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26.03.2010
Heggbacher Wohnverbund

Ohne Worte kommunizieren

In Heggbach hat ein Fachtag zum Thema „Unterstützte Kommunikation“ stattgefunden. Die Unterstützte Kommunikation hilft Menschen, die nicht sprechen können, sich dennoch mit anderen zu verständigen. „Sinn des Fachtags war es, über Unterstützte Kommunikation zu informieren, das Thema noch stärker ins Bewusstsein zu rücken und mit positiven Impulsen eine Aufbruchstimmung zu erzeugen“, sagt Ehrenfried Müller, Fachpädagoge für Unterstützte Kommunikation, der den Fachtag zusammen mit den Kommunikationspädagogen Rita Schultheiß und Robert Stirner organisiert hat. Veranstalter war der Heggbacher Wohnverbund der St. Elisabeth-Stiftung.

Verständigung kann natürlich auch ohne Worte funktionieren. Ein „Oh“, ein „Hm“, ein bedeutungsvoller Blick, ein Rollen mit den Augen, eine abfällige Handbewegung, ein Stirnrunzeln oder eines jener vielsagenden Fingerzeichen – manchmal sind Mimik und Gestik aussagekräftiger als alles andere. Aber diese Form der Kommunikation stößt an Grenzen, wenn es um komplexere Inhalte geht. Hier können sich die meisten Menschen der Sprache bedienen, aber auch für nichtsprechende Menschen ist die Verständigung mit anderen möglich: Gebärden, Fotos, Symbole, elektronische Sprachausgabegeräte - die Unterstützte Kommunikation bietet zahlreiche Hilfsmittel an. „Das Ziel Unterstützter Kommunikation ist immer eine individuelle Verbesserung der Kommunikationskompetenzen bei Menschen, die nicht oder nur unzureichend sprechen können“, sagt Ehrenfried Müller, Fachpädagoge von der Beratungsstelle Unterstützte Kommunikation in Heggbach.

„Unterstützte Kommunikation sollte in allen Lebensbereichen integriert sein und nicht als Therapie oder Förderung verstanden werden“, betonte Professor Dr. Gregor Renner von der Katholischen Fachhochschule Freiburg in seinem Fachvortrag über Organisationsstrukturen, mit denen Unterstützte Kommunikation in sozialen Einrichtungen etabliert werden kann. „Auch in Zeiten knapper Ressourcen können Mitarbeiter und Bezugspersonen durch ihre Haltung schon vieles bewirken“, ergänzt Ehrenfried Müller. „Auch wer nicht sprechen kann, hat was zu sagen – das muss gerade in sozialen Einrichtungen fester Grundsatz sein.“

Mit Hilfe eines Talkers, den sie mit den Augen steuert, schilderte  Nele Diercks  ihre ganz persönlichen Erfahrungen – ein Vortrag mit viel Humor, der den Zuhörerinnen und Zuhörern unter die Haut ging. Die 19-Jährige kann aufgrund einer hirnorganisch bedingten Behinderung nicht sprechen und keine gezielten Bewegungen ausführen. Sie berichtete, dass sie lange Zeit nicht selbst über ihr Leben bestimmen konnte, weil sie ihre Gedanken nicht auszudrücken vermochte. Erst mit der Weiterentwicklung von Unterstützter Kommunikation und neuen Hilfsmitteln sei es ihr möglich geworden, sich mit anderen Menschen zu verständigen. „Der Vortrag von Frau Diercks hat eindrücklich klar gemacht, dass Unterstützte Kommunikation für nichtsprechende Menschen im täglichen Leben einen enormen Zugewinn an Selbstbestimmung bedeuten kann“, sagt Ehrenfried Müller.

In drei Workshops konnten die über 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Fachtags aus der St. Elisabeth-Stiftung und anderen Einrichtungen tiefer in die Praxis der Unterstützten Kommunikation einsteigen. Lars Tiedemann, Diplom-Heilpädagoge und Lehrbeauftragter am Zentrum für Unterstützte Kommunikation an der Katholischen Fachhochschule Freiburg, erläuterte, wie Augensteuerung funktioniert. Claudio Castaneda, Referent im Lehrgang Unterstützte Kommunikation zeigte auf, welche Möglichkeiten Unterstützte Kommunikation für Menschen mit Autismus bietet. Katrin Salziger, Beraterin für UK-Hilfsmittel, stellte einfache Sprachausgabegeräte vor. Eine Hilfsmittel-Ausstellung bot weitere Ideen und Anregungen.

 

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