unterernährt wurde zu Sr. Colette bewusstlos und mit 40° Fieber in die Klinik gebracht. Er war mit anderen Kindern auf dem Bolzplatz und hatte einen Unfall, den niemand schildern konnte oder wollte. Er hatte keine äußerlichen Verletzungen.
Weil Marito als mittellos bzw. arm eingestuft ist und somit kein Selbstzahler ist, hat er in Indonesien trotzdem Anspruch auf eine Mindestbehandlung. So organisierte Sr. Colette umgehend nach einer Erstbehandlung hier in ihrer Polyklinik eine Aufnahme in das nächstgelegene Krankenhaus, das ist Pandan, 95km weit und mehr als 3 Stunden zu fahren. Dort wurde ein CT durchgeführt und er war eine Woche auf Intensivstation. Diagnose: Es konnte nichts festgestellt werden. Hiermit sind die Leistungen vom Staat abgegolten, das heißt, er ist sich jetzt selbst überlassen bzw. wird seinen Angehörigen übergeben.
Am nächsten Tag fuhren wir mit Marito zu einem Medizinmann. Ich würde ihn mal Chiropraktiker nennen. Er ist Spezialist für Wirbelsäule und Knochen, er hat hohes Ansehen in der Region. Sein Praxisraum ist ein großes, leeres Zimmer, in dem nur eine kleine Flasche mit Öl auf dem Boden steht. Mit Hilfe diesem Öl tastete er Marito auf dem Boden liegend von der Kopfhaut bis zu den Zehen ab und konnte keine Wirbel- oder Knochenverletzungen feststellen. Er sagte, Marito ist von einem Geist, der vom Meer kommt, besessen. Und verwies uns zu anderen Medizinmännern, um diesen Geist auszutreiben.
+++23. Juni 2014 - Margot Müller+++

An das Klima habe ich mich schnell gewöhnt, jedoch schwitzt man hier bereits beim Nichtstun. Auch die Indonesier finden es heiß, panas heißt es hier. Die Sprache lerne ich auch langsam; anfangs war es total schwierig mich zu verständigen. Hier spricht niemand so richtig deutsch. Oft verständige ich mich mit aneinander gereihten Wörtern. Aber das gibt hin und wieder Missverständnisse.
Da ich mit meinen Tätigkeiten, die ich in Deutschland verrichte hier nichts anfangen kann, arbeite ich im Garten oder schleife Stühle ab und lasiere sie. Brot habe ich hier auch schon gebacken. Roti gibt es auf unserer Station immer sonntags und an Feiertagen.
Nächste Woche ist Peter und Paul mit Kirchenpatrozinium. Dies wird hier sehr lebendig zelebriert und dauert bis zu drei Stunden.
Die WM könnte man hier auch verfolgen. Allerdings nur wenn Strom vorhanden ist und dann ist noch zu bedenken, dass die Uhren hier fünf Stunden später schlagen. Ich habe aber bisher noch kein Spiel angeschaut.
+++18. Juni Fortsetzung 2014 - Nadine Häusle+++

Ramadans Mutter war kürzlich erst an Tuberkulose gestorben. Er und seine jüngeren Geschwister leben jetzt bei der Familie der ältesten Schwester. Außer sein kleiner Bruder, mit 10 Jahren, fühlt sich keiner so richtig verantwortlich für ihn. Dieser kleine Junge wechselt auch an den Wochenenden die Verbände, eine ziemlich große Verantwortung für ein Kind.
Ramadan hat zwar einen Rollstuhl, aber in den nicht behindertengerechten Hütten ist auch das ein Problem.
Einige Tage später kam Watrimann aus der Reha wieder nach Tello zurück. Auch ein junger Mann, der die Warnungen und Verbote seiner Mutter, zu Tauchen, nicht beachtete. Auch er hat eine spastische Lähmung der Beine und die Reha war ziemlich erfolglos. Mit einem Gehbock versorgt kann er sich wenigstens einigermaßen in der Hütte bewegen.
Die Zukunftsaussichten sind für beide eher schlecht. Arbeiten und Geld verdienen wird keiner können und die Wahrscheinlichkeit zu heiraten und eine Familie zu gründen ist auch nicht gegeben.
Trotz der schlimmen Schicksale werden die jungen Männer weiterhin diesem gefährlichen Job nachgehen. Die Verlockung, gutes Geld zu verdienen ist einfach zu groß.
Bei mir bleibt ein Gefühl der Unzufriedenheit ...etwas Gutes angefangen zu haben, durch die Umstände nicht mehr weitermachen zu können und vor allem es nicht abschließen zu können... Der besagte Tropfen auf den heißen Stein.
+++18. Juni 2014 - Nadine Häusle+++

hier kommt der nächste Bericht von der Insel Tello:
Das Tauchen, ohne die dafür benötigte Ausrüstung und die vielen damit zusammenhängenden Tauchunfälle, stellen hier in Indonesien ein großes Problem dar: junge Männer gehen oft nur mit einem langen Schlauch in die Tiefe und suchen nach Seegurken; einer angeblichen Delikatesse, die dann teuer nach Singapur verkauft wird.
Durch zu schnelles Auftauchen, aufgrund verschiedener Gefahren, z.B. Haie, wird das Gehirn mit zu wenig Sauerstoff versorgt und Lähmungen sind die Folge.
Als ich hier in Indonesien ankam, erwartete mich bereits einer dieser Fälle. Ramadan, 27 Jahre alt, wurde erst kurz davor von einem Ärzteteam aus Neuseeland in seiner Hütte gefunden. 8 Monate lag er bereits unversorgt auf seinen sehr großen, tiefen Dekubitusstellen. Sein Zustand war nicht gut - lange hätte er wahrscheinlich nicht mehr gelebt. Auch Physiotherapie für seine gelähmten Beine hatte er bisher nicht bekommen. Das war nun meine Aufgabe. Eine nicht ganz leichte... In einer heißen Holzhütte, auf dem Boden, ohne Hilfsmittel und dann noch mit den vorhandenen Sprachproblemen, zu behandeln, war eine echte Herausforderung!
Langsam fasste er Vertrauen zu mir und die Therapie tat ihm trotz Schmerzen gut. Seit der Abreise des ausländischen Ärzteteams fahren Sr. Ingeborg und ich nun fast täglich zu ihm, versorgen und behandeln ihn. Die offenen Dekubitusstellen haben sich schon deutlich verkleinert. Auch eine nicht ganz leichte Aufgabe war, der Familie bewusst zu machen, wie wichtig es ist, die Wunden sauber zu halten und regelmäßig einen Lagewechsel vorzunehmen.
[...wie diese Geschichte weitergeht, erfahren Sie hier bald.]
+++10. Juni 2014 - Irmgard Schuhmacher-Hänle+++

Gerade wollte ich einen Bericht schreiben: schwupp ist der Strom schon wieder weg - "mati lampu" heißt es dann. Gestern gab's auch kein Wasser. Sich den Schweiß abspülen musste verschoben werden und Schweiß - das lieben die Moskitos.
Also nun bei Kerzenlicht: Ich bin im "rumah anak" (Kinderhaus) in Hiliweto/Nias tätig. Die Kinder hier sind wie alle Kinder; lebhaft, neugierig, lustig, schreiend, hungrig und ständig sind die Stoffwindeln voll.
Besonders berührt haben mich 2 Hausbesuche, zu denen ich die Schwestern begleiten durfte.
Wir haben nach einer Frau und ihrem 9 Monate alten Kind gesehen. Sie wurde als Waisenkind von ihrer Oma misshandelt und hat seither eine steife HWS. Weil ihr die Versorgung des Babys nicht zugetraut wurde, kam das Kind gegen ihren Willen ins "rumah anak". Nach dem Verlust der Mutter hat sich das Kind tagelang heißer geschrien. Die Schwestern regierten schnell und brachten das Baby wieder zu seiner Mutter zurück. Beim Hausbesuch erlebten wir ein gut versorgtes, zufriedenes, munteres Kind. Die Frau selber erschien mir sehr mager aber auch als glückliche Mutter. Das mitgebrachte Milchpulver und einen Sack Reis nahm sie mit dankbarer Geste an. Das Einkommen dieser Familie besteht aus dem was ihr blinder Mann auf den Märkten erbetteln kann.

Dann gings zu einem ehemaligen Kinderdorfmädchen, das jetzt wieder beim Vater und ihren "Saudara" (Geschwistern) lebt. Die Mutter ist bei der Geburt dieses Mädchens gestorben. Auf einem Fußpfad durch die Reisfelder gelangten wir zum Haus. Ein einfaches Holzhaus, 2 Zimmer, Küche mit offenem Feuer, kein Waschraum und kein Klo. Das kleine und große Geschäft wird hinter dem Haus bei den Schweinen erledigt. Das kostet Überwindung.
Die Freude über den Besuch ihrer ehemaligen Bezugspersonen war riesig. Das mitgebrachte Proviant schmeckte allen. Nach Zustimmung des Vaters durfte das Mädchen für ein paar Tage mit in ihre alte Heimat. Ganz schnell packte sie ihre wenigen Sachen zusammen. Ihre Augen strahlten vor Glück. Zum Dank bekamen wir eines der wenigen Hühner mit. Auf dem Rückweg bekam ich das an den Beinen zusammengebundene, stinkende Huhn in die Hand gedrückt, welches verzweifelt nach mir pickte.
Tage später kam das Huhn bei uns auf den Tisch.
+++5. Juni 2014 Fortsetzung - Nadine Häusle+++

...auf der zweiten Station, dem Dorf Sifahuruasie, waren wir mit unserer mobilen Klinik im Haus des Lektors untergebracht. Ein Haus voller tuberkulosekranker, hustender Menschen.
Abends gab es noch Open- Air Kino, auf der vom Pastor mitgebrachten Leinwand. Auch wurde extra für uns ein Schwein geschlachtet, und inklusive Haut und Schwarte serviert. Ich bevorzugte dann doch lieber nur den trockenen Reis zu essen.
Wegen der Infektionsgefahr immer ein flaues Gefühl im Magen, verbrachte ich eine unruhige Nacht, und dieses mal mussten wir auch auf dem Boden schlafen.
Für den Sonntag Morgen war eigentlich eine Trauung vorgesehen. Den Bräutigam brachten wir dafür extra von der anderen Insel mit.
Von den Eltern der Braut fehlte aber noch die Erlaubnis, da das traditionelle "Adat-Fest", normalerweise immer vor der kirchlichen Trauung stattfindet, und dieses aber erst ein paar Tage später geplant war. Nach langem hin und her und vielen Diskussionen brachten wir dann denn Bräutigam unvollrichteter Dinge wieder zurück auf seine Insel... zur Strafe soll die kirchliche Trauung nun erst ein Jahr später stattfinden.
Mit Ärger und Unverständnis über den Stellenwert von Tradition und Religion traten wir dann die Heimreise an.
Wirklich erleichtert und trotzdem dankbar für die vielen Eindrücke und Erfahrungen, kam ich wieder zurück in mein momentanes "Zuhause" ...Tello...
+++5. Juni 2014 - Nadine Häusle+++

Gerade kommen wir zurück von 3 Tagen Stationsbesuch. Das heißt: medizinische und seelsorgerische Versorgung von Menschen auf abgelegenen Inseln.
Ein klein wenig Bauchweh hat mir diese Tournee im Voraus schon bereitet, da Übernachtungsmöglichkeit und das Vorhandensein von Toilette und Dusche immer unklar ist...
Mit Axolus, unserem kleinen Boot, haben wir uns also auf den Weg gemacht. "Makole" hieß die erste Insel, da das eigentliche Ziel, wegen zu großer Wellen nicht anzufahren war.
Ein paar Inselbewohner, vor allem Kinder haben uns am Strand empfangen, um die Kisten mit Medikamenten ins Dorf zu schaffen.
Kaum servierte uns die Familie, die uns ihr Wohnzimmer als Untersuchungszimmer zur Verfügung stellte, Kaffee, strömten auch schon die ersten Dorfbewohner ein. Viele Kranke, aber auch einige nur zur Unterhaltung. Nach der Reihe kamen nun kranke Kinder, fast alle haben Fieber und Husten. Viele Patienten mit Magen- und Kopfschmerzen - was aber auch kein Wunder ist bei dem Kaffeekonsum; Wasser trinken sie so gut wie nicht! Ein paar entzündete Wunden und verstopfte Ohren waren auch zu behandeln. In drei Stunden liefen etwa 40 Patienten durch. Zu guter Letzt hieß es, im Haus gegenüber sei noch eine sterbende Frau. Als wir ins Haus kamen, erwartete uns eine ganze Menge von Leuten, die um eine 25 Jahre junge Frau herumsaßen um ihr die letzte Ehre zu erweisen. Schwer atmend und nur noch aus Haut und Knochen, blickten mich zwei große braune Augen an. Da musste ich schon kurz schlucken.
Nach einer kurzen Untersuchung entschieden Sr. Ingeborg und ich, ihr wenigstens zur Erleichterung noch eine Infusion zu geben. Dann half nur noch beten, dass sie bald von ihrem Leiden erlöst wird. Als vier Stunden später dann die Erlösung kam, wurde die Frau auf bunten Tüchern, schön geschminkt und frisiert, auf dem Totenbett gebettet. Die ganze Nacht sowie am folgenden Tag waren viele Dorfbewohner im Haus versammelt, spielten Karten und hielten Totenwache.
Zum Schlafen überließ uns die Familie das Ehebett. Auch die dortige Badekammer durften wir mit benutzen. Mit dem Klogang erwies es sich allerdings etwas schwieriger... Toiletten gibt es dort nicht. Das kleine Geschäft kann man in der Badekammer machen, das große im Wald, und da lauern schon grunzende Schweine auf die Hinterlassenschaft... oh mein Gott!! Ja, der liebe Gott war in diesen Tagen sehr oft mein Gesprächspartner...
Bevor es am Morgen weiter auf die nächste Insel ging, hielt unser Pastor noch einen Gottesdienst und taufte ein Kind.
+++27. Mai 2014 - Theo Böhringer und Nadine Häusle+++

Theo kam erst nach 13 Stunden Autofahrt in Sibolga an und erst am nächsten Tag ging es weiter nach Tumbajai. Er ist dort Hausmeister und begleitet Sr. Colette, z. Bsp. zu Geistheiler und Medizinmänner.
Nadine hat auf Tello wohl den schönsten Einsatzort, was die Aussicht angeht. Sie berichtet uns von einem jungen Mann, der seit einem Tauchunfall gelähmt ist und schlimme Dekubiten hat; Löcher in Rücken und Oberschenkel. Sie behandelt ihn physiotherapeutisch. Sie hat einen wunderschönen Gebetsplatz draussen mit Blick zum Meer.
Die Indonesiengruppe ist über Whatsapp verbunden - so ist keiner richtig alleine. Sofern Strom vorhanden können wir uns verständigen.
+++25. Mai 2014 - Irmgard Schuhmacher-Hänle+++

Im Kinderdorf in Hiliweto ist immer etwas los. Die Schulkinder hatten diese Woche frei, so konnte ich während des Tages immer wieder, was meine Sprachkenntnisse hergaben, mit den Kindern in Kontakt kommen. Sie sind sehr offen, neugierig und hilfsbereit. Es gibt hier 4 Kinderhäuser mit jeweils 10-12 Kindern unterschiedlichen Alters, die wie in Familien leben. Die Kinder müssen schon viel Verantwortung übernehmen, dadurch sind sie sehr selbständig. Es gibt noch ein Bubenasrama mit ca. 15 Jungs ab 13 bis 18, die ihren Haushalt grösstenteils selber regeln. Da würden unsere Kinder in Deutschland grosse Augen machen. Im Babyhaus sind derzeit 15 Babies und Kleinkinder bis ca. 16 Monate. Sie werden dort unter Sr. Hildegards und Sr. Henrikas Anleitung optimal versorgt. Ein Zwillingspärchen mit 2 Wochen (1500 und 2000 Gramm) sind die Jüngsten. Füttern, wickeln, baden, spielen und aufräumen sind meine derzeitigen Aufgaben. Die Gebetszeiten sind hier wie bei Margot. Die Kinder singen dabei aus voller Kehle mit und können alle Lieder auswendig. Überhaupt singen die Menschen hier sehr gerne und haben super Stimmen. Es gibt eben sonst nicht so viel Abwechslung.
Auf Wunsch der Schwestern sollen Margot und ich nicht alleine unterwegs sein. Wir sind hier fast die einzigen Europäer.
+++23. Mai 2014 - Margot Müller+++

Auf Nias schlug uns tropische Luft entgegen. Sr. Hildegard und Sr. Anna erwarteten uns schon. Wir fuhren nach Hiliweto. Dort bekamen wir Mittagessen bei den Schwestern sowie anschliessend eine Führung durch das Kinderdorf.
Dann ging es weiter nach Tetehoesi, da verabschiedete ich mich von Nadine und Irmgard... traurig. Sie fuhren zurück und ich wurde von Sr. Damiana in die Poliklinik und Entbindungsstation eingewiesen.
Ausserdem darf ich mit Sr. Florentina morgens mit in den Kindergarten. Dort sind 75 Kinder in 3 Gruppen untergebracht. Es wird viel gesungen und getanzt. Sie lernen schon die Buchstaben und Ziffern. Meistens ist der Kindergarten schon um 11:00 Uhr aus. Nachdem wir aufgeräumt und geputzt haben, darf ich nach Hause. Die Mittagspause geht bis 14:30 Uhr. Ab 14:30 Uhr bis 17:00 Uhr bin ich dann in der Poliklinik.
Einer Geburt durfte ich auch schon zuschauen.
Die Gebetszeiten sind morgens um 6:00 Uhr und abends um 18:00 Uhr. Zusätzlich gibt es 3 mal die Woche nebenan einen Gottesdienst in der Kirche.
+++19. Mai 2014 - Ankunft+++
Nachdem wir herzlich am Bahnhof in Ulm verabschiedet wurden, fuhren wir frohgelaunt nach Frankfurt. Einchecken war easy und wir hatten genügend Zeit.
Abflug war pünktlich um 22:00 Uhr, Ankunft in Singapur 16:00 Uhr Ortszeit. Die Singapur Airline ist super gut.
In Singapur begann das Asienabenteuer.
Um 18:30 Uhr ging es weiter nach Medan. Ankunft in Medan 19:30 Uhr. Sr. Evelyn und Sr. Alexia holten uns am Flughafen ab. Sie hatten 2 große Autos, eine Nachbarin und einen Fahrer dabei. Voll luxuriös.
Bei Sr. Evelyn wurden wir gut untergebracht; ein Mädchenzimmer und ein Zimmer für Theo.
Montag Morgen ging Sr. Evelyn mit uns SIM-Karten kaufen, wir waren gut umsorgt. Auch und vor allem sprachlich!
Mittags sind wir mit Sr. Evelyn und ihrer Nachbarin fein essen gegangen und sie zeigten uns die Stadt, z. B. einen buddhistischen Tempel.
Abends besprachen wir mit Sr. Evelyn den weiteren Ablauf.
Am Dienstag, den 20.05., nachdem wir uns von Theo verabschieden mussten, fuhren wir frühmorgens mit dem Taxi zum Flughafen. Da war das Einchecken probelmatischer, vor allem wegen des Übergepäcks: 1 Kilo mehr als die erlaubten 10 Kilo kostet 22.000 Rp. Nach langer langer langer Zeit ging es dann los.
+++Am 17. Mai 2014 geht's los+++

Margot Müller, Irmgard Schuhmacher-Hänle, Theodor Böhringer und Nadine Häusle (von links nach rechts) werden für 8 Wochen nach Indonesien entsendet.
Am 17.05. geht es los. Alle vier fliegen gemeinsam. In Medan trennen sich dann die Wege. Der Einsatzort von Theodor Böhringer wird Tumba Jae/Sumatra sein. Nadine Häusle wird auf der Insel Tello beschäftigt sein. Margot Müller (Tetehösi) und Irmgard Schuhmacher-Hänle (Hiliweto) werden beide auf der Insel Nias leben