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22.01.2024

Franz Wohlfahrt: „Zuerst an den Glauben denken“

SIGMARINGEN – Es braucht Mut und Respekt, den Weg ins Hospiz Johannes zu wagen, so die Einschätzung von Autor Franz Wohlfahrt. Doch der Einladung in die gute Stube – dem Wohnzimmer - ist er gern gefolgt, um sein neues Buch „Jesus, Maria, der Josef und ich“ in einer öffentlichen Lesung vorzustellen.

Franz Wohlfahrt liest im Wohnzimmer des Hospizes Johannes in Sigmaringen. Foto: Anne Laaß/St. Elisabeth Stiftung

Auch in seinem jüngsten Werk hat er sich mit der Thematik von Christi Geburt und Weihnachten auseinandergesetzt. Es sei ein stetiger Prozess, sich mit dem Glauben an sich und dem eigenen Interesse daran zu beschäftigen, verdeutlichte Wohlfahrt. Umso mehr freute es ihn, den Interessierten einen Einblick in seine Gedanken und Schreibwelt zu geben. „Mein Buch ist aber kein klassisches Weihnachtsmärchen, denn auch die Schriften von Lukas und Matthäus handeln nicht vom Fest“, sagte er dem Publikum, zu dem auch die Leiterin des Hospizes, Hildegard Burger, gehörte. Sie brachte zum Ausdruck, dass mit der ersten Lesung auch ein anderer Geist einfließen könne.

Es ging darum, das Evangelium nicht wörtlich zu nehmen, sondern bildlich und sprichwörtlich hinter die Kulissen zu blicken. Die Bibel ist fragend und begleitet

Menschen seit 2000 Jahren auf ihren Lebenswegen. So treffen auch heute noch die Parabeln auf die Realität. „Wer bewegte Martin Luther King, sich gegen die Sklaverei aufzulehnen?“, fragte Wohlfahrt in die Runde. Die Antwort ist für ihn klar: der Glaube an Gott. Es sei wichtig, dass nicht alles verstanden werden muss, solange der Sinn wahrgenommen werde. Als Beispiel dafür nimmt er Maria, die auserkoren wurde, den Sohn Gottes auf die Welt zu bringen.

Doch welche Rolle spielte darin Josef? Er ist der Beschützer seiner Familie, verdeutlichte Wohlfahrt. Er nimmt Jesus als seinen Sohn an, zieht ihn auf, passt auf ihn auf und findet letztlich immer einen Weg für seine Familie. Aus heutiger Sicht könnte es eine Familie sein, die vor der Verfolgung in ihrem Heimatland in einem Boot über das Mittelmeer flüchtet.

Im Gegensatz dazu verheißen die Hirten an der Krippe bei der Geburt Jesus’ Frieden. Doch wo ist er zu finden? Wohlfahrt rät, zuerst an den Glauben zu denken, achtsam und wachsam zu sein, denn der „allumfassende Schöpfergeist“ sei in allen Lebensformen zu finden. In der Bibel heiße es nicht America first oder Europa first, sondern Gott first, dann werde Frieden auf Erden herrschen. Es gelte, vermehrt auf das Herz zu hören, wenn es sagt: Fürchte dich nicht, geh diesen Weg, dann stecke darin auch Gottvertrauen. Mit ähnlichen Worten schickte Gott die Hirten der Bibel nach in ihr Abenteuer und gab ihnen die Chance, Jesus zu sehen. Das gelte auch für die Menschen, die ihren letzten Weg ins Hospiz antreten. Er wünschte ihnen Mut und riet, sich nicht zu fürchten, sondern das Gute in jedem Moment zu sehen und wahrzunehmen.

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