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21.05.2019

Bewusster Umgang mit Sprache zeigt Wirkung

BIBERACH – Viele Menschen benutzen in ihrer Alltagssprache Wörter, die sie nicht unbedingt so meinen. Gerade im Umgang mit kranken oder sterbenden Menschen kann sich dadurch aber eine ungewollte Wirkung ergeben. Dies zeigte der Vortrag „Jedes Wort wirkt“, zu dem die Ehrenamtlichen des Hospizes Haus Maria einluden.

Ines Franzke stellte das Sprach- und Kommunikationskonzepts „Lingva Eterna“ vor.

„Ich muss noch gschwind in die Apotheke, um das Rezept zu holen.“ Sätze wie diesen stellte die Referentin Ines Franzke bei ihrem Vortrag auf den Prüfstand, denn dieser Satz enthält gleich zwei Wörter, die beim Zuhörer ein eher ungutes Gefühl auslösen: „muss“ und „gschwind“. Um die Besucher im gut gefüllten Gemeindezentrum St. Martin in Biberach besser in die Gefühlswelt der Rezipienten eintauchen zu lassen, begann die freie Journalistin mit einer so genannten Wortprobe. Die rund 80 Besucher sollten sich bequem hinsetzen, die Augen schließen und so den unterschiedlichen Wirkungen von zehn Wörtern nachspüren. Es waren die Wörter Quelle, Quellwasser, Apfelbaum, Familienfeier, schnell, behutsam, müssen, wohlwollend, lächeln und Dankeschön.
Bei der Abfrage stellte sich heraus, dass es Wörter gibt, die alle Anwesenden als angenehm wahrnahmen wie beispielsweise „Quelle“. Allerdings sei es aus der Beobachtung der Dozentin so, dass diese positiv verankerten Wörter oft nicht zum aktiven Wortschatz der Menschen gehörten. Auf der anderen Seite würden Wörter, die ein eher unangenehmes Gefühl auslösen wie beispielsweise „schnell“, recht häufig verwendet. An Beispielsätzen machte die Referentin schließlich klar, dass Sätze eine wesentlich freundlichere Wirkung haben, wenn man auf die Wörter achte. „Wörter und Sätze können eben mehr als nur Informationen übertragen“, betonte Ines Franzke.
So ging die Fachdozentin des Sprach- und Kommunikationskonzepts „Lingva Eterna“ im weiteren Verlauf auf die Wirkung von ganzen Sätzen ein. In Partnerübungen teilten sich die Besucher gegenseitig ihre Beobachtungen mit, als ihr Gegenüber ihnen den Satz sagte: „Wann müssen wir losfahren?“ Die Resonanz war eindeutig: Dieser Satz erzeugt Druck. Besser sei es zu sagen: „Wann fahren wir los?“
Schließlich gab Ines Franzke noch drei Tipps zum bewussten Umgang mit Sprache. Als erstes sollte man zweimal eine halbe Stunde täglich bewusst auf das Wort „schnell“ verzichten, denn alles brauche seine Zeit. Zudem sollte man sich mit der Sprache Freiräume schaffen, indem man beispielsweise das Futur bewusst benutze. Und zuletzt sollte man die Vergangenheitsform bei abgeschlossenen Sachverhalten bewusst wählen. Durch die beiden letzten Tipps überlädt man die Gegenwart sprachlich nicht und schaffe sich gefühlte Freiräume.
Abschließend stellte die Referentin das Sprach- und Kommunikationskonzept von „Lingva Eterna“ vor, das auf drei Säulen beruhe: Die Präsenz des Sprechers, die Klarheit der Botschaft und die Wertschätzung gegenüber dem Gesprächspartner. Ein gutes Hilfsmittel zur Umsetzung seien die drei A beim Sprechen: Ansehen, Anschauen, Atempause. Empfehlenswert sei zudem der Verzicht auf Füllwörter.

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