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16.11.2020
Wohnpark am Schloss, Bad Waldsee

„Mit Gesundheit, Glück und Gottvertrauen“

BAD WALDSEE – Mit Albert Maucher feiert am 20. November der älteste Bewohner des Pflegeheims im Wohnpark am Schloss seinen 100. Geburtstag. Bis heute erfreut sich der vierfache Vater und zweifache Großvater stabiler Gesundheit.

Albert Maucher macht auch mit knapp 100 Jahren noch jeden Tag einen gut einstündigen Spaziergang durch den Schlosspark. Foto: Sabine Ziegler/ St. Elisabeth-Stiftung

Albert Maucher ist in einer schwierigen Epoche nach Ende des 1. Weltkrieges (1918) und dem Beginn der nationalsozialistischen Diktatur (1933) geboren und herangewachsen. Sein Vater war einer von insgesamt 2,7 Millionen deutschen Soldaten, die im Krieg schwere Verletzungen erlitten und ebenso wie 600.000 Witwen und 1,2 Millionen Waisen auf Hilfen des Staates angewiesen waren. „Wir lebten in bitterer Armut auf unserem kleinen Hof, versorgten uns selbst und die Freude war groß, wenn zu Weihnachten frische Äpfel aus dem Keller geholt wurden und es dazu ein Butterbrot gab“, erinnert sich der Senior an eine Kindheit in mageren Jahren.  

Mit dem zweiten Weltkrieg wurde alles noch bitterer. „Ich war fünf Jahre im Krieg in Russland und Frankreich - das waren meine schrecklichsten Jahre überhaupt, mehr möchte ich gar nicht sagen...“, so der Senior über eine Zeit, die sich tief in sein Gedächtnis eingegraben haben muss. Zurück auf dem elterlichen Hof fiel ihm nach Kriegsende 1945 als Ältester von sechs Geschwistern die Verantwortung für die Landwirtschaft zu. 1955 heiratete er „seine“ Maria aus Enzisreute, die vier Töchtern das Leben schenkte. „Ich war ein begeisterter Landwirt und gemeinsam haben wir viel geschafft auf unserem Hof“, blickt Albert Maucher dankbar zurück.

Als er 1966 das Angebot der Raiffeisenbank Gaisbeuren für den Posten des Geschäftsführers erhielt, griff er zu und war dort knapp 20 Jahre lang hauptberuflich tätig als Bankkaufmann. „Abends ging’s dann immer noch in den Stall oder in den Wald - ohne die Mithilfe meiner ganzen Familie wäre dies aber nicht gegangen“, räumt Albert Maucher ein. Vorstandsposten hatte er in den Jahren ab 1950 auch bei der AOK Bad Waldsee inne und ab 1979 gehörte er zur Geschäftsführung der Grastrocknungsgenossenschaft Gaisbeuren.

Mit 80 Jahren entschied sich das Ehepaar Maucher für einen Umzug in den neu eröffneten Wohnpark am Schloss, weil das Bauernhaus zu groß geworden war für die beiden. „Wir waren bei den ersten Bewohnern im ’Wohnen mit Service’ und haben uns gut eingelebt und die Angebote im Haus gerne angenommen“, berichtet Albert Maucher. Der neue Bewohner stiftete der Seniorenwohnanlage fortan auch jedes Jahr einen Maibaum aus seinem Wald. Als seine Frau Maria vor sechs Jahren starb, blieb der Witwer noch drei Jahre alleine in der Wohnung. „Nach einem Krankenhausaufenthalt bin ich vor drei Jahren ins Pflegeheim gekommen und fühle mich dort gut aufgehoben.“

Seine Tage sind von morgens bis abends durchstrukturiert mit Spaziergang am Morgen, Essen, Ausruhen, Zeitungslektüre und Fernsehen am Abend. „Die Wahlen waren ja spannender als jeder Krimi - aber haben die Amerikaner eigentlich keinen Jüngeren gefunden als neuen Präsidenten?“, fragt sich der knapp 100-Jährige und lächelt dabei. Nach dem Rezept dafür befragt, wie der Mensch auf eine Lebenszeit von einem ganzen Jahrhundert kommen kann, sagt Albert Maucher nur: „Mit Gesundheit, Glück und Gottvertrauen!“

Obwohl auch er als Heimbewohner in der Corona-Pandemie von Einschränkungen betroffen ist, hat der Hochbetagte noch eine Botschaft für jüngere Generationen parat: „Wer einen Krieg erleben musste, der weiß, dass es nichts Schlimmeres geben kann als das - dagegen ist Corona eine kleine Geschichte!“ Allerdings ist davon jetzt auch seine eigene Geburtstagsfeier betroffen, weil sie aufgrund behördlicher Vorgaben nicht wie geplant wird stattfinden können.

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