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21.04.2023

Ein Ausflug in längst vergangene Zeiten

Bad Waldsee/Aulendorf - Ein Stück Geschichte lebendig machen die Akteurinnen und Akteure des Kürnbacher Theaterprojekts mit den Szenen ihres selbst geschriebenen Stücks „`s Leba eba“. Und haben damit bei ihrem Publikum, den Bewohnerinnen und Bewohnern der Wohnparks St. Vinzenz in Aulendorf und am Schloss in Bad Waldsee, Erinnerungen an das Leben im Nachkriegs-Deutschland geweckt.

Kürnbacher Seniorentheatergruppe begeistert mit „‘s Leba eba“ in den Wohnparks

Schön waren sie, die alten Zeiten, als Laden, Molkerei, Wirtshaus und Kirche noch Dreh- und Angelpunkte des Dorflebens waren. Meistens jedenfalls. Etwa, als man beim Frühschoppen „verhocket isch“, bis daheim die Suppe kalt und der Sonntag gelaufen war. Beim Ähren nachlesen und „Krummbiera nachklauba“ konnte es auch ganz schön hart sein, das Leben. In urigem Schwäbisch machte die Theatergruppe die alten Zeiten lebendig, die die meisten im Publikum noch kennen. Vieles von dem, an das auf der Bühne so lebhaft und humorvoll erinnert wurde, haben die Zuschauerinnen und Zuschauer in der eigenen Kindheit erlebt. Haben selbst noch den Geruch beim Hausschlachten in der Nase, nicken wissend bei in „Eiwohl“ haltbar gemachte Eier im Keller. Oder erinnern sich noch an das Getuschel über „Franzosenliebchen“ und die ersten Kontakte mit Gastarbeitern.


Im Rahmen des Förderprogramms „LandKULTUR“ hat das Oberschwäbische Museumsdorf Kürnbach ein innovatives Theaterprojekt für die Generation 60plus ins Leben gerufen. Mit Unterstützung von Theaterpädagogin Lilo Braun und Regieassistentin Diane Kopp hat eine Gruppe von zehn Seniorinnen und Senioren das Stück „‘s Leba eba“ entwickelt und einstudiert und schon etliche Male auf der Kürnbacher Freilichtbühne zum Besten gegeben. Die Aufführungen in diesen Tagen in den Einrichtungen der St. Elisabeth-Stiftung in Aulendorf und Bad Waldsee waren eine willkommene Abwechslung sowohl für Bewohnerinnen und Bewohner als auch für Mitarbeitende. Auch hier ernteten die Frauen und Männer der Theatergruppe viel Beifall für ihr Spiel. Dabei war beileibe nicht alles leichte Kost. Der eindringliche Monolog des Kriegsheimkehrers, der nach Front und Gefangenschaft in Stalingrad in einem Zimmer der Flüchtlingsunterkunft lebt, weil seine Frau ihn für tot erklären ließ, damit sie wieder heiraten konnte, um einen Vater für ihre Kinder zu haben, ging ebenso an die Nieren wie die Aufzeichnungen einer jungen Mutter aus Schlesien, die mit ihren Kindern nach Krieg und Vertreibung und wochenlanger Flucht auf einem Bauernhof in Kürnbach einquartiert wurde. Zu fünft in einem Zimmer und alles andere als willkommen.


Am Ende stimmte die Gruppe das alte Lied „`s ist Feierabend“ an und die allermeisten im Publikum sangen mit. „Aus längst vergangnen Zeiten klingt`s gar heimlich durch`s Gemüt …“ – ein bewegender Moment. Applaus und Begeisterung waren so groß, dass alle Strophen gleich noch einmal gesungen wurden. Das Gesehene und Gehörte bot auch anschließend bei Kaffee und Kuchen noch viel Gesprächsstoff.
 

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