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12.02.2021
Kinder-Jugend-Familie

Erzieherinnen sorgen sich um das Wohl der Kinder

Eigentlich hätten Kindergärten und Kindertagesstätten in Baden-Württemberg Anfang Februar wieder den normalen Betrieb aufnehmen sollen. Die Landesre-gierung hat die Öffnung jetzt auf den 22. Februar verschoben. Das vergangene Corona-Jahr war für Kinder, Eltern und Erzieherinnen eine schwere Zeit. Drei Erzieherinnen aus den Kindergärten der St. Elisabeth-Stiftung berichten.

Die Kinder, die zuhause bleiben müssen, sollen sich nicht vergessen fühlen. Dabei hilft auch ein Schild am Zaun des Kindergartens Gut Betha in Ulm. Foto: Andrea Merkle

„Warum gehört pädagogisches Fachpersonal nicht zu dem Personenkreis, der jetzt zuerst geimpft wird?" Das ist die Frage, die Erzieherinnen derzeit am meisten umtreibt, berichtet Andrea Merkle. „Wer betreut die Kinder, auch in den Notgruppen, wenn das Personal an Corona erkrankt ist?" Ihr Kindergarten Gut Betha in Ulm war nur zu Beginn des ersten Lockdowns kurzfristig komplett geschlossen. Seither gibt es durchgehend eine Notbetreuung.

In Gedanken sind die Erzieherinnen immer auch bei den Kindern, die zuhause bleiben müssen. Den Kindergarten Gut Betha besuchen ausschließlich Kinder mit Migrationshintergrund. Sie haben jetzt keine Chance, Deutsch zu lernen, sagt Merkle. Außerdem gehe die Schließung oft zu Lasten ihrer Sozialkompetenz. Manche Kinder würden zuhause zu viel vor dem Fernseher sitzen. Einschulungsuntersuchungen finden derzeit nicht statt – für einige Kinder eine Katastrophe, findet Merkle. Und den Eltern fehle in dieser Corona-Zeit die Unterstützung der Erzieherinnen, im pädagogischen Bereich und einfach mal als offenes Ohr für ihre Sorgen. 

„Die Kinder sind sehr unsicher, denen rattert ganz viel im Kopf herum, sie können die Situation nicht einordnen", berichtet auch Ramona Achberger, Leiterin der Kindertagesstätte im Wohnpark St. Georg in Meckenbeuren. Von den 31 Kindern, die normalerweise die Tagesstätte besuchen, kommen 16 zur Notbetreuung. Die anderen, die zuhause bleiben müssen, würden sehr darunter leiden, dass sie ihre Freunde nicht mehr treffen. Ab und zu machen die Erzieherinnen mit den Kindern in der Notbetreuung Spaziergänge zu den daheim gebliebenen Kindern, klingeln an der Haustür und winken mit Abstand. Sie schicken ihnen kurze Videos oder stecken kleine Geschenke in die Briefkästen. „Dann wissen sie, dass wir sie nicht vergessen haben."

Ganz anders ist die Situation im Schulkindergarten St. Maria in Riedlingen: Er ist seit den Weihnachtsferien normal geöffnet. Ihn besuchen Kinder mit geistiger und körperlicher Behinderung. Sie vermissen jedoch die Kooperation mit dem städtischen Regelkindergarten im selben Gebäude. Andrea Schäuble, Leiterin des Schulkindergartens, leuchtet nicht ein, warum für ihre Einrichtung andere Vorschriften gelten: „Diese Entscheidung der Politik können wir nicht nachvollziehen", sagt sie.

Alle drei Erzieherinnen berichten, dass ihre Teams dünnhäutig geworden sind. „Es ist eine große Belastung, wiederholt nicht zu wissen, ob und wann wir für alle öffnen. Wir werden überflutet mit Informationen zu Regelungen und Änderungen", sagt Andrea Merkle. Die Erzieherinnen wünschen sich endlich klare Vorgaben, wie die Kindergärten nach und nach wieder aufmachen. „Dass nicht immer wieder falsche Hoffnungen bei den Eltern geweckt werden", sagt Ramona Achberger. Wenn die Eltern von vornherein gewusst hätten, dass die Kinder drei bis vier Monate zuhause sind, hätten sich viele ganz anders darauf eingestellt.

Für sich selber sehen die Erzieherinnen natürlich auch die Gefahr der Ansteckung mit dem Corona-Virus. In ihrem Arbeitsalltag haben sie engen Kontakt zu Kindern und begegnen beim Bringen und Abholen den Eltern und Großeltern. Trotz der Sorge um ihre eigene Gesundheit sprechen sich die Erzieherinnen für eine baldige Öffnung der Kindergärten aus - im Interesse der Kinder.

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