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17.07.2006
Institut für Reproduktionstoxikologie, Ravensburg

Paroxetin - keine Anhaltspunkte für Schädigungen des Fötus

RAVENSBURG – Die Einnahme des weit verbreiteten Antidepressivums Paroxetin während der Schwangerschaft erhöht nach vorläufigen Ergebnissen nicht das Risiko einer Fehlbildung des Kindes. Dies hat eine Studie des Ravensburger Instituts für Reproduktionstoxikologie ergeben. Die Studie widerspricht damit den Angaben des Herstellers.

Die Arzneimittelzulassungsbehörde der USA „Food and Drug Administration“ (FDA) und der Hersteller Glaxo Smith Kline hatten vor einem erhöhten Risiko von Fehlbildungen des Fötus gewarnt, wenn im ersten Drittel der Schwangerschaft Paroxetin eingenommen wird. Konkret war von einer Verdopplung der Herzfehlerrate bei Neugeborenen die Rede.

Die Grundlage für diese Warnung ist eine Untersuchung des Herstellers, die allerdings auf wackeligen Füßen steht. GlaxoSmithKline hat seine Angaben zu Paroxetin selbst mehrfach verändert.

Dr. Wolfgang E. Paulus vom Institut für Reproduktionstoxikologie hat für seine Studie 125 Fälle untersucht, bei denen Frauen während der Schwangerschaft Paroxetin eingenommen hatten. Das Ergebnis: Die Kinder dieser Frauen wiesen nicht häufiger Fehlbildungen auf als die Kinder von Frauen, die während der Schwangerschaft kein Paroxetin eingenommen hatten.

„Unsere Studie hat keinen Anhaltspunkt für einen schädigenden Einfluss von Paroxetin ergeben“, fasst Paulus zusammen, „wir sollten aber weiterhin entsprechende Daten sammeln, um Frauen beruhigen zu können, die Medikamente gegen eine Depression einnehmen.“

Die Studie des Ravensburger Instituts für Reproduktionstoxikologie hat weltweit für Aufsehen gesorgt, nachdem Dr. Wolfgang E. Paulus die Ergebnisse im Rahmen eines wissenschaftlichen Kongresses in Prag vorgestellt hatte.

„Die Hersteller in den USA sichern sich gegen jedes Risiko ab und neigen dazu, gerade Schwangeren vorschnell von der Einnahme eines Medikaments abzuraten, weil mit Schwangeren qualifizierte Studien schwer durchzuführen sind“, sagt Dr. Paulus, „aber wir dürfen nicht außer Acht lassen, dass die Absetzung eines entsprechenden Medikaments für eine an einer Depression erkrankte Frau schwerwiegende Folgen hat.“ Und der Mediziner fügt hinzu: „Ich befürchte außerdem, dass es Frauen gegeben hat, die auf Grund der negativen Meldungen aus den USA abgetrieben haben.“

Paroxetin ist weit verbreitet und wird zur Behandlung von Depressionen und bei Zwangs- und Panikstörungen eingesetzt. Es wirkt stimmungsaufhellend und angstlösend.

Die genauen Ursachen einer Depression sind noch immer nicht bekannt. Vermutet wird, dass bei dieser Krankheit das Zusammenspiel der verschiedenen Neurotransmitter im Gehirn gestört ist. Neurotransmitter sind chemische Stoffe wie Serotonin oder Noradrenalin, die Nervensignale übertragen. Paroxetin arbeitet als Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) und steigert die Wirksamkeit von Serotonin.

Das Institut für Reproduktionstoxikologie am Krankenhaus St. Elisabeth in Ravensburg untersucht die Auswirkungen von Medikamenten und Chemikalien auf die Fruchtbarkeit von Menschen und auf die Entwicklung des Kindes während Schwangerschaft und Stillzeit. Frauen und Ärzte können gezielte Anfragen an das Institut stellen, das mit der Universität Ulm zusammenarbeitet und dessen Träger die St. Elisabeth-Stiftung in Bad Waldsee ist.

 

Institut für Reproduktionstoxikologie

Elisabethenstraße 17

88212 Ravensburg

Telefon: (0751) 87 27 99

Telefax: (0751) 87 27 98

Internet: www.reprotox.de

 

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