Heggbach gedenkt der Euthanasieofer

HEGGBACH - Am Dienstag, 31. März, wird im Heggbacher Wohn- und Werkstattverbund ab 10.30 Uhr der geistig behinderten Euthanasieopfer des Nationalsozialismus gedacht. Im Rahmen einer kleinen Feier in der Gedenkstätte in der Kirche, am „roten Fenster“, werden Praktikantinnen und Praktikanten für jedes Opfer eine Blume niederlegen.

Vor fast 70 Jahren wurde behinderten Menschen von der NS-Diktatur das Lebensrecht abgesprochen. Die „Aktion T4" forderte allein in Grafeneck im Jahr 1940 über 10.600 Opfer. Männer, Frauen und Kinder jeden Alters, wurden in einer Gaskammer auf dem Gelände des Schlosses mit Kohlenmonoxyd getötet. Zu den Opfern zählten jene Menschen in den Heil- und Pflegeanstalten, die in den Augen der Täter als „lebensunwert“ galten. Dies waren vor allem Menschen, die als nicht arbeits- und leistungsfähig galten, Menschen die als „Langzeitpatienten“ angeblich die öffentlichen Haushalte des Landes, der Kreise und der Kommunen belasteten sowie Menschen, die von NS-Gerichten als „Kriminelle“ in Heil- und Pflegeanstalten eingewiesen waren. Aus der näheren Umgebung hier waren dies Menschen die in Einrichtungen in Weissenau, Zwiefalten, Schussenried, Ingerkingen, Heggbach und Liebenau lebten. Allein aus der „Pflegeanstalt Heggbach“ wurden 193 Männer und Frauen abtransportiert, aus dem „Kinderasyl Ingerkingen“ wurden 72 Mädchen und Jungen nach Grafeneck in den Tod geschickt.

Cornelia Haid-Rauth, und rund 30 Praktikantinnen und Praktikanten des Heggbacher Wohn- und Werkstattverbundes haben gemeinsam gegen das Vergessen während eines Seminartages die Gedenkstätte Grafeneck besucht. In Rahmen der Gedenkfeier, die von Schwester Ulrike tatkräftig unterstützt wird, wollen die Praktikantinnen und Praktikanten nun ihre Gedanken an eine Tafel vor dem „roten Fenster“ heften. Für jedes der insgesamt 265 Opfer aus Heggbach und Ingerkingen werden sie zum Gedenken eine Blume niederlegen.

Besucher sind zur Gedenkfeier herzlich willkommen.