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08.06.2005
Fachdienst Bildung und Entwicklung, Heggbach

Fachfrau für Unterstützende Kommunikation

HEEGBACH/BIBERACH – Rita Schultheiß ist staatlich geprüfte Kommunikationspädagogin. Schon seit mehreren Jahren macht sich die gelernte Heilerziehungspflegerin bei der Behindertenhilfe der St. Elisabeth-Stiftung besonders für Unterstützende Kommunikation stark. Mit welchen Mitteln und Methoden sprachbehinderten Menschen geholfen werden kann, darüber informiert die Expertin erstmals öffentlich in einem Vortrag am Montag, 13. Juni, um 19.30 Uhr, im Rosa-Bauer-Haus in Biberach.

Die Unterstützende Kommunikation ist ein weites Feld, das sich Rita Schultheiß in einer zweieinhalbjährigen Weiterbildung erschlossen hat. Ihr Angebot richtet sich an Betroffene und Betreuer. Die Unterstützende Kommunikation bietet unterschiedliche Kommunikationssysteme, die alternativ oder ergänzend zu den Laut sprachlichen Fähigkeiten eines Menschen Kommunikation ermöglichen. Dabei werden zum Beispiel der Einsatz von gezielten Blickbewegungen, Gestik, Mimik und Gebärden, ebenso genutzt, wie Fotos, Bilder oder Symbole. Basale Kommunikation ist zudem die spezielle Möglichkeit, ohne Vorbedingungen und Voreingenommenheit einem Menschen mit schwerer geistiger Behinderung oder stark autistischen Verhalten, aber auch Patienten in Demenz oder Wachkoma, zu begegnen. Hier wird hochsensibel auf die Reaktionen des Gegenübers geachtet, Laute, Bewegungen, Körperhaltungen oder Muskelspannung werden interpretiert und darauf entsprechend reagiert.

In einigen europäischen Ländern, wie Skandinavien oder England, gehört die Unterstützende Kommunikation bereits zum etablierten Beratungsangebot, das Logopädie und Krankengymnastik unterstützt. In Deutschland sei das Fachgebiet dagegen in den Köpfen noch nicht drin, sagt Rita Schultheiß. Das möchte sie ändern. Zumal die Kommunikationspädagogin erkannt hat, welche vielseitigen Methoden und Mittel es gibt, um im Alltag auch ohne herkömmliche Sprachwerkzeuge klar zu kommen.

Bei den Heggbacher Einrichtungen gehört Unterstützende Kommunikation bereits seit vier Jahren zur Erwachsenenbildung des Fachdienstes Bildung-Kultur-Freizeit. In Kursen wurden behinderten Menschen und Mitarbeitern Gebärden vermittelt, die im Alltag hilfreich sind. Mit der Weiterbildung von Rita Schultheiß wird dieses Angebot noch vertieft, erweitert und auf externe, das heißt nicht von den Heggbacher Einrichtungen betreute Personen ausgedehnt. „Gerade für behinderte Kinder ist die Unterstützende Kommunikation zur Entwicklungsförderung enorm wichtig, damit sie nicht passiv bleiben, sondern sich in ihre Umwelt einbringen“. Mehr Lust, sich auszudrücken, bedeutet auch für Erwachsene mehr Selbstbestimmung, soziale Kontakte und Lebensfreude, einfach mehr Lebensqualität.

Rita Schultheiß bringt nicht nur die Kenntnis darüber mit, welche Kommunikationshelfer es für unterschiedlichste Bedürfnisse gibt. In den Heggbacher Einrichtungen ist es auch ihre Aufgabe, diese zu entwickeln, angepasst an die einzelnen Betreuten an ihre Fähigkeiten und Bedürfnisse. Der Getränkefächer für Erwin muss nur die von ihm bevorzugten Durstlöscher enthalten. Lebt Erwin in der Familie oder selbstständig, können Angehörige oder Betreuer von Rita Schulheiß erfahren, dass es auch noch elektronische Sprachausgabegeräte gibt.

Rita Schultheiß sieht ihren Bereich als wichtig an, weil er die gesetzlich geforderte Selbstbestimmung und Teilhabe unterstützt. Auch die einfache Kommunikationstafel oder ein Visualisierter Plan können schon mehr Freiheit bedeuten. Umgekehrt: Nicht zu kommunizieren, lässt auch bei Erwachsenen oftmals ein passives und nicht selten aggressives Verhalten folgen. Die Unterstützende Kommunikation bietet vielfältige Möglichkeiten, auch bei Sprachbarrieren, die durch Unfall oder Krankheit entstanden sind. Und somit jeden von uns jeden Tag treffen können.

 

Nähere Informationen beim Vortrag am Montag, 13. Juni, um 19.30 Uhr im Rosa-Bauer-Haus in Biberach oder bei Rita Schultheiß, Telefon 07353-81-293, Mail: schultheiss@heggbach.de

 

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