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17.06.2013
Schule St. Franziskus, Ingerkingen

Ministranten wachsen über sich hinaus

In drei Tagen die Welt verändern? Vielleicht nicht. Aber über sich hinauswachsen und mitanpacken, wenn man gebraucht wird – das haben die Ministranten der Seelsorgeeinheit Federsee während der 72-Stunden-Aktion in der Schule St. Franziskus in Ingerkingen erlebt und bewiesen.

Scheue Blicke huschen durch den Raum. Ihr Rückzugsort sind die großen, leeren Papierbögen. Der fest umschlossene Pinsel in der Hand bietet Halt. Mit ihrer Unsicherheit sind die zwölf Ministranten im Alter von neun bis 13 Jahren nicht allein. Auch die gleichaltrigen St. Franziskus-Schüler stehen weniger den Besuchern, jedoch der Aufgabe skeptisch gegenüber. Der 13-jährige Schüler Niklas Majer, der sich über Laute, Mimik und Gesten verständigen kann, weigert sich, seine Hand bemalen zu lassen.

 

Bisher verbindet sie nur die alle vier Jahre stattfindende Sozialaktion „72 Stunden  - Uns schickt der Himmel“ des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Knapp 170 000 Kinder und Jugendliche beteiligen sich bundesweit mit sozialen Projekten an der Aktion. Die Gruppen konnten selbst ein Projekt wählen oder sich überraschen lassen. Die Ministranten vom Federsee haben die Initiative ergriffen und die Schule kontaktiert. „So konnten wir die Kinder darauf vorbereiten, wie Behinderungen entstehen und wie man damit umgeht“; sagt die 21-jährige Oberministrantin Silvia Scherzinger. Für alle in der Gruppe ist es eine neue Erfahrung, Menschen mit Behinderung in ihrem Alter zu treffen, sich über Worte hinaus zu verständigen. „Hierfür müssen sie ihre Hemmungen überwinden“, sagt Scherzinger.

 

„Kreative Aufgaben wie Malen und Singen bieten sich an, um schnell in Kontakt zu kommen“, sagt Sebastian Jung, Lehrer an der St. Franziskus Schule. Für die Jungen und Mädchen der Hauptstufe eins sei die Aktion eine willkommene Abwechslung vom Schulalltag.

 

Es dauert nicht lang, bis Niklas neugierig umherwandert und bei Finja Steinbrecher verharrt. Gerade hat sie den orange-roten Hintergrund fertig gemalt. „Magst du mitmalen?“, fragt die Neunjährige den Jungen. Als er interessiert schaut, zeigt sie auf die Farben und fragt ihn, welche sie verwenden soll. Niklas entscheidet sich für Lila. Als Finja ihm damit die Handfläche bemalt und sie anschließend behutsam auf das Papier drückt, ist die Angst verflogen und die Zeit an Tag zwei fast schon vorbei. Die Kinder der anderen Gruppe gesellen sich zu ihnen und geben die einstudierten Lieder zum Besten.  

 

Nun verbindet die Kinder mehr als nur eine Aktion. Ihr gemeinsames Bild, ein Zeugnis zahlreicher Begegnungen zwischen Schülern und Ministranten, erinnert sie daran.   

 

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