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13.03.2006
Fachdienst Bildung und Entwicklung, Heggbach

Einblicke in soziale Einrichtungen in Rumänien

BIBERACH/HEGGBACH - Viel Natur, freundliche Menschen – aber auch ein großer Bedarf an Hilfe. Der im Rosa-Bauer-Haus tätige Heilerziehungspfleger Herbert Zirk hat im Rahmen eines EU-Projekts mehrere Monate in Rumänien verbracht und dort in sozialen Einrichtungen mitgearbeitet. Über seine Erfahrungen berichtet eine Foto-Ausstellung in der Galerie St. Elisabeth im Begegnungszentrum (BeZätt) in Heggbach. Vernissage ist am 17. März um 16.30 Uhr.

Der Biberacher Herbert Zirk hat im vergangenen Jahr eine spannende Reise gemacht. Mehrere Monate lang hat der Heilerziehungspfleger im Rahmen eines EU-Projekts in sozialen Einrichtungen in Rumänien mitgearbeitet. „Interessant und sehr lehrreich“, sei der Aufenthalt in Osteuropa gewesen, sagt Zirk. Die erste Station war die Jugendfarm „Paulus“ in Bakowa. Die Farm ist Eigentum des Caritasverbandes, zu ihr gehören etwa 100 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche. Junge Obdachlose erhalten dort familienähnliche Lebensbedingungen und können einen Beruf erlernen. Außerdem half der Heilerziehungspfleger bei der Verteilung von Hilfsgütern, die aus Deutschland, Österreich und Südtirol für den Caritasverband Temeswar angeliefert wurden. „In der Zeit, in der ich dort war, ist das Banat von zwei schweren Überschwemmungen heimgesucht worden, zahlreiche Familien wurden obdachlos“, berichtet Zirk. Er habe deshalb beim Aufbau von Notunterkünften in überschwemmten Ortschaften geholfen. Weitere Stationen des Aufenthalts waren das künftige, im Bau befindliche Hospiz „Josefsheim“, in dem schwer kranke Erwachsene aus Temeswar betreut werden sollen sowie das Schülerwohnheim mit Tagesstätte der Caritas in Lipova, dessen Bau zurzeit wegen finanzieller Engpässe ruht. Aber auch das „Nachtasyl“ von Pater Beno in Temeswar besichtigte Zirk – von 20 Uhr am Abend bis acht Uhr am Morgen finden Obdachlose hier einen Platz. Ein sehr soziales Arbeitsklima spürte Zirk im Haus „Heilige Maria“ in Mercydorf, wo zehn geistig behinderte Kinder betreut werden und im Behindertenheim Neubeschenowa. Dort leben Minderjährige mit neuropsychischen Problemen. „Eine Krankenschwester aus Deutschland hat hier im Rentenalter ein kleines, gut funktionierendes Heim für Schwerbehinderte aufgebaut – und unterstützt die Angestellten mit ihrem eigenen Geld“, berichtet Zirk noch immer tief beeindruckt. „Solche Einrichtungen sind eine Rarität in einer Gesellschaft, in der Behinderte oft noch versteckt und vernachlässigt werden.“

Zirk besuchte auch staatliche soziale Einrichtungen in Rumänien – und stieß dabei auf für unsere Maßstäbe teilweise bedenkliche Zustände. „Im Vergleich dazu sind die Caritas-Einrichtungen der Diözese Temeswar bedeutend besser“, sagt der Heilerziehungspfleger. „Die Lebens- und Betreuungsbedingungen sind wesentlich höher, vor allem ist das Personal freundlich – überall ist die christliche Nächstenliebe wahrzunehmen.“

Herbert Zirk war trotz der Trennung zu seiner Familie in Deutschland erfüllt. „Die Menschen haben mir soviel Dankbarkeit entgegengebracht, allein schon für meine Besuche.“ Mit dem sozialen ambulanten Pflegedienst öffnete er bei Kranken nach Herzinfarkt oder Schlaganfall die Haustüre. Sie waren beglückt, weil sich ein Fremder für ihr Schicksal interessierte.

Die Sprache bereitete dem 53-jährigen Zirk im Übrigen kaum Probleme – der gebürtige Donauschwabe kam Anfang der achtziger Jahre in die Bundesrepublik und spricht fließend Rumänisch. Deshalb war er auch zeitweilig als Dolmetscher für deutsche Gäste tätig. „Die Uhren gehen in Rumänien langsamer als hier“, sagt der Heilerziehungspfleger. „Das hat aber auch seine guten Seiten – es gibt viel Zeit für ausführliche Gespräche, und ein paar Notizen reichen oft, wo in Deutschland viel Bürokratie nötig ist.“ Deutlich zu spüren war, laut Zirk, die allgemeine Ausbruchsstimmung in Richtung EU. Von den jährlichen sechs bis sieben Prozent Wirtschaftswachstum, vor allem in westlichen Gebieten, profitiere aber nach wie vor nur knapp ein Drittel der Bevölkerung.

 

 

In der Galerie St. Elisabeth im Begegnungszentrum Heggbach zeigt Herbert Zirk Fotos seines Aufenthaltes in Rumänien. Die Ausstellung wird am 17. März um 16.30 Uhr eröffnet und dauert bis zum 14. Mai. Die Öffnungszeiten sind von Montag bis Freitag von 9 bis 16 Uhr sowie am Wochenende von 14 bis 17 Uhr.

 

 

 

 

 

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