Schließen Menü
25.11.2004
WfbM Biberach

Bio-Weihnachtssterne der Heggbacher Einrichtungen

BIBERACH - Weihnachtssterne gehören zum Advent wie Plätzchen und stimmungsvolle Musik. In der Gärtnerei der Werkstatt für behinderte Menschen in Biberach beginnt die Produktion der ursprünglich aus Mexiko stammenden Pflanzen jedes Jahr bereits im Juni. Derzeit warten in den Gewächshäusern der Heggbacher Einrichtungen 20.000 Pflanzen mit 5 - 90 Zentimetern Durchmesser auf ihre Abnehmer. Das Besondere: Die Weihnachtssterne der WfbM Biberach sind ganz ohne chemischen Keule kultiviert und daher in der Wohnung völlig rückstandsfrei.

Renate Künast, Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft kündigte im Oktober mit ihrem Reduktionsprogramm chemischer Pflanzenschutz an, künftig den natürlichen Pflanzenschutz voranzutreiben. Erich Lehr, Gärtnermeister und Abteilungsleiter der WfbM-Gärtnerei in der Rindenmooser Straße, freut sich darüber. Er ist zugegebenermaßen selbst ein großer Fan von Weihnachtssternen. Zuhause hat er Exemplare, die schon 19 Jahre alt sind. Der Fachmann weiß, dass Weihnachtssterne überaus empfindliche Pflanzen sind, zumal sie aus warmen Gefilden stammen. Erfolgreiche Kultur ist nur mit chemischer Keule oder Nützlingseinsatz möglich, wobei sich die Heggbacher Einrichtungen bereits vor fünf Jahren für Schlupfwespen und Nematoden, mikroskopisch kleine Fadenwürmer, entschieden haben. Beide Nützlinge schützen die Pflanzen vor den gefährlichen weißen Fliegen und Trauermücken, die Blattunterseite oder Wurzel angreifen. Die Nützlinge werden dabei in einem von Pflanzenschutzarzt Dr. Wolfgang Ahlvers vom Erzeugerring Schwaben wissenschaftlich begleiteten Anbauplan eingesetzt: die Schlupfwespen-Larven auf einem Pappstreifen in die Blätter gehängt, die Nematoden über das Gießwasser zugeführt. Mit geschultem Auge und Leimtafeln checkt er regelmäßig den Befall und gibt Erich Lehr und seinem Team den optimalen Einsatz der Nützlinge vor. Der Kunde kauft die Weihnachtssterne und bemerkt von den Nützlingen gar nichts. Sie leisten unbeobachtet ihren Dienst und können sich in der WfbM Biberach nur deshalb voll entfalten, weil auch sonst keine gefährlichen Spritzmittel eingesetzt werden. "Da würden die Nützlingen sofort eingehen", verdeutlicht Lehr.

Um den Weihnachtssternen einen schönen Habitus, sprich eine kompakte Form mit viel Blatt und wenige Stängel, zu verleihen, fährt die WfbM-Gärtnerei eine wissenschaftlich anerkannte "Cool-Morning"-Strategie, zu deutsch die Methode "Kühler Morgen". Computergesteuert sinken Wasserzufuhr, Temperatur, werden Luftzufuhr und Lichteinfall gemanagt. In den frühen Morgenstunden veranlassen diese Tricks den Weihnachtsstern, sein Wachstum verbraucherorientiert auszurichten. Diese Steuerung wird in der vegetativen Phase von Juni bis September genau eingehalten, um die verschiedenen Größen und Ausprägungen zu erhalten. In der anschließenden generativen Phase geht es darum, die Blüten zeitgerecht auszubilden, damit sie spätestens an Weihnachten blühen.

Dass es Weihnachtssterne mittlerweile auch in Rosa, Weiß und Burgund, ja sogar gesprenkelt, gibt, entspricht den Kundenwünschen zwar. 80 Prozent verlangen von Oktober bis Dezember aber nach wie vor rote Weihnachtssterne, so Lehr. Ein großes Plus ist für Erich Lehr der Verzicht auf lange Transportwege. Die Stecklinge werden in Deutschland bewurzelt und gelangen in wenigen Stunden nach Biberach. "Dass wir die Weihnachtssterne selbst kultivieren, ist nicht nur umweltfreundlich, sondern entspricht auch der sensiblen Natur der Pflanzen."

Giftig sind Weihnachtssterne übrigens nicht: "Wer 30 Weihnachtssterne essen würde, wäre in Gefahr", sagt Erich Lehr. Damit Verbraucher mit dem grünen Daumen auch über den Jahreswechsel hinaus etwas von ihren Pflanzen haben, gibt es eine ausführliche Pflegeanleitung: Die WfbM-Gärtnerei hat Herkunft, Botanik und Pflege auf zwei DINA 4-Seiten aufgeführt. Die vier wichtigsten Tipps zur Pflege finden sich darüber hinaus in jedem Topf:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Gärtnerei der Heggbacher Einrichtungen beschäftigt seit 1993 in der Rindenmooser Straße neben einem Gärtnermeister acht Menschen mit Behinderungen und eine Hilfskraft. Geöffnet ist sie montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr sowie am Samstag von 8 bis 13 Uhr.

 

Link kopieren